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vom 24.08.2021, aktuelle Version,

Harry Hermann Spitz

Harry Hermann Spitz (andere Namen: Hermann Spitz und – als Pseudonym – Harry Hermann; * 7. März 1899 in Brünn, Österreich-Ungarn; † 10. Juni 1961 in Hamburg) war ein österreichischer Musiker (Bratsche), Rundfunkredakteur und Orchesterleiter. Er war zeitweise mit der deutschen Schauspielerin Gisela Peltzer verheiratet.

Leben und Wirken

Hermann Spitz studierte in Wien bis 1918 Musik und wirkte dann vermutlich als Substitut im Orchester der Wiener Philharmoniker mit. 1923 wechselte er an die Oper in Berlin. Kurz darauf gründete er als Bratschist eine eigene Formation, das Guarneri-Quartett, mit dem er Konzertreisen in zahlreiche europäische Länder und nach Amerika unternahm. Eine Infektion, die er sich auf einer der Gastspielreisen zuzog und die Lähmungen der Hand hervorrief, beendete 1928 seine Karriere als Instrumentalist. 1929 ging er nach Köln zur WERAG, wo er als Leiter der Konzert- und Schallplattenabteilung in den folgenden Jahren das Musikprogramm entscheidend prägte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er von diesen als Redakteur entlassen. Er wirkte dann als Kapellmeister in Wien (bis 1935), Neapel (bis 1938) und Monte Carlo (bis 1939). Danach war er ein Jahr lang Freiwilliger in der französischen Armee. 1941 wurde er in Nizza verhaftet und von dort in die deutschen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau (bis März 1944), Monowitz (bis Mai 1944), sodann Fürstengrube und Mittelbau-Dora (bis Januar 1945) verbracht, von wo er auf einen Todesmarsch geschickt wurde. Im Zuge der schwedischen „Aktion Bernadotte“ wurde er im Mai 1945 nach Trelleborg gebracht.

Ab 1946 leitete Harry Hermann Spitz das Philharmonische Orchester in Stockholm. Im Herbst 1947 wurde er Leiter der Musikabteilung des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) in Hamburg.

Grabstein „Kapellmeister
Harry Hermann-Spitz“,
Jüdischer Friedhof Ohlsdorf (Ilandkoppel)

Wenig später gründete er sein eigenes Orchester, das „Orchester Harry Hermann“, das 1948 zum ersten Mal auftrat und mehr als ein Jahrzehnt lang für moderne Unterhaltungsmusik sorgte, wobei sich der Stil des Orchesters eng an den des damals berühmten Anglo-Italieners Mantovani anlehnte. Hermann Spitz und sein Orchester wurden in Sendungen wie „Melodie der Welt“ und „Musik für Millionen“ einem großen Rundfunk- und Fernsehpublikum präsentiert. Als Eröffnungsmusik des Orchesters fungierten neben den von Mantovani bevorzugten Melodien (Charmaine etc.) vor allem Stücke von George Gershwin (u. a. Rhapsody in Blue und Ein Amerikaner in Paris).

Rechtsgerichtete Kreise warfen Spitz Ende 1955 Unterschlagung, Betrug und Fälschung seiner Biographie vor; polizeiliche Ermittlungen folgten. Obwohl die Beschuldigungen sich rasch als haltlos erwiesen und das Verfahren eingestellt wurde, erholte Spitz sich von dieser Intrige nicht mehr. Im Mai 1956 legte er sein Amt als Hauptabteilungsleiter Musik des Norddeutschen Rundfunks nieder; lediglich das Orchester Harry Hermann führte er weiter. Spitz starb an den Folgen seiner jahrelangen KZ-Haft und wurde auf dem Jüdischen Friedhof an der Ilandkoppel in Hamburg-Ohlsdorf beigesetzt.

Diskografie

  • Harry Hermann und sein Orchester: Intermezzo in Sweet – Musik zum Träumen (Polydor 10"-EP, März 1955)
  • Harry Hermann und sein Orchester: Serenade in Sweet – Musik zum Träumen (Polydor 10"-EP, Juli 1955)
  • Harry Hermann und sein Orchester: Allen bekannt – im neuen Gewand (Ariola 36778C 7"-EP)
  • Harry Hermann. Das Orchester. (1995)
  • Harry Hermann. Sinfonische Tanzmusik. (2005)

Filmografie

  • 1949: Hallo, Fräulein! – als Dirigent des RTO-Orchester des NWDR
  • 1952: Die Diebin von Bagdad – als Dirigent des NWDR-Orchesters

Literatur

  • Hans-Ulrich Wagner: Rekonstruktion einer gebrochenen Biographie. Harry Hermann Spitz. In: Robert von Zahn (Hrsg.): Manipulation der Öffentlichkeit. Rundfunk, Musikkritik und das NS-Regime 1933 in Köln. Kassel 2004 (Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 166)
  • Hans-Ulrich Wagner: Hermann (Harry) Spitz. In: F. Kopitzsch und D. Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Personenlexikon. Bd. 3. Göttingen 2006, S. 366f.
  • Hans-Ulrich Wagner: Harry Hermann Spitz (1899–1961). In: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit. 2008

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Grabstein des österreichischen Brachisten, Redakteurs und Kapellmeisters Harry Hermann Spitz , Jüdischer Friedhof Ohlsdorf , Planquadrat L1. Nach einem öffentlichen Aufruf wurde im Jahre 2000 die vernachlässigte Grabstätte und insbesondere der Stein kostenlos von der Firma „Bildhauerei und Atelier für Friedhofskunst Herzog & Söhne“ unter Wolfgang Herzog grundlegend restauriert. Das Grabmal war 1961 von seinem Steinmetzbetrieb gesetzt worden. Details: 1 , 2 bei Förderverein Ohlsdorfer Friedhof . Eigenes Werk Vitavia
CC BY-SA 4.0
Datei:Grab HarryHermannSpitz JüdischerFriedhof HamburgOhlsdorf (2).jpg