Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast
vom 19.08.2022, aktuelle Version,

K.u.k. Kriegspressequartier

Sitz des k.u.k. Kriegspressequartiers im Gasthaus Stelzer in Rodaun bei Wien (Foto um 1900)

Das kaiserlich und königliche Kriegspressequartier (KPQ) wurde zu Beginn des Ersten Weltkrieges am 28. Juli 1914 als Abteilung des österreichisch-ungarischen Armeeoberkommandos gegründet. Kommandant des KPQ war von Kriegsbeginn an Generalmajor (zuvor Oberst) Maximilian Ritter von Hoen. Ab März 1917 bis Kriegsende hatte der Oberst des Generalstabes Wilhelm Eisner-Bubna das Kommando.[1]

Die Aufgabe des KPQ war die Koordination aller Presseinformationen und Propagandatätigkeiten unter Einbeziehung sämtlicher damals verfügbarer Massenmedien. Insgesamt waren im Verlauf des Krieges 550 Künstler und Journalisten als Mitglieder des k.u.k. Kriegspressequartiers tätig, darunter 280 Kriegsmaler der Kunstgruppe des KPQ.[2]

Konzentration der Kräfte

1914 wurde das K.u.k. Telegraphen-Korrespondenz-Bureau (heute APA) eingegliedert.

Zur Steigerung der künstlerischen Qualität wurde eine große Anzahl namhafter Künstler zur Mitarbeit gewonnen. Folgende Namen werden unter anderen in Zusammenhang mit dem KPQ genannt: Albert Paris Gütersloh, Alfred Kubin, Egon Erwin Kisch, Robert Musil, Leo Perutz, Alice Schalek, Hugo von Hofmannsthal, Roda Roda, Rainer Maria Rilke, Alfred Polgar, Franz Karl Ginzkey, Franz Theodor Csokor, Felix Salten, Stefan Zweig, Ferenc Molnár, Robert Michel und Franz Werfel.

Viele waren überzeugte Patrioten und meldeten sich freiwillig, einige versuchten durch die Mitwirkung im KPQ dem Dienst mit der Waffe zu entgehen (Mitarbeiter waren freigestellt) und einige wurden schlichtweg zwangsversetzt.

Konzentration der Medien

Bald nach Kriegsausbruch wurde neben der Schrift und der Bildenden Kunst die Bedeutung der Fotografie und des Films für die wirksame Öffentlichkeitsarbeit erkannt.

Schrift

Die Journalisten, unter ihnen die erste weibliche, offiziell zugelassene Kriegsberichts-Erstatterin der Geschichte Alice Schalek, und Schriftsteller verfassten die Presseberichte für das KPQ.

Kunstgruppe des Kriegspressequartiers

Karl Friedrich Gsur: Abwehrkampf einer MG-Abteilung, 1915/16 ( HGM).
Alfred Basel: Nach dem Durchbruch am Tagliamento, 1918 (HGM).

Die Mitglieder der Kunstgruppe standen von 1914 bis 1916 unter der Leitung von Oberst Wilhelm John, der ab 1909 auch Direktor des k.u.k. Heeresmuseums (heute: Heeresgeschichtliches Museum) war; und von 1916 bis 1918 unter jener von Major Georg Sobicka. Von den mitwirkenden Malern und Bildhauern wurden unzählige Produkte wie Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Plakate, Künstlerpostkarten, Illustrationen, Plastiken und Skulpturen im Auftrag des KPQ erstellt. Die Künstler wurden zur künstlerischen Berichterstattung an die jeweiligen Kriegsschauplätze entsandt. Ihre Aufgabe war, "die für die Gegenwart wirksame Propaganda im In- und Ausland, um die Leistungen der Wehrmacht in das rechte Licht zu rücken, für die Zukunft aber die Beschaffung jenes Materials, dessen die Geschichtsschreibung und die nachträgliche Verherrlichung kriegerischer Großtaten durch die Kunst zur Ergänzung der schriftlichen Überlieferung dringend bedürfen".[3] Die teils wehrpflichtigen, teils freiwillig mitarbeitenden Künstler hielten ihre Reflexionen vorwiegend an den jeweiligen Fronten fest, seltener im sicheren Hinterland. Sie waren durch schwarz-gelbe Armbinden mit den Aufdruck "Kunst" oder "Kriegspressequartier" gekennzeichnet und erhielten entsprechende Legitimationen.

Die Künstler mussten von sich aus "malerisch wirksame und interessante Motive aus dem Leben des Krieges" finden. Die betreffenden Kommandos hatten sie zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie militärisch "Nützliches" schafften. Landschaftsmaler waren zur Zeichnung von Stellungen und Gefechtsfeldern "anzueifern". "Figurale Talente" hingegen, die sich zu Schlachtenmalern eigneten, sollten möglichst Gelegenheit zur Beobachtung von Kampfszenen erhalten. Die Zuteilung sollte hier vorzugsweise zur Artillerie erfolgen, um eine persönliche Gefährdung hintanzuhalten. Porträtisten waren zur Anfertigung von farbigen, mitunter auch Bleistiftskizzen, "der höheren Führer, besonders ausgezeichneter Offiziere und Mannschaftspersonen" zu verwenden. Als ungefähres Maß hatte gemäß den Vorschriften des KPQ zu gelten, dass für jede Woche Zuteilung zur Front eine Skizze, für je einen Monat Ruhe ein Bild abzuliefern war.[4]

Es bewarben sich sehr viele Künstler um die Aufnahme ins KPQ, hochqualifizierte, ernsthafte Männer ebenso wie weniger qualifizierte, eher bescheidene Talente, und auch solche, die versuchten, über die Kunstgruppe dem Kriegsdienst an der Waffe zu entgehen. Die Aufnahmekriterien waren jedoch sehr streng und wurden es mit Fortschreiten des Krieges immer mehr, da der Front kein auch nur halbwegs tauglicher Mann entzogen werden sollte. Bei der Aufnahme wurde auch Wert auf Ausgewogenheit hinsichtlich der Herkunft gelegt, so sollten gleich viel Künstler der cisleithanischen wie der transleithanischen Reichshälfte entstammen.[5]

Wehrpflichtige Kriegsmaler und Kriegsbildhauer mussten einen Teil der während ihrer Dienstleistung geschaffenen Werke dem Kommando des KPQ übergeben. Von dort aus wurden die Werke, je nach Eignung, dem k.u.k. Kriegsarchiv, dem k.u.k. Heeresmuseum oder höheren Militärbehörden zur dauernden Ausschmückung der Amtsräume zugewiesen.[4]

Im KPQ, und hier vor allem in der Kunstgruppe, wurden völlig entgegen den militärischen Gepflogenheiten der Zeit auch Frauen aufgenommen. Die älteste von ihnen, die als Malerin unbekannt gebliebene Friederike („Fritzi“) Ulreich (1865–1936), selbst Offizierstochter, ging 1914 an die Südostfront nach Belgrad und malte dort die zerstörten Festungsanlagen und auch immer wieder Soldatenfriedhöfe und einzelne Gräber. Helene Arnau (1870–1958), Tochter eines Hofschauspielers, der in seiner Jugend an der Wiener Akademie Bildhauerei studiert hatte, malte von Februar bis Mai 1917 an der Kärntner Front. Die jüngste, Stephanie Hollenstein (1886–1944) verkleidete sich sogar als Mann, um mit den k.k. Standschützen ins Gefecht ziehen zu können.[5]

Der Kunstgruppe unterstellt war die Bildersammelstelle, die ab dem Frühjahr 1916 in der Akademie der bildenden Künste Wien untergebracht war. Dort wurden die Bilder deponiert, verwaltet und registriert sowie für die diversen Kriegsbilderpräsentationen gerahmt. Bis Kriegsende kamen 33 Präsentationen mit über 9000 Werken im In- und im neutralen oder verbündeten Ausland zustande.[1] Die bekanntesten Kriegsmaler in der Kunstgruppe des Kriegspressequartiers bzw. im Umkreis des KPQ waren: Oskar Brüch, Albin Egger-Lienz, Anton Faistauer, Anton Kolig, Ferdinand Andri, Alexander Demetrius Goltz, Oskar Laske, Karl Friedrich Gsur, Ludwig Heinrich Jungnickel, Alexander Pock, Victor von Eckhardt, Oskar Kokoschka und Moritz Coschell.[4] In der Dauerausstellung des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums befindet sich eine stattliche Anzahl an Gemälden zahlreicher Maler aus dem Kriegspressequartier.[6]

Fotografie

Beschreibung:M.-Sziget S.K.H.Erzh.Albrecht mit Rittm.Graf Thun (Kriegspressequartier Alben 1914–1918)

Mehr als 33.000 vom KPQ beauftragte Fotografien befinden sich heute im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Zu den vom Kriegspressequartier beschäftigten Fotografen zählte unter anderen Hugo Eywo.

Filmexpositur

1915 erhielt Sascha Kolowrat-Krakowsky, der Gründer der Sascha-Film-Fabrik, die Leitung der Filmexpositur des KPQ. Damit wurde dem Film seine propagandistische Bedeutung zuerkannt. Zahlreiche Filmschaffende konnte Kolowrat-Krakowsky vor den Kriegsgemetzeln bewahren, in dem er sie zur Filmproduktion abkommandieren ließ.

Die Kriegs- bzw. Propagandafilmproduktion unterstand anfänglich dem Kriegsarchiv. Diese Agenden wurden am 1. Juni 1917 an das Kriegspressequartier abgetreten.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Walter Reichel: „Pressearbeit ist Propagandaarbeit“ - Medienverwaltung 1914–1918: Das Kriegspressequartier (KPQ). Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchiv (MÖStA), Sonderband 13, Studienverlag, Wien 2016, ISBN 978-3-7065-5582-1.
  • Walter F. Kalina: Österreichisch-ungarische Propaganda im Ersten Weltkrieg. Das k.u.k. Kriegspressequartier 1914–1918, in: Republik Österreich/Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport (Hrsg.): Viribus Unitis. Jahresbericht 2015 des Heeresgeschichtlichen Museums, Wien 2016, ISBN 978-3-902551-66-5, S. 9–23.
  • Walter F. Kalina: Alexander Pock. In: Viribus Unitis, Jahresbericht 2010 des Heeresgeschichtlichen Museums. Wien 2011, S. 125–149, ISBN 978-3-902551-19-1.
  • Ilse Krumpöck: Anton Faistauers militärische Nichtsnutzigkeit, in: Schriftenreihe zu Anton Faistauer und seiner Zeit. Herausgegeben vom Anton Faistauer Forum, Maishofen, 2007, S. 15–23.
  • Adalbert Stifter Verein (Hrsg.): Musen an die Front! Schriftsteller und Künstler im Dienst der k.u.k. Kriegspropaganda 1914–1918. Ausstellungskatalog (2 Bände), München, 2003.
  • Liselotte Popelka / Heeresgeschichtliches Museum (Hrsg.): Vom „Hurra“ zum Leichenfeld. Gemälde aus der Kriegsbilderausstellung 1914–1918, Ausstellungskatalog, Wien 1981.
  • Hildegund Schmölzer: Die Propaganda des Kriegspressequartiers im ersten Weltkrieg 1914–1918, Dissertation, Universität Wien, 1965.
  • Klaus Mayer: Die Organisation des Kriegspressequartiers beim k.u.k. Armeeoberkommando im ersten Weltkrieg 1914–1918. Dissertation, Universität Wien, 1963.
  • Paul Stefan: Die bildende Kunst im Kriegspressequartier, beigelegt dem Katalog Kriegsbilder-Ausstellung des k.u.k. Kriegspressequartiers, Künstlerhaus, Wien 1918.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Ilse Krumpöck: Anton Faistauers militärische Nichtsnutzigkeit, in: Schriftenreihe zu Anton Faistauer und seiner Zeit. Herausgegeben vom Anton Faistauer Forum, Maishofen, 2007, S. 15.
  2. Österreichisches Staatsarchiv - Kriegsarchiv, Armeeoberkommando, Kriegspressequartier, Präsenzstand der Mitglieder des Kriegspressequartier, 1914/1918
  3. zitiert aus der Vorschrift für die bildliche Berichterstattung im Kriege. Wien, Kriegsarchiv, Armeeoberkommando E. Nr. 4992, Nr. 17.
  4. 1 2 3 Adalbert Stifter Verein (Hrsg.): Musen an die Front! Schriftsteller und Künstler im Dienst der k.u.k. Kriegspropaganda 1914–1918. Ausstellungskatalog, München, 2003, Band 2, S. 10.
  5. 1 2 Adalbert Stifter Verein (Hrsg.): Musen an die Front! Schriftsteller und Künstler im Dienst der k.u.k. Kriegspropaganda 1914–1918. Ausstellungskatalog, München, 2003, Band 1, S. 64 f.
  6. Vgl. Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000 S. 32.
  7. Sylvia Winkelmeyer: Der österreichische Zeichentrickfilm in der Stummfilmzeit. Diplomarbeit, Universität Wien, 2004, S. 127.
Commons: K.u.k. Kriegspressequartier  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

License Information of Images on page#

Image DescriptionCreditArtistLicense NameFile
Merchant Ensign of Austria-Hungary from 1786 until 1869 and Naval and War Ensign of Austria-Hungary from 1786 until 1915 ( de jure , de facto until 1918) Eigenes Werk The underlying design of this naval ensign dates from 1786, at which time it was published (flown publically), and therefore it was published well before January 1, 1928 and meets PD-US-expired. It is also PD-AustrianGov as it was inherited by the various Austrian governments that succeeded the Austro-Hungarian Empire. PavelD
Public domain
Datei:Austria-Hungary-flag-1869-1914-naval-1786-1869-merchant.svg
Photo by Pappenheim , Sonderausstellung "Musen an die Front" im Heeresgeschichtlichen Museum Wien am 2. Oktober 2009 Alfred Basel
Public domain
Datei:Basel Nach dem Durchbruch am Tagliamento.jpg
The Wikimedia Commons logo, SVG version. Original created by Reidab ( PNG version ) SVG version was created by Grunt and cleaned up by 3247 . Re-creation with SVG geometry features by Pumbaa , using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightly warped.) Reidab , Grunt , 3247 , Pumbaa
CC BY-SA 3.0
Datei:Commons-logo.svg
Bild eines Tatzenkreuzes (siehe: Christliches Kreuz ). Converted from the following vector PostScript source code: %!/Pattee-arm300 -82.46 352.46 140 40 arcn300 682.46 352.46 320 220 arcnclosepath filldefPattee-arm600 0 translate90 rotatePattee-armshowpage%EOF Masturbius based on original PNG and PostScript source by AnonMoos, AnonMoos
Public domain
Datei:Cross-Pattee-Heraldry.svg
Gasthof Stelzer an der Ketzergasse, Rodaun, Wien-Liesing, damals wegen seiner Bekanntheit auch „Wirtshaus von Österreich“ genannt. Während des 1. Weltkriegs war das Gebäude Kriegspressequartier. Abgerissen 1960/61, heutiges Gebiet mit Wohnhäusern verbaut, ca. Ketzergasse Nr. 473 alte Ansichtskarte, für die Datei: Eigenes Werk Max Mayer Sperling (~1850–1925), österreichischer Fotograf und Inhaber eines Postkartenverlages Für die Datei (Kratzer, Flecken entfernt, Kontrast, Schärfe): Josef Moser
Public domain
Datei:Gasthof Stelzer Rodaun 1900.jpg
Selbst erstellt bei der Sonderausstellung "Musen an die Front" im Heeresgeschichtlichen Museum Wien am 2. Oktober 2009 . Original uploader was Pappenheim at de.wikipedia . Karl Friedrich Gsur
Public domain
Datei:Gsur Abwehrkampf einer MG Abteilung.jpg
Imperial Coat of Arms of the Empire of Austria-Hungary, used from 1866 to 1915. Eigenes Werk , Based on a work by Hugo Gerhard Ströhl (1851–1919): Oesterreichisch-Ungarische Wappenrolle. Die Wappen ihrer k.u.k. Majestäten, die Wappen der durchlauchtigsten Herren Erzherzoge, die Staatswappen von Oesterreich und Ungarn, die Wappen der Kronländer und der ungarischen Comitate, die Flaggen, Fahnen und Cocarden beider Reichshälften, sowie das Wappen des souverainen Fürstenthumes Liechtenstein. Anton Schroll, Wien 1890, 1895 (2. Auflage 1900). Date of original work: 1890 and 1900. Online by www.hot.ee Sodacan
CC BY-SA 3.0
Datei:Imperial Coat of Arms of the Empire of Austria.svg
M.-Sziget S.K.H. Erzherzog Albrecht mit Rittmeister Graf Thun https://www.bildarchivaustria.at/Preview/15718664.jpg Catalog: https://www.bildarchivaustria.at/Pages/ImageDetail.aspx?p_iBildID=15718664 K.u.k. Kriegspressequartier, Lichtbildstelle - Wien
Public domain
Datei:M.-Sziget S.K.H.Erzh.Albrecht mit Rittm.Graf Thun (BildID 15718664).jpg