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vom 18.01.2020, aktuelle Version,

Karl Rahm

Rahm während seiner Kriegsgefangenschaft (Mai 1945)

Karl Rahm (geboren 2. April 1907 in Klosterneuburg; gestorben 30. April 1947 in Litoměřice) war ein österreichischer SS-Obersturmführer und Lagerkommandant des später Ghetto Theresienstadt genannten deutschen Konzentrationslagers in Terezín in der vom Deutschen Reich besetzten Republik Tschechoslowakei.

Leben

Karl Rahm, Sohn eines österreichischen Bundesbahnbeamten, absolvierte eine achtjährige Schulausbildung. Anschließend erlernte er den Beruf des Maschinenschlossers, wurde jedoch ein Jahr nach Beendigung seiner Ausbildung arbeitslos. Er engagierte sich in der Metallgewerkschaft und wurde 1925 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAP).[1] Von 1927 bis 1933 war er Angehöriger des Österreichischen Heeres und danach mit Unterbrechungen immer wieder arbeitslos. Er schloss sich 1934 dem in Österreich zu dieser Zeit verbotenen Ableger der NSDAP sowie der SS an und war dadurch in illegale Aktivitäten involviert.[2] Ab Februar 1939 wirkte er unter Adolf Eichmann bei der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien“ und von Oktober 1940 bis Februar 1944 in der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag“ bei Hans Günther in Prag an der Ausraubung der in die Auswanderung getriebenen jüdischen Personen mit.[3] Rahm war verheiratet und Vater dreier Kinder. Sein Bruder Franz war als Kommunist im Konzentrationslager Dachau interniert.[1]

Ab dem 8. Februar 1944 fungierte er als letzter Kommandant im nach außen Ghetto Theresienstadt genannten Sammellager und blieb bis zum 5. Mai 1945 auf diesem ihm von Eichmann und Günther übertragenen Posten. Ein Viertel der Gefangenen des Ghettos Theresienstadt (etwa 33.000) starben dort vor allem wegen der entsetzlichen Lebensumstände. Etwa 88.000 Häftlinge wurden weiter ins KZ Auschwitz-Birkenau (u. a. Familienlager) und in andere Vernichtungslager wie Treblinka, Majdanek oder Sobibor deportiert.

Unter Rahm wurden u. a. die die Wirklichkeit verschleiernden „Verschönerungsarbeiten“ im Lager durchgeführt, um den Besuch von Vertretern des Roten Kreuzes im Juni 1944 propagandistisch zu nutzen und der ausländischen Darstellung der Massenmorde an Juden, die von den Nazis als „Greuelpropaganda“ abgestritten wurden, entgegenzuwirken. In diesem Zusammenhang wurde unter Rahm kurz darauf der Propagandafilm „Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet“ gedreht, der für ausländisches Publikum bestimmt war, aber aufgrund des nahenden Kriegsendes nur noch einzelnen Repräsentanten ausländischer Organisationen in geschlossenen Vorstellungen gezeigt werden konnte. Die Mitwirkenden wurden danach in Auschwitz ermordet.[4] Unter Rahm stiegen die Zahlen der zur Vernichtung in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportierten Gefangenen nochmals erheblich an.

Bei Kriegsende floh Rahm nach Österreich, wurde dort verhaftet und an die Tschechoslowakei ausgeliefert. In Litoměřice wurde Rahm von einem tschechischen Gericht zum Tode verurteilt und durch Hängen am 30. April 1947 hingerichtet.[3]

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1 2 Jan Björn Potthast: Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag – Gegnerforschung und Völkermord im Nationalsozialismus. Campus-Verlag, München 2002, ISBN 3-593-37060-3, S. 83
  2. Hans Safrian: Eichmann und seine Gehilfen. Frankfurt am Main 1995, S. 51 f.
  3. 1 2 Theresienstadt Lexikon. Rahm, Karl. – Kurzbiografie von Rahm (Memento vom 14. Februar 2019 im Internet Archive), abgerufen am 24. Februar 2019
  4. Karel Margry: Das Konzentrationslager als Idylle: „Theresienstadt“ – Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet (Memento vom 27. April 2013 im Internet Archive), abgerufen am 6. November 2012