Meinhard Nehmer
Meinhard Nehmer (* 13. Januar 1941 in Boblin, Landkreis Ueckermünde, Pommern) ist ein ehemaliger deutscher Leichtathlet, Bobsportler (Bobpilot) und Olympiasieger, der seine Erfolge in der DDR-Mannschaft errang. Nach seiner Sportlerlaufbahn war er seit 1991 als Bobtrainer für die USA, Italien und Deutschland erfolgreich tätig.
Er lebt mit seiner Frau Renate, mit der er 3 Kinder (2 Töchter, 1 Sohn) hat, im Ortsteil Varnkevitz der Gemeinde Putgarten im äußersten Norden der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern.
Ausbildung und Beruf
Meinhard Nehmer ist der Sohn eines Landwirts, der nach 1945 nach der Vertreibung aus dem an Polen gefallenen Heimatort bei Stettin mit seiner Familie als Neubauer in Varnkevitz (heute Landkreis Vorpommern-Rügen) eine neue Existenz fand. Nach dem Schulabschluss der 8. Klasse arbeitete Nehmer ab 1955 im väterlichen Betrieb als Landwirt. Von 1961 bis 1963 arbeitete er in der Wetterwarte am Kap Arkona und wurde zum Wetterdiensttechniker ausgebildet.
Während seiner Sportlerlaufbahn erwarb er parallel von 1965 bis 1967 den Abschluss der 10. Klasse. Von 1976 bis 1978 und 1980 bis 1982 studierte er an der Ingenieurschule für Landtechnik in Nordhausen und schloss mit dem Titel Ingenieur für Landmaschinentechnik ab. Nach dem Ende des Leistungssports wurde Meinhard Nehmer 1982 vom ASK Vorwärts Oberhof zur Volksmarine nach Dranske auf Rügen versetzt und konnte in sein Elternhaus zurückziehen. Als Offizier für Ausbildung und Instandsetzung bei der 6. Flottille war er in seinem Ingenieurberuf tätig und brachte es bis zum Fregattenkapitän.
1985 beorderte ihn der Chef der Armeesportvereinigung Vorwärts nach Oberhof zurück, und Nehmers zweite Bobkarriere begann. Die internationale Konkurrenz war härter geworden, da zum Beispiel Opel für die Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland einen neuen Bob entwickelt hatte. Da der Sieg schon wesentlich im Vorfeld an Konstruktionstischen und in Bobwerkstätten entschieden wurde, war Nehmer als Berater und Tester für Chassis, Schlitten und Kufen gefragt. In der Folge bis zur Wende war Nehmer wieder bei allen wichtigen Rennen anwesend.
Seine Hoffnung, bis zum 50. Geburtstag weitermachen zu können, wurde nicht erfüllt. Wenige Tage nach der Übernahme in die Bundeswehr, drei Monate vor der Übergangsrente, wurde er entlassen. In der Arbeitslosigkeit versuchte er seinen Lebensunterhalt durch Zimmervermietung in seinem Wohnhaus in Varnkevitz zu bestreiten. Erst Ende 1991 erhielt er ein Angebot, in den USA Bob-Nationaltrainer zu werden und so seine dritte Bobkarriere zu beginnen. In der Vertragszeit bis 1993 brachte er den USA-Viererbob mit Bobpilot Brian Shimer erstmals auf einen Medaillenplatz bei der Weltmeisterschaft 1993 (Bronze) und zum Gewinn des Weltcups. Von 1993 bis 2000 war Meinhard Nehmer in immer wieder erneuerten Kurzverträgen Trainer der italienischen Bob-Nationalmannschaft. Auch hier war er mit Bobpilot Günther Huber an 8 internationalen Medaillen beteiligt.
Ab 2000 war Meinhard Nehmer als Disziplintrainer Herren beim Bob- und Schlittenverband für Deutschland für die deutsche Bob-Nationalmannschaft verantwortlich. Nach den Olympischen Winterspielen 2006 beendete er seine Trainerlaufbahn.
Sportliche Laufbahn
Meinhard Nehmer begann mit dem Sport mit dem Speer auf der Wiese vor dem elterlichen Gehöft in Varnkewitz. Er wurde mehrfacher Bezirksmeister und sammelte auch mit Diskus und Kugel Lorbeer. 1963 wechselte er als Leichtathlet zum ASK Vorwärts Potsdam und war als Sportler NVA-Angehöriger. Seine Leistungen gipfelten 1971 in der Bestleistung von 81,50 m im Speerwurf und der Bronzemedaille bei den DDR-Meisterschaften. Im gleichen Jahr wurde er an der Schulter operiert und musste mit der Leichtathletik aufhören. Seitdem hat er mit der Schulter Probleme und immer Schmerzen.
1971 kam Nehmer per Zufall beim ASK Vorwärts Potsdam zu einem Test für den Bobsport. In der Folge wechselte er 1973 zum ASK Vorwärts Oberhof, während der Umzug der Familie von Potsdam 1974 erfolgte. Die 1971 in Oberhof neu erbaute Rennschlitten-Kunsteisbahn wurde genutzt, um auch den DDR-Bobsport nach Jahrzehnten professionell wieder so zu entwickeln, dass Medaillen erreichbar waren. Meinhard Nehmer gewann seine erste Bobmedaille 1975 bei der DDR-Meisterschaft im Zweierbob. (Viererbobrennen können in Oberhof wegen der Bauweise der Bahn nicht durchgeführt werden.)
Bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck war er Fahnenträger der DDR-Mannschaft. Wenige Tage später gewann er, für die Konkurrenz und Publikum überraschend, im Zweierbob und im Viererbob die Goldmedaille. In den Folgejahren dominierte er überlegen seine Sportdisziplin und gewann bei 2 Olympischen Spielen 4 Medaillen, bei 3 Weltmeisterschaften 4 Medaillen und bei 2 Europameisterschaften 3 Medaillen. Aus seiner Sicht die wertvollste Medaille war das Gold bei den Olympischen Winterspielen 1980 in Lake Placid. Damals gewann Nehmer den Vierer mit einem Vorsprung von fast einer Sekunde – wo es sonst um Hundertstel geht – vor der Schweizer Bob-Legende Erich Schärer. Obwohl von der DDR-Sportführung zum Weitermachen aufgefordert, beendete Nehmer 1980 mit 39 Jahren seine aktive Sportlerlaufbahn.
Seine Boblaufbahn bestritt er ausschließlich als Bobpilot, wozu er besondere Fähigkeiten hatte. In seiner aktiven Zeit ist er im Gegensatz zu vielen Konkurrenten nie mit dem Bob umgestürzt.
Gesellschaftliches Engagement
- Ehrenpräsident des Bob- und Schlittensportverbandes Brandenburg e.V.
- parteiloser Kreistagsabgeordneter der FDP im Landkreis Rügen seit 1999
Sportliche Erfolge
Als Sportler
- DDR-Leichtathletik-Meisterschaften 1971
- Bronze im Speerwurf (ASK Vorwärts Potsdam)
- DDR-Meisterschaft 1975
- Gold im Zweierbob (mit Bernhard Germeshausen) (ASK Vorwärts Oberhof)
- Olympische Winterspiele 1976 in Innsbruck (zählte auch als Weltmeisterschaft)
- Gold im Zweierbob (mit Bernhard Germeshausen)
- Gold im Viererbob (mit Jochen Babock, Bernhard Germeshausen und Bernhard Lehmann)
- Gold im Viererbob (mit Hans-Jürgen Gerhardt, Bernhard Germeshausen und Raimund Bethge)
- Silber im Zweierbob (mit Raimund Bethge)
- Bronze im Viererbob (mit Raimund Bethge, Bernhard Germeshausen und Hans-Jürgen Gerhardt)
- Silber im Viererbob (mit Hans-Jürgen Gerhardt, Bernhard Germeshausen und Raimund Bethge)
- Silber im Viererbob (mit Detlef Richter, Bernhard Germeshausen und Hans-Jürgen Gerhardt)
- Bronze im Zweierbob (mit Bogdan Musiol)
- Gold im Viererbob (mit Jochen Babock, Bernhard Germeshausen und Hans-Jürgen Gerhardt)
- Olympische Winterspiele 1980 in Lake Placid (zählte auch als Weltmeisterschaft)
- Bronze im Zweierbob (mit Bogdan Musiol)
- Gold im Viererbob (mit Bogdan Musiol, Bernhard Germeshausen und Hans-Jürgen Gerhardt)
Als Trainer
- Bronze im Viererbob für USA (Brian Shimer, Bryan Leturgez, Karlos Kirby und Randy Jones)
- Gesamtweltcupsieger 1993 Viererbob
- Brian Shimer (USA)
- Bronze im Zweierbob für Italien (Günther Huber und Stefano Ticci)
- Silber im Zweierbob für Italien (Günther Huber und Stefano Ticci)
- Gold im Viererbob für Italien (Günther Huber, Antonio Tartaglia, Stefano Ticci und Mirko Ruggiero)
- Silber im Zweierbob für Italien (Günther Huber und Antonio Tartaglia)
- Europameisterschaften 1997 in Königssee
- Gold im Zweierbob für Italien (Günther Huber und Antonio Tartaglia)
- Gold im Zweierbob für Italien (Günther Huber und Antonio Tartaglia)
- Europameisterschaften 1998 in Igls
- Bronze im Zweierbob für Italien (Günther Huber und Antonio Tartaglia)
- Gold im Zweierbob für Italien (Günther Huber, Enrico Costa und Ubaldo Ranzi – Costa verletzte sich im 1. Lauf)
- Europameisterschaften 2000 in Cortina d’Ampezzo
- Silber im Zweierbob für Italien (Günther Huber und Ubaldo Ranzi)
Auszeichnungen
- Vaterländischer Verdienstorden (Silber und Gold)
- 3 × Verdienter Meister des Sports
- Kampforden der NVA
- Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports[1]
Literatur
- Kurzbiografie zu: Nehmer, Meinhard. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
- Meinhard Nehmer in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Meldung 24 05 2016. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.hall-of-fame-sport.de. Archiviert vom Original am 17. Juli 2016; abgerufen am 17. Juli 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Personendaten | |
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NAME | Nehmer, Meinhard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Leichtathlet und Bobsportler (Bobpilot) |
GEBURTSDATUM | 13. Januar 1941 |
GEBURTSORT | Boblin, Landkreis Ueckermünde, Pommern |
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Pictograms of Olympic sports - Bobsleigh | Eigenes Werk | Thadius856 (SVG conversion) & Parutakupiu (original image) | Datei:Bobsleigh pictogram.svg | |
The Canadian Red Ensign , the national flag of Canada from 1957 to 1965. (see: the Canadian Red Ensign on the Register of Arms, Flags and Badges ) | Eigenes Werk | Denelson83 | Datei:Canadian Red Ensign (1957-1965).svg | |
Flagge Österreichs mit dem Rot in den österreichischen Staatsfarben, das offiziell beim österreichischen Bundesheer in der Charakteristik „Pantone 032 C“ angeordnet war ( seit Mai 2018 angeordnet in der Charakteristik „Pantone 186 C“ ). | Dekorationen, Insignien und Hoheitszeichen in Verbindung mit / in conjunction with Grundsätzliche Bestimmungen über Verwendung des Hoheitszeichens sowie über die Fahnenordnung des Österreichischen Bundesheeres. Erlass vom 14. Mai 2018, GZ S93592/3-MFW/2018 . | Bundesministerium für Landesverteidigung | Datei:Flag of Austria.svg | |
The Canadian Red Ensign , the national flag of Canada from 1957 to 1965. (see: the Canadian Red Ensign on the Register of Arms, Flags and Badges ) | Eigenes Werk | Denelson83 | Datei:Flag of Canada (1957–1965).svg | |
Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colors. This design replaced the Canadian Red Ensign design. | This vector image is generated programmatically from geometry defined in File:Flag of Canada (construction sheet - leaf geometry).svg . | Der ursprünglich hochladende Benutzer war Illegitimate Barrister auf Wikimedia Commons The current SVG encoding is a rewrite performed by MapGrid . | Datei:Flag of Canada (Pantone).svg | |
Die Staatsflagge der Deutschen Demokratischen Republik , vom 1. Oktober 1959 bis 3. Oktober 1990 | Eigenes Werk Gesetz zur Änderung des Gesetzes über das Staatswappen und die Staatsflagge der Deutschen Demokratischen Republik. Vom 1. Oktober 1959 Verordnung über Flaggen, Fahnen und Dienstwimpel der Deutschen Demokratischen Republik. — Flaggenverordnung — Vom 3. Januar 1973 Verordnung über Flaggen, Fahnen und Dienstwimpel der Deutschen Demokratischen Republik. — Flaggenverordnung — Vom 12. Juli 1979 | Flaggenentwurf: unbekannt diese Datei: Jwnabd | Datei:Flag of East Germany.svg | |
Flagge Deutschlands , Bundesflagge der Bundesrepublik Deutschland (→ Commons-Seite ), 1949–1959 auch Staatsflagge der Deutschen Demokratischen Republik | Eigenes Werk | User:SKopp , User:Madden , and other users | Datei:Flag of Germany.svg | |
Flag of the Germans(1866-1871) | Recoloured Image:Flag of the Germans (2-3).svg | User:B1mbo and User:Madden | Datei:Flag of Germany (1867–1918).svg | |
Flag of the Germans(1866-1871) | Recoloured Image:Flag of the Germans (2-3).svg | User:B1mbo and User:Madden | Datei:Flag of Germany (1867–1919).svg | |
National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe. Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt. | RGBl. I (1935) No. 122 | German government | Datei:Flag of Germany (1935–1945).svg |