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vom 01.02.2022, aktuelle Version,

Robert Neppach

Robert Neppach (* 2. März 1890 in Wien, Österreich-Ungarn[1]; † 18. August 1939 in Zürich, Schweiz) war ein österreichischstämmiger und in Deutschland aktiver Filmarchitekt, Kostümbildner und Filmproduzent.

Leben und Werk

Stolperstein am Haus, Nachodstraße 22, in Berlin-Wilmersdorf

Neppach hatte sich künstlerisch an der Münchner Akademie (in Zeichnen, Gestaltung und Malerei) ausbilden lassen und wurde vom Direktor des Neuen Theaters in Frankfurt am Main, Arthur Hellmer, als Bühnenbildner an diese Spielstätte verpflichtet.

Neppach wurde 1917 in der Isonzoschlacht schwer verwundet und erlitt bei einer Verschüttung einen Nervenzusammenbruch. Gleich nach Ende des Ersten Weltkriegs stieß Neppach zum Film. 1919 begann er als Chefarchitekt bei der kleinen Produktionsfirma Centaur-Film. In kürzester Zeit gestaltete er die Kulissen von Filmen bekannter Regisseure wie F. W. Murnau, Dimitri Buchowetzki, Paul Ludwig Stein, Richard Oswald, Karl Grune, Lupu Pick, Hans Steinhoff, Felix Basch, Gustaf Molander, Harry Piel, Max Ophüls und Géza von Bolváry. Seine interessanteste und bedeutendste Arbeit waren die gemalten, stilisierenden, den Expressionismus als Filmgattung mitbegründenden Dekorationen zu Karlheinz Martins Inszenierung Von morgens bis mitternachts, zu dem Neppach auch die Kostüme entwarf.

In der zweiten Jahreshälfte 1932 wechselte Neppach zur Filmproduktion. Er gründete die Firma R.N. Filmproduktion G.m.b.H., die bis Jahresende 1936 Filme herausbrachte. Nach der von Propagandaminister Joseph Goebbels verordneten Liquidation dieser privaten Firma fand Neppach keine Möglichkeit mehr, in der deutschen Filmindustrie zu arbeiten. Er kehrte zu seinem ursprünglichen Architektenberuf zurück, ehe er sich am 15. September 1938 in Zürich niederließ.

Neppach hatte bereits nach dem Ersten Weltkrieg die jüdische Tennisspielerin Nelly Bamberger geheiratet, die sich im Mai 1933 infolge der zunehmenden Judenfeindlichkeit in Deutschland nach dem Machtübernahme der Nationalsozialisten umbrachte. Seit Herbst 1933 war er mit der 16 Jahre jüngeren "Grete" Marguerite Walter verheiratet, der Tochter des berühmten Dirigenten Bruno Walter.

Das Ehepaar lebte getrennt; bei einem Treffen in Zürich zwecks Absprache über die Modalitäten der Scheidung, erschoss Robert Neppach seine Frau und dann sich selbst.[2] Seine Frau hatte eine Affäre mit dem Bariton Ezio Pinza, so dass neben der drohenden Scheidung auch seine Eifersucht als Motiv betrachtet werden kann. Ob die Entfremdung des Ehepaars nur der unglücklichen Ehe geschuldet oder auch eine Folge des staatlichen Antisemitismus in Deutschland war, ist wohl nicht abschließend zu klären. Die Pariser Tageszeitung vom 22. August 1939 konstatierte in einem Nachruf: „Dieser Zustand wurde allerdings auf die Dauer unerträglich, und mit der längeren Abwesenheit entfremdete sich Grete Walter immer mehr ihrem Gatten. Sie machte ihm wiederholt den Vorschlag, sich von ihr zu trennen. Sie leitete schließlich die Scheidung ein…“ Daraufhin versuchte Neppach erneut, seine Frau wiederzugewinnen. „Als er einsah, dass diese Mühe vergeblich war, war er verzweifelt und machte seinem Leben und dem der Frau ein Ende.“

Filmografie

Als Filmarchitekt

Als Produktionsleiter, Produzent oder Künstlerischer Oberleiter

  • 1934: Die Liebe und die erste Eisenbahn
  • 1934: Punks kommt aus Amerika
  • 1935: Stützen der Gesellschaft
  • 1935: Hilde Petersen postlagernd (auch holländ. Version)
  • 1935: Kater Lampe
  • 1936: Männer vor der Ehe
  • 1936: Kinderarzt Dr. Engel[3]

Literatur

  • Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 364.
Commons: Robert Neppach  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die oftmals zu lesenden Geburtsorte Esslingen und Frankfurt/M. sind nicht zutreffend
  2. Nekrolog für Robert Neppach. Schweizer Film = Film Suisse: offizielles Organ der Schweiz, abgerufen am 11. Juni 2020.
  3. Dies war die letzte Filmproduktion Neppachs. Der oftmals zu lesende Film Zweimal zwei im Himmelbett wurde nicht von Neppach, sondern 1937 von Peter Ostermayr produziert