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vom 04.07.2022, aktuelle Version,

Sappada

Sappada
Sappada (Italien)
Sappada (Italien)
Staat Italien
Region Friaul-Julisch Venetien
Lokale Bezeichnung Plodn
Koordinaten 46° 34′ N, 12° 41′ O
Höhe 1250 m s.l.m.
Fläche 62,73 km²
Einwohner 1.315 (31. Dez. 2019)[1]
Fraktionen Cima Sappada, Cretta, Puiche, Ecche, Soravia, Kratten, Fontana, Cottern, Mühlbach, Bach, Pill, Palù, Granvilla, Lerpa
Postleitzahl 33012
Vorwahl 0435
ISTAT-Nummer 030189
Bezeichnung der Bewohner Sappadini/Plodnar
Schutzpatron Hl. Margareta
Website Gemeinde Sappada
Cima Sappada

Sappada / Plodn (deutsch Bladen oder Pladen,[2] plodarisch/sappadino:[3] Plodn) ist eine Gemeinde in der oberitalienischen Region Friaul-Julisch Venetien. Der Ort bildet eine deutsche Sprachinsel und hat 1315 Einwohner (Stand 31. Dezember 2019).

Geographie

Sappada liegt im Süden der Karnischen Alpen auf 1200 m Höhe südlich des Monte Peralba (Hochweißstein; plodnerisch: Jochkouvl). Das Gemeindegebiet umfasst 62 km². Sappada ist ein Dorf, das aus einer ca. fünf Kilometer langen Kette von Weilern besteht, die fast alle jeweils ihre eigene Kapelle und ihren Brunnen haben.

Der Name Plodn kann von dem deutschen Namen des Flusses Piave abgeleitet werden, der durch den Ort fließt.

Geschichte

Im Mittelalter gehörte das Gebiet mit der Grafschaft Cadore zum freisingischen Hochstift Innichen (Südtirol). Damals bald nach 1000 n. Chr. wurde die Gegend von Deutschsprachigen aus dem nahen Pustertal, der Legende nach aus Villgraten, besiedelt. Ende des 11. Jahrhunderts konnte der Patriarch von Aquileja gegenüber dem Hochstift Freising die Landesherrschaft durchsetzen. Sappada wurde um 1269 erstmals urkundlich erwähnt. Ursprünglich als Bergwerkssiedlung (Eisengewinnung am Monte Ferro, Verhüttung im benachbarten Ort Forni Avoltri) gegründet, entwickelte sich Sappada aus den oben erwähnten Einzelweilern zur bäuerlichen Gemeinde. Mit der Eroberung des Patriarchats kam 1420 auch Sappada unter die Herrschaft der Republik Venedig. Mit dem Vertrag von Campo Formio 1786 kam es zu Österreich, wurde 1852 von der Provinz Friaul abgetrennt und der Provinz Belluno eingegliedert. Obwohl Sappada nicht dem Cadore zugerechnet wird, trat es der Magnifica Comunità del Cadore bei und kam 1866 schließlich mit Venetien an Italien. Laut dem Gesetz vom 5. Dezember 2017, Nr. 182, wurde die Gemeinde Sappada / Plodn wieder der Provinz Udine in der Region Friaul-Julisch Venetien eingegliedert.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sprache und Brauchtum

Sappada oder Plodn (Bladen) ist eine von mehreren deutschen Sprachinseln in Italien. Die südbairische Mundart wird noch heute vom größten Teil der Einwohner von Plodn als Alltagssprache verwendet und lässt ihre Hochpustertaler Herkunft erkennen, so dass sie sich von den anderen Sprachinseln (siehe unten) deutlich unterscheidet. 1972 publizierte Maria Hornung ein Pladner Wörterbuch; 2010 veröffentlichten Marcella Benedetti und Cristina Kratter das Plodar berterpuich.

Zur Festigung der besonderen Traditionen unterhält Sappada enge Kontakte zu den anderen deutschen Sprachinseln in den Provinzen Trient (Lusern und Fersental), Verona (Dreizehn Gemeinden), Vicenza (Sieben Gemeinden), Udine (Tischlwang und Zahre) sowie den Walsersiedlungen in den Regionen Aosta und Piemont.

Sappada ist heute ein viel besuchter Fremdenverkehrsort im Sommer und Winter. Das hat zur Zuwanderung italienischer Arbeitskräfte geführt. In der jüngeren Generation war daher das „Plodarische“ zeitweise im Rückgang begriffen. Neuerdings jedoch wird die Mundart in erster Linie von der Kirche und darüber hinaus vom Kulturverein Associazione Plodar besonders gefördert. Auch die Region Friaul-Julisch Venetien und die Provinz Udine fördern – teilweise mit Unterstützung durch die EU – die alte Tradition, wenn auch nur in geringem Umfang.

Besonders interessant ist die alljährliche traditionelle Fastnacht mit der Zentralfigur „Rollat“, den drei Sonntagen (Bettlersonntag, Bauernsonntag und Herrensonntag) und der Volkstanzgruppe „Holzhockar“.[4] Auch die von der Osttiroler Herkunft zeugende Bauweise der Häuser unterscheidet sich signifikant vom italienischen Umland.

St. Margherita, Westfassade
Innenansicht der Kirche St. Margareta

Bauwerke

  • Pfarrkirche St. Margherita. Die barocke Kirche wurde 1779 nach Plänen von Tommaso von Lienz errichtet. Die Fresken im Innern aus dem Jahr 1906 stammen von Francesco Barazzuti. Sie zeigen im Stichkappengewölbe des Langhauses die Himmelfahrt Marias, in der Kuppel des Chores die Aufnahme der hl. Margareta in den Himmel, an der linken Chorwand den Tod des hl. Josefs, an der rechten Chorwand das Martyrium der hl. Margareta. Das Bild des Hochaltars malte 1802 Johann Renzler.
St. Oswald in Cima Sappada
  • Kirche St. Oswald in Cima Sappada, 1732 am Ort eines bescheideneren Vorgängerbaues errichtet. Das Deckenfresko im Chor zeigt die von Putten begleitete Himmelfahrt Mariens.

Der barocke Hochaltar ist ein viersäuliger Ädikula-Altar mit einem Gemälde des die Maria verehrenden hl. Oswald. Im Aufsatz steht ein Auge der Vorsehung. Das Gemälde des linken Seitenaltars zeigt die Heiligen Josef und Antonius. Der rechte Seitenaltar steht in einer Kapelle. Im Schrein steht eine Maria Immacolata die Schlange zertretend.

Natur

  • Quellen des Piave, von Cima Sappada aus erreichbar

Politik

Im März 2008 hielt die Gemeinde ein Referendum ab, ob Sappada von der Region Venetien (Provinz Belluno) abgetrennt und der Autonomen Region Friaul-Julisch Venetien (Provinz Udine) eingegliedert werden soll. Von den knapp 1200 Wahlberechtigten, stimmten 75 % ab, wovon sich wiederum 95 % für den Provinzwechsel aussprachen. Sowohl von Friaul-Julisch-Venetien (2010) als auch von Venetien (2012) gab es grünes Licht für den Wechsel. Der entsprechende Gesetzesentwurf wurde dem römischen Parlament im Jahr 2013 vorgelegt.[5] Die Klärung finanzieller Fragen spielte in der Zwischenzeit eine wichtige Rolle.[6] Im November 2017 stimmte die Abgeordnetenkammer in Rom der Eingliederung in die Autonome Region Friaul-Julisch Venetien (Provinz Udine) schließlich zu.[7] Laut dem Gesetz vom 5. Dezember 2017 n. 182 wurde die Gemeinde zum 16. Dezember 2017 der Region Friaul-Julisch Venetien eingegliedert.

Literatur

  • Aristide Baragiola: La casa villereccia delle colonie tedesche del gruppo carnico. Sappada, Sauris e Timau con raffronti delle zone contermini italiana et austriaca: Carnia, Cadore, Zoldano, Agordino, Carintia e Tirolo. Peregrinazione folcloriche. Tipografia Tettamanti, Chiasso 1915.
  • Marcella Benedetti, Cristina Kratter: Plodar berterpuich. Associazione Plodar, Comune di Sappada Plodn 2010 (in plodarischer, deutscher und italienischer Sprache).
  • G. Fontana: Addio Vecchia Sappada. Feltre 1966 (in italienischer Sprache).
  • Maria Hornung: Wörterbuch der deutschen Sprachinselmundart von Pladen/Sappada in Karnien (Italien). Vorgelegt in der Sitzung am 5. März 1971. Mit Verwertung der Sammlungen von Pietro Sartor Schlossar und Illustrationen von Franz Kratochwil. Böhlau, Wien 1972.
  • Günther Grewendorf, Cecilia Pelotto: Von OV zu VO: ein Vergleich zwischen Zimbrisch und Plodarisch.
  • Maria Hornung: Pladner Wörterbuch. Glossario Sappadino. Italienische Bearbeitung von Anna Gasser. Edition Praesens, Wien 1995 (Beiträge zur Sprachinselforschung 12).
  • Ans, kans, hunderttausnt. Berter saint et schtane. Frasario del „sappadino“ von Cristina Kratter und Marcella Benedetti, Pieve di Cadore, Tipografia Tiziano, dicembre 2006, ill (in italienischer und plodarischer Sprache).
  • Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich.
Commons: Sappada  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
  2. Sprachinselverein: „Die Schreibung Bladen ist irrig, sowohl etymologisch als auch der Aussprache nach.“
  3. Dizionario Sappadino-Italiano
  4. Der Fasching (sappadadolomiti.com)
  5. Governo Italiano: DDL 951
  6. Messaggero Veneto: Sappada in pressing per passare al Fvg
  7. Repubblica online vom 22. November 2017 (italienisch) abgerufen am 23. November 2017