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vom 23.01.2019, aktuelle Version,

Vereinigte Bühnen Bozen

Das deutschsprachige Berufstheater in Bozen, die Vereinigten Bühnen Bozen (kurz VBB), sind der größte deutsche Sprechtheaterbetrieb Südtirols. Dieser bespielt das Stadttheater Bozen und ist damit das Pendant zum italienischen Teatro Stabile di Bolzano.

Mit Eigenproduktionen der Sparten Sprech- und Musiktheater spielen die VBB en-suite etwa 120 Vorstellungen pro Spielzeit. Mit wechselnden Produktionsensembles bespielen die Vereinigten Bühnen Bozen das Große Haus und die Studiobühne des Stadttheaters Bozen.

Die Vereinigten Bühnen Bozen sind ein rechtlich anerkannter Verein und werden von Land Südtirol und der Stadtgemeinde Bozen subventioniert. Intendantin ist seit 1. August 2012 Irene Girkinger.

Struktur

Mitarbeiter & Ensemble

Das VBB-Team besteht aus 25 festen und freien Mitarbeitern in Verwaltung, Öffentlichkeits- und Vermittlungsarbeit, Service, Bühne und Technik. Die VBB beschäftigen kein festes Ensemble.

Philosophie

Begleitend zu den laufenden Produktionen bieten die Vereinigten Bühnen Bozen auch Konzerte, Infoabende, Gespräche mit Experten oder Filme und Ausstellungen an – meist in Zusammenarbeit mit anderen lokalen Institutionen.

Über die Zusammenarbeit mit lokalen und ausländischen Organisationen und Künstlern möchten die Vereinigten Bühnen wichtiger Kommunikations- und Kulturträger des Landes sein.

Geschichte

Vorgeschichte

In den 1950er-Jahren blühte die Südtiroler Theaterlandschaft wieder auf – es kam zur Gründung des „Bund Südtiroler Laienspielbühnen“ (später „Bund Südtiroler Volksbühnen“, heute „Südtiroler Theaterverband“) und des auf Gastspiele spezialisierten „Südtiroler Kulturinstitut“.

Bereits Ende der 1970er-Jahre versuchten Südtiroler Theatermacher vergeblich und gegen den Willen der damaligen offiziellen Kulturpolitik, das seit Kriegsende bestehende Theatersystem um ein ständiges Südtiroler Berufstheater zu ergänzen.

Gründung der Vereinigten Bühnen Bozen

Die sonst eher individuell agierenden Bozner Theatermacher erkannten die Notwendigkeit, sich zu einer „Interessensgemeinschaft“ zusammenzuschließen, um räumliche, technische und finanzielle Ressourcen effektiver zu nutzen und die gemeinsame theaterpolitische Vision eines deutschsprachigen Berufstheaters wirksamer zu vertreten.

Im Februar 1992 schlossen sich vier Bozner Theatervereine – „Südtiroler Ensembletheater“ (Erich Innerebner), „Initiative“ (Waltraud Staudacher), „Kleinkunstbühne“ (Manfred Schweigkofler) und „Talferbühne Bozen“ (Johann Winkler) – zu den „Vereinigten Bühnen Bozen“ (kurz VBB) zusammen. Die Stadt Bozen ihrerseits setzte ein klar positives Zeichen zugunsten dieser neuen Initiative, indem sie (auf Betreiben der theaterengagierten Stadträtin Inge Bauer-Polo) Gründungs-, Förderer- und Vorstandsmitglied der Vereinigten Bühnen Bozen und damit erstmals Mitglied in einem deutschsprachigen Theaterverein wurde. Den neugegründeten VBB standen ein fester Sitz mit Verwaltungsräumen in der Sparkassenstraße und eine hauptamtlich tätige Bürokraft, sowie zwei Probelokale und ein Fundus an technischen Geräten, Requisiten und Kostümen zur Verfügung. Es fehlte jedoch eine feste Theaterstätte, weshalb sich die Aufführungen der drei bis vier Produktionen pro Jahr auf die zur Verfügung stehenden Theaterräume der Stadt Bozen verteilten. Die Erstellung eines inhaltlich und konzeptionell einheitlichen Spielplans gestaltete sich jedoch schwierig, da jeder der vier Vereine in der Wahl der Stücke weiterhin unabhängig vom Interessenverband Vereinigte Bühnen Bozen agierte.

Der Weg zum professionellen Theaterbetrieb

1995 erfolgte eine erste Umbildung des Vereins, denn die Voraussetzungen für einen professionellen deutschsprachigen Theaterbetrieb waren eine geregelte Mitarbeiter- und Führungsstruktur, sowie ein einheitlicher Spielplan. Die Bühnen, unter der Präsidentschaft von Waltraud Staudacher, beauftragten 1996 Alfred Meschnigg als externen künstlerischen Berater. Er gestaltete in den folgenden zwei Spielzeiten einen einheitlichen Spielplan von jährlich sieben Produktionen, gab ein monatliches Informationsblatt heraus, schaffte Kooperationen mit anderen Theatergruppen im Lande und stellte sechs bis sieben fest angestellte Mitarbeiter ein.

Georg Mittendrein wurde im Jahre 1998 unter 60 Kandidaten (die Stelle wurde öffentlich ausgeschrieben) zum künstlerischen Direktor der Vereinigten Bühnen Bozen ernannt. Mit seiner Berufung wurde ein entscheidender Schritt in Richtung professioneller Theaterbetrieb gemacht. In der „Baracke am Bahnhof“, der provisorischen Spielstätte für die Spielzeit 1998/99, setzte Mittendrein erstmals auf einen professionellen Spielbetrieb mit regelmäßigen wöchentlichen Spieltagen und einem „Rumpfensemble“ von vier festen Schauspielern. Er stockte den Personalstab auf zehn feste Mitarbeiter auf und gestaltete ein beachtliches Programm von neun Eigenproduktionen und zahlreichen Gastspielen. Seine künstlerischen Erfolge mit dem Musical „Nonnsense“, BüchnersWoyzeck“ oder der Wirtshausoper „Heimatlos“ sind vielen Zuschauern noch in Erinnerung.

Georg Mittendrein verließ die Vereinigten Bühnen Bozen kurz vor dem Einzug in das neue Stadttheater, nachdem er mit seinem Spielplan 12.414 Zuschauer in 145 Vorstellungen erreichen konnte. Kurzfristig richtete der Vorstand der VBB ein Leitungsgremium ein, das den von Mittendrein erstellten Spielplan für 1999/2000 umsetzte.

Einzug ins Neue Stadttheater Bozen

Im September 1999 wurde das Neue Stadttheater feierlich eröffnet. Die Vereinigten Bühnen Bozen bezogen, neben dem italienischen Teatro Stabile und der Stiftung Stadttheater Bozen, Verwaltungsräume im neuen Haus. Die VBB weihten ihre neue feste Spielstätte im Oktober 1999 mit gleich zwei Premieren ein: zur Eröffnung ihrer Theatersaison spielte das große Shakespeare’schen Liebesdrama „Romeo und Julia“ im Großen Haus und das Südtiroler Gegenwartsdrama von Herbert Rosendorfer „Oh Tyrol oder Der letzte Stylit auf der Säule“ im Studiotheater des Neuen Stadttheaters.

Es folgten in dieser Spielzeit weitere sechs Eigenproduktionen auf der Großen Bühne und der Studiobühne, was in der neuen Theaterstätte eine große organisatorische und künstlerische Herausforderung darstellte. Die erste Zeit im Neuen Stadttheater war für die Vereinigten Bühnen Bozen äußerst turbulent: das neue Theater erforderte gut funktionierende Abläufe, einen professionellen Mitarbeiterstab, einen kontinuierlichen Spielplan, die Akquise entsprechender finanzieller Mittel, die Akzeptanz in der Südtiroler Gesellschaft und die Suche nach einer soliden Führungsstruktur, die alle diese Aufgaben bewältigen sollte.

Das Übergangsdirektorium gab nach nur drei Monaten die künstlerische Leitung der VBB im Januar 2000 an Emanuel Bohn ab. Er plante und gestaltete die Spielzeit 2000/01, schaffte es jedoch nicht, den Erfolgskurs von Georg Mittendrein im Neuen Stadttheater weiter fortzuführen.

Intendantenwechsel und Neubeginn

Thomas Seeber, amtierender Präsident des Vereins, übernahm auf Wunsch des Vorstandes im Juli 2001 kurzfristig die Führung der Belegschaft und die künstlerische Gestaltung des Spielplans 2001/02. Was die lokalen Medien bereits als Untergang ankündigten, gestaltete sich als geglückter Neubeginn.

Die bereits mit dem Einzug ins Stadttheater inhaltlich gesetzten Ziele, nämlich der strukturelle Ausbau eines professionellen Theaterbetriebs und ein in Südtirol, für Südtirol und mit Südtirol produzierendes Theater zu sein, wurden eingelöst. Thomas Seeber setzte auf Kontinuität: jährlich fanden mindestens sechs Eigenproduktionen statt, davon zwei im Großen Haus und vier im Studiotheater. Er reduzierte die Vorstellungen von 81 (im Jahre 1999/2000) auf 57 Vorstellungen im Jahr 2001/02. Trotzdem gelang es ihm, die Zuschauerzahlen zu erhöhen.

Auch strukturell wurden neue Akzente gesetzt: Seeber versuchte die VBB durch jährliche Kooperationen mit verschiedenen Partnern im In- und Ausland mehr in die bestehende Theaterlandschaft einzubinden und beschäftigte vor und hinter den Kulissen eine Vielzahl an Südtiroler Künstler.

Für zwei der sechs Produktionen von 2001/02 gewann er das Schauspielhaus Salzburg und das Stadttheater Bruneck als Kooperationspartner. In der Spielzeit 2003/04 kooperierten die Vereinigten Bühnen Bozen nicht nur mit einem der lokalen Städtetheater (dem Meraner Theater in der Altstadt), sondern auch mit den Partnern im eigenen Haus: Die Uraufführung von „Die Wette / La Scommessa“, die erste zweisprachige und äußerst erfolgreiche Koproduktion mit dem italienischsprachigen Teatro Stabile di Bolzano, sowie Shakespeares „Hamletas“ mit Teatro Stabile di Bolzano und der Stiftung Stadttheater. Dadurch fanden ein Anschluss an die lokale Theaterszene und eine Öffnung über die Grenzen Südtirols hinaus statt. Die Zusammenarbeit hatte auch praktische Vorteile: Kosten wurden gespart und die jeweilige Produktion einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.

Ein ungehaltener Publikumsrenner waren die jährlichen im Mai stattfindenden Musicalproduktionen, von „Kiss me Kate“ über „Evita“, „Jesus Christ Superstar“ oder „West Side Story“ hin zu „Jekyll & Hyde“, „Into the Woods“ und „Cabaret“. Damit kamen die Vereinigten Bühnen Bozen einerseits ihrem Bildungsauftrag mit anspruchsvollen Theaterstücken nach, wurden dem Publikum aber auch mit unterhaltsamen und musikalischen Stücken gerecht.

Erfolge als öffentlich-rechtliches Theater

Für eine finanzielle und rechtliche Absicherung der neuen Theaterbühne durch Stadt und Land wurde die Umstrukturierung der VBB weiter vorangetrieben. 2003 die neuen Statuten genehmigt, die dem Verein die Funktion eines öffentlich-rechtlichen Theaters zusprechen. Die ursprünglichen Einzelbühnen wurden zugunsten der gemeinschaftlichen Institution und des einheitlichen Theaterbetriebs Vereinigte Bühnen Bozen endgültig aufgelöst. Neben den Vertretern der Stadt waren nun auch Vertreter der Landesregierung (zu dieser Zeit Ressortdirektorin der Kulturabteilung Berta Linter) im Vorstand eingebunden.

Die VBB gewannen nicht nur Zustimmung in der Politik, sondern auch in der Bevölkerung: In der Spielzeit 2002/03 sahen 18.464 Zuschauer die sieben Eigenproduktionen in 76 Vorstellungen. Nicht nur BrechtsDreigroschenoper“, sondern auch „Die Physiker“ oder „Amadeus“ erfreuten sich des breiten Zuspruchs des Publikums. Die Highlights der Spielzeit 2003/04 waren Shakespeares „König Lear“ in der Regie von Kurt Veth, die Uraufführung „Ex“ von Selma Mahlknecht, das zweisprachige Theaterstück „Die Wette / La Scommessa“ von Ferruccio Cainero und „Der Zerrissene“ von Johann Nestroy, mit 5.614 Zuschauern die erfolgreichste Sprechtheaterproduktion der VBB. In der Spielzeit 2004/05, die die Vereinigten Bühnen Bozen unter das Motto „Liebe, Lust und Leidenschaft“ stellten, galt eine besondere Aufmerksamkeit dem Tiroler Dramatiker Felix Mitterer. Dieser schrieb im Auftrag der Vereinigten Bühnen Bozen das auf einer wahren Begebenheit beruhende Drama „Fleisch“. Weitere künstlerische Höhepunkte der Spielzeit waren „Die Möwe“ von Anton Tschechow in der Regie von Kurt Veth, der gelungene Versuch einer Wiederaufnahme („Die Wette / La Scommessa“) und als Saisonabschluss der Webber’sche Musicalklassiker „Jesus Christ Superstar“.

Erweiterung der Spielstätten auf Südtirols Theater

Die neue Theatersaison 2005/06 stellten die VBB unter das Motto „Menschenbilder“. In zwei Produktionen im Großen Haus, fünf Studio-Produktionen und erstmals einem Jugendstück auf der Probebühne des Stadttheaters rückten die VBB den Mensch und seine persönlichen, Schicksale in den Mittelpunkt. Erwähnenswert: „Wunschkonzert/Gassosa“ von Roberto Cavosi/Franz Xaver Kroetz, die zweite erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Teatro Stabile di Bolzano. An zwei Abenden wurden abwechselnd zwei Einakter jeweils in deutscher und italienischer Sprache auf die Bühne gebracht. Damit stellten die beiden Intendanten Marco Bernardi und Thomas Seeber die „deutsch/italienische Theaterzusammenarbeit“ auf eine ganz neue Basis.

Neu im Spätherbst 2005 war auch die erste Südtirol-Tournee der VBB: mit „Der Messias“ von Patrick Barlow in ganz Südtirol unterwegs, trugen sie dem kulturpolitischen Wunsch der institutionellen Geldgeber nach einer Bespielung der wichtigsten Theatersäle des Landes (in Meran, Brixen, Bruneck und Schlanders) Rechnung.

Jährlich um die Weihnachtszeit bringen die VBB ein Kinderstück für die ganze Familie auf die Bühne, wobei „Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte“, nach dem gleichnamigen Roman von Luis Sepúlveda, in einer Bearbeitung von Horst Herrmann und Stephen Lloyd das bislang erfolgreichste Kinderstück war. Die zwei Highlights im Großen Haus bildeten die Komödie „Der nackte Wahnsinn“ von Michael Frayn und das Musical „West Side Story“ von Leonard Bernstein. Insgesamt war die Spielzeit 2005/06 hinsichtlich Besucherzahlen (32.019) und Aufführungsangebot (mit 127 Vorstellungen) die beste Spielzeit seit Bestehen der VBB. Erwähnenswert in dieser Spielzeit waren der modernen Klassiker „Tod eines Handlungsreisenden“ von Arthur Miller und „Glaube Liebe Hoffnung“ von Ödön von Horváth die menschlichen Schicksale von Sucht und sozialem Abstieg aufdeckten.

Das Theater als gesellschaftlicher Ort der Begegnung

In den ersten Jahren der Intendanz Seebers ging es noch primär um die Akzeptanz und Verankerung in der Gesellschaft, jedoch wurde nun zunehmend der Dialog mit dem Publikum intensiviert: das 2001 von der Dramaturgin Kathrin Gschleier konzipierte Programm an Lehrerfortbildungen und Stückeinführungen wurde kontinuierlich um Workshops, Diskussionen, Lesungen, Ausstellungen, Autorentreffen und spartenübergreifenden Kulturveranstaltungen wie die „Cult.urnacht“ erweitert. Auch mit ihren Stücken griffen die Vereinigten Bühnen Bozen aktuelle gesellschaftliche Themen des Landes auf, um wichtige gesellschaftspolitische und künstlerische Impulse zu geben.

Ab der Spielzeit 2006/07 setzten sich die VBB stärker mit gesellschaftlichen Themen unserer Zeit auseinander. Die Shakespearekomödie „Was ihr wollt“ beschäftigte sich mit der geschlechtlichen Annäherung von Mann und Frau und eine Bildungsdebatte wurde in Willy Russells Stück „Bildung für Rita“, das erfolgreich im Auditorium Roen spielte, aufgerollt. Das im Dezember breit diskutierte Thema würdevolles Sterben bekam in „Alices Reise in die Schweiz“ die Geschichten um Nationalsozialismus und Sterbehilfe des Schweizer Dramatikers Lukas Bärfuss ein Theaterforum mit besonders evidenter Aktualität. In der Spielzeit 2006/07 wurde der Jugendtheaterclub eingeführt, für den die VBB zehn jugendliche Schauspieltalente in Castings auswählten und das sozialkritische Jugendstück „Die Welle“ von Reinhold Tritt als Studioproduktion erarbeiteten.

In der Spielzeit 2007/08 wurden die Stücke um Einsamkeit und Beziehungskälte in „Der einsame Weg“ von Arthur Schnitzler und „Spielweise, zwei im Quadrat“ von Sergi Belbel gezeigt. Erfolgreich waren die Kinder- und Jugendstücke „In 80 Tagen um die Welt“ nach Jules Verne, das in der nächsten Spielzeit wiederaufgenommen, und „Die fetten Jahre sind vorbei“ von Hans Weingartner, das im Grieser Stadttheater aufgeführt wurde.

2008/09 wurden die Klassiker um Macht und Ohnmacht, „Maria Stuart“ von Friedrich Schiller und „Liebe Jelena“ von Ljudmila Rasumowskaja gezeigt. Publikumsliebling war das Erfolgsmusical „Cabaret“ mit dem die Saison abgeschlossen wurde. 2009/10 standen zwei Uraufführungen auf dem Programm: „Unser Häuptling“, eine Koproduktion mit Vorarlberger Landestheater und neuebuehnevillach, sowie „Die Walsche“ nach einem Roman von Joseph Zoderer. Highlight der Saison war die Abschlussproduktion „La Cage Aux Folles“ (Ein Käfig voll Narren), ein Musical über die Travestiekünstlerin Zaza.

In der Spielzeit 2010/11 gab es gleich zwei Wiederaufnahmen: Das Kinderstück „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry und „Die Walsche“ von Zoderer. Das Gewinnerstück der Bozner Autorentage 2009 „Rothermunds Bilder“ – ein Kunstkrimi und Familientragödie, über Freiheit und Verbrechen, Schuld und Unschuld, Mitleid und Gewalt – uraufgeführt. Dieses Jahr gab es ein Gastspiel des Theaters Meno Fortas Litauen mit dem Stück „Idiotas“ von Fjodor Dostojewskij. Abschließend wurde das Rockmusical „Hair“ gezeigt. Das Projekt „Theater Mobil“ war in dieser und der darauffolgenden Spielzeit mit dem Monolog „Klamms Krieg“ in Südtirols Schulen unterwegs.

Thomas Seeber kündigte seine letzte Spielzeit als Intendant der Vereinigten Bühnen Bozen an, die im Oktober mit Tschechows „Der Kirschgarten“ Premiere feierte. Auch durch diese Spielzeit zog sich das gewohnte Wechselspiel von Klassikern und neuen Stücken, Kinder- und Jugendtheater, Kulturnacht und einem abschließenden Musical, diesmal „My Fair Lady“.

2012: Neustart bei den VBB

2012 feierten die Vereinigten Bühnen Bozen ihr 20-jähriges Bestehen mit einem Festakt und kurzem Rückblick. Doch mehr noch als einen Blick zurück, werfen die Vereinigten Bühnen Bozen ihren Blick nach vorne. Thomas Seeber verabschiedete sich mit der Spielzeit 2011/12 als Intendant, bleibt den VBB jedoch als Präsident weiterhin erhalten.

Am 1. August 2012 übernahm Irene Girkinger die Intendanz der VBB. Mit dem Führungswechsel wurde das Profil des größten eigenproduzierenden Theaterbetriebs Südtirols erneut geschärft. Nun wird in der Theaterarbeit verstärkt das Heute ins Zentrum gestellt. Der Fokus liegt auf gesellschaftspolitischen Themen – auf dem Spielplan stehen nun immer wieder Momente der kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Gegenwart. Für die Ausrichtung der Zeitgenossenschaft mitverantwortlich ist mitunter der Hintergrund der jungen Theatermacherin. Zehn Jahre war sie vor ihrer Arbeit bei den VBB in Linz, Salzburg und Wien als Dramaturgin und Produktionsleiterin tätig.

Seit der Saison 2012/13 werden vermehrt junge Talente gefördert – beispielsweise durch die Förderung Südtiroler Autoren, die Weiterführung des Jugendtheaterclubs und der Zusammenarbeit mit der Theaterschule Bruneck. Zudem werden einheimische Künstler mit neuen Kräften von außen zusammengebracht – durch Gestaltung der Spielzeitsujets und durch Weiterführung der „Cult.urnacht“ – sowie die Vernetzung mit anderen regionalen und überregionalen Kulturinitiativen und Theater verstärkt und der lokale Bezug der Theaterarbeit ausgebaut.

Die VBB sind darum bemüht, einen Mix aus Klassikern, zeitgenössischen Stücken, Musiktheater und genreübergreifenden Produktionen zu zeigen. Die VBB wollen gesellschaftspolitische Diskurse anregen, Ort sozialer Aufmerksamkeit und Treffpunkt für die Zeitgenossenschaft sein.

Neue Themen, moderne Inszenierungen

„Voll Frisch“ startete die erste Spielzeit von Irene Girkinger. 2012/13 bot ein abwechslungsreiches Programm von Klassikern („Viel Lärm um nichts“ von Shakespeare, „Dorian Gray“ von Oscar Wilde) bis zu Uraufführungen (das Auftragswerk „Der Koffer“ und das Siegerstück der Autorentage 2011 „foreignstr. 19“). Erstmals nach vielen Jahren stand am Saisonende kein Musical. Mit „Das Ballhaus – Tanz durch ein Jahrhundert“ wurde ein Schauspiel ohne Worte mit Musik geboten. Angelehnt an das Stück „Le Bal“ von Jean-Claude Penchenat erstellten Maxi Obexer und Roberto Cavosi das deutsch/italienisches „Drehbuch“ einer getanzten Zeitreise durch Südtirol, dargestellt von zahlreichen einheimischen und einigen ausländischen Schauspielern.

Die Spielzeit 2013/14 wurde „Hoch Spannend“ und startete mit dem Klassiker „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön von Horváth, dem ein weiterer folgte: „Werther“ von Goethe. Wiederaufgenommen wurde das Kinderstück „Heidi“ von Johanna Spyri, das im Vorjahr großen Erfolg feierte. Auch in dieser Spielzeit feierte ein Auftragswerk „Romys Pool“ seine Uraufführung. Zum 75. Mal jährte sich die Option – dies diente als Ausgangspunkt für das Theaterprojekt „Option. Spuren der Erinnerung“. Im Mittelpunkt standen Zeitzeugen, die gemeinsam mit Schauspielern aus Südtirol ihre Geschichte erzählten, musikalisch begleitet von der Musicbanda Franui aus Osttirol. Abschluss fand diese Saison mit einer zeitgenössischen Inszenierung der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss, der ersten Koproduktion der VBB mit dem Haydn-Orchester von Bozen und Trient.

„Eingetaucht“ lautete das Programm der Spielzeit 2014/15. Vor Beginn der Eigenproduktionen wurde in Zusammenarbeit mit transart eine Tanztheater-Produktion des belgischen Künstlerensembles Needcompany gezeigt. Zum Auftakt der Eigenproduktionen stand die Wiederaufnahme von „Option. Spuren der Erinnerung“ auf dem Programm, angeregt durch Sponsoren und das Land Südtirol, sowie das große Interesse der Südtiroler Bevölkerung. Ein Meilenstein der Spielzeit war die Uraufführung des Erfolgsromans „Stillbach oder die Sehnsucht“ von Sabine Gruber. Uraufgeführt wurde auch das Gewinnerstück der Autorentage 2013 „Blog und Backhendl“ in Zusammenarbeit mit der Theaterschule Bruneck. Auch der Jugendtheaterclub kam mit „Punk Rock“ von Simon Stephens wieder zum Einsatz. Abgeschlossen wurde die Spielzeit 2014/15 mit dem Musical „Anatevka“ von Jerry Bock, in dessen Rahmen 20.975,69 € an Spenden gesammelt wurden. Die Summe kam dem Verein Volontarius Bozen zur Versorgung der Flüchtlinge zugute.

In der Spielzeit 2015/16 hieß es „Nichts wie hin!“.