Viscri
Viscri Deutsch-Weißkirch Szászfehéregyháza |
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Basisdaten | ||||
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Staat: | Rumänien | |||
Historische Region: | Siebenbürgen | |||
Kreis: | Brașov | |||
Gemeinde: | Bunești | |||
Koordinaten: | 46° 3′ N, 25° 6′ O | |||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | |||
Höhe: | 581 m | |||
Einwohner: | 467 (2002) | |||
Postleitzahl: | 507039 | |||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 68 | |||
Kfz-Kennzeichen: | BV | |||
Struktur und Verwaltung | ||||
Gemeindeart: | Dorf |
Viscri (dt. Deutsch-Weißkirch; ung. Szászfehéregyháza) ist ein Ort im Kreis Brașov, Siebenbürgen, Rumänien. Er liegt nordwestlich von Rupea (Reps) und südöstlich von Sighișoara (Schäßburg). Das Dorf zählte zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert ca. 700 Einwohner, hauptsächlich Siebenbürger Sachsen, daneben gab es einen rumänischen Dorfteil. Viscri zeichnen sowohl die Kirchenburg als auch die von sächsischen Höfen geprägte Dorfstruktur aus. Kirchenburg und Dorf stehen auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.
Historische Entwicklung
Geschichte
Der Ort wurde Ende des 12. Jahrhunderts von Siebenbürger Sachsen gegründet und ist 1185 erstmals urkundlich erwähnt worden.
Gegenwärtige Situation
Nach ihrer Abwanderung nach Deutschland Ende der 1980er Jahre leben in Viscri heute nur noch etwa 15 – meist ältere – Siebenbürger Sachsen. Im Jahr 2009 wurden noch 36 Kirchenmitglieder der evangelischen Kirche der Siebenbürger Sachsen gezählt[1].
Die heute rund 450 Dorfbewohner sind hauptsächlich Rumänen und Roma, seltener Ungarn. Die Geschichte des Dorfes hat durch den „Exodus“ von 1989/90 eine bedeutende Zäsur erfahren. Die Epoche der Siebenbürger Sachsen neigt sich dem Ende zu. Die meist rumänische Bevölkerung prägt das Dorf auf ihre Weise, bemüht sich aber, das Bild und den Charakter des Dorfes aufrechtzuerhalten. Trotz der für viele Dorfbewohner problematischen wirtschaftlichen Lage ist der größere Teil der Häuser gepflegt und viele der sächsischen Höfe werden bis heute bewirtschaftet und instand gehalten. Im Dorf gibt es drei Läden, eine Schule, ein Postamt sowie eine Gesundheitsstation.
In den letzten Jahren – besonders seit der Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes 1999 – hat der Tourismus nach Viscri zugenommen und bildet eine zusätzliche Einnahmequelle für die Bevölkerung Viscris. Es gibt auch Zuzüge westlicher (z. T. deutscher) Ausländer. Viscri gehört zum Repser Land, liegt auf ca. 550–700 m Höhe und ist von Hügelland, Wiesen und Wäldern umgeben, wo unter anderem auch Bären und Wölfe leben.
Dorf
Viscri liegt abgelegen von der Hauptstraße und ist nur über eine schlechte Schotterstraße zu erreichen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass es in Viscri fast keine Neubauten und nur wenig Autoverkehr gibt und sich die Siedlungsstruktur bis heute kaum verändert hat.
Das Dorf mit seinen sächsischen Höfen stellt ein Musterbeispiel eines sächsischen Dorfes mit Kirchenburg dar. Das geschlossene Ortsbild ist in seiner Art nur noch selten in Siebenbürgen anzutreffen. Die ehemalige Langgasse von etwa 1 km Länge und die beiden zur Kirchenburg abzweigenden Gassen (Kirchgasse und Neugasse) sind mit sächsischen Höfen bebaut. Meist zeigt die Giebelfassade der Wohnhäuser sowie die Toreinfahrten zur Straßenseite. Nach hinten haben die regelmäßig angeordneten Höfe zuerst Stallgebäude sowie zur Rückseite hin abschließend große Scheunen. An beiden Ortsenden findet man die Häuser der Rumänen, die im Baustil ähnlich, aber meist etwas kleiner sind und mit einem Kreuz an der Fassade verziert wurden.
Kirchenburg
Am nordwestlichen Ende des Dorfes steht die Kirchenburg. Im 12. Jahrhundert errichteten hier noch vor den deutschen Siedlern Szekler eine kleine romanische Saalkirche. Im 13. Jahrhundert erfolgte ein Ausbau. Nach den ersten Türkeneinfällen wurde die Kirche im 14. Jahrhundert befestigt und ein Wehrring mit Wehrtürmen errichtet.
Das Ortsbild von Viscri wird maßgeblich von der alles überragenden Burganlage mit den insgesamt sechs Wehrtürmen geprägt. Die gedrungene Anlage wird dominiert von einem mit der Kirche verbundenen Wehrturm mit pyramidenförmigem Dach. In die Burgmauer wurden neben den Wehrtürmen auch Wohn- und Vorratsräume integriert.
Im 16. Jahrhundert erhielt die Kirchenburg durch verschiedene Umbauten ihre heutige Gestalt. Die Kirchenburg wurde niemals von Feinden eingenommen.
UNESCO-Weltkulturerbe
Die Kirchenburg und der Dorfkern wurden 1999 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Neben Viscri stehen auch die Kirchenburgen Biertan (Birthälm), Prejmer (Tartlau), Dârjiu (Ders/Székelyderzs), Saschiz (Keisd), Câlnic (Kelling) und Valea Viilor (Wurmloch) auf der Liste des Weltkulturerbes.
Zudem bemüht sich die Londoner Mihai-Eminescu-Stiftung um die Erhaltung der Kirchenburg und der Bausubstanz des Dorfes. Prinz Charles hat Viscri bereits mehrfach besucht, um die Arbeit der Stiftung zu unterstützen. Die Deutsche Stiftung Welterbe, eine Stiftung der Welterbestädte Stralsund und Wismar, beschloss im Herbst 2004 – in Zusammenarbeit mit der Organisation GAIA Heritage aus Frankreich und dem rumänischen Mihai-Eminescu-Trust – die Unterstützung eines Pilotprojektes in Viscri mit dem Ziel, die traditionelle Struktur der Dorfstraße wiederherzustellen.
Persönlichkeiten
- Michael Markel (* 1939), Literaturwissenschaftler, wurde hier geboren.
Weitere Besonderheiten Viscris
Viscri ist außerdem bekannt für die Initiative „Socken aus Viscri“, ein Selbsthilfeprojekt des Dorfes. Die Wolle für die Socken, die hauptsächlich nach Deutschland verkauft werden, wird in einer von der Fraueninitiative organisierten Spinnerei hergestellt.
Verschiedenes
Die Handlung des 16. Bandes der Kinderbuchreihe Der Kleine Vampir spielt überwiegend dort. Die Familie von Schlotterstein wohnt nach ihrer Heimkehr nach Transsylvanien im Keller der Kirchenburg. Im Buch benutzen die Vampire auch oft die Bezeichnung „Schwarzgruft“ für Weißkirch.
Literatur
- Herman van der Haegen, Paul Niedermaier (Hrsg.): Weisskirch. (Deutsch-Weisskirch / Viscri). Ein siebenbürgisches Dorf im Griff der Zeit. Zur Siedlungsgeschichte Rumäniens (= Acta geographica Lovaniensia. Bd. , ISSN 0065-1257). Instituut voor Sociale en Economische Geografie, Katholieke Universiteit Leuven, Leuven 1997.
- Timo Hagen: UNESCO-Weltkulturerbe Dorf und Kirchenburg Deutsch-Weißkirch Viscri. = Deutsch-Weißkirch, Viscri, Szászfehéregyháza, Dorf und Kirchenburg, UNESCO-Weltkulturerbe (= Schnell. Kunstführer 2726 = Kleine Kunstführer in der Potsdamer Bibliothek östliches Europa. Bd. 1). Schnell + Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-6812-5.
- Werner Schmitz, Sara Dootz: Mit der Sonne steh' ich auf. Eine Bäuerin aus Siebenbürgen erzählt aus ihrem Leben. LV-Buch, Münster 2010, ISBN 978-3-7843-5081-3.
- Annette Schorb: Mein rumänisches Tagebuch. s. n., Brașov 2004.
- Annette Schorb: Ein Dorf wie nirgends anderswo : unsere 22 Jahre in Viscri/Deutsch-Weißkirch in Siebenbürgen Hermannstadt / Bonn – Schiller-Verlag, 2019, ISBN 978-3-946954-51-4
- Andreas Unger: Von den Socken. In: Brand Eins. 10. Jg., Nr. 7, Juli 2008, ISSN 1438-9339, S. 150–155. (PDF; 0,7 MB)
- Michael Wagner: Schicksale und Erinnerungen. Zeitgeschichten aus der Vergangenheit eines siebenbürgischen Dorfes. 2. Auflage. Hora-Verlag, Hermannstadt 2002, ISBN 973-8226-13-9.
Weblinks
- Offizielle Website
- Informationen der Mihai-Eminescu-Stiftung über Viscri
- Weitere Informationen zur Kirchenburg
- Informationen über Viscri und das Socken-Projekt, Beschreibung eines Dokumentarfilms aus dem Jahr 2006
- Informationen zur heutigen Situation der Dorfbewohner von Viscri
- Wiener Zeitung: Zeitungsartikel über Viscri aus Österreich (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Dieter Drotleff: Pfarrer, Kuratoren, Seelenzahlen. In: Allgemeine Deutsche Zeitung. Beilage: Karpatenrundschau, 4. März 2010, S. 3.
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Image Description | Credit | Artist | License Name | File |
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Biserica evanghelică fortificată Viscri | Eigenes Werk | Ioan Bodean | Datei:Biserica evanghelică fortificată Viscri.jpg | |
Kirchenburg von Deutsch-Weißkirch (RO). | own work After a drawing by Radu Olteanu Planul cetății Viscri Perspectiva asupra bisericii fortificate de la Viscri, dupa William Blacker | Asybaris01 | Datei:Biserica fortificata din Viscri.svg | |
The Wikimedia Commons logo, SVG version. | Original created by Reidab ( PNG version ) SVG version was created by Grunt and cleaned up by 3247 . Re-creation with SVG geometry features by Pumbaa , using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightly warped.) | Reidab , Grunt , 3247 , Pumbaa | Datei:Commons-logo.svg | |
Flagge Rumäniens | Eigenes Werk | AdiJapan | Datei:Flag of Romania.svg | |
Flagge der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) | Based on the previous version of Madden | Mouagip | Datei:Flag of UNESCO.svg | |
Eigenes Werk, basierend auf: Führt kein Wappen.png von N3MO . The font is “ Gill Sans MT Condensed”. | Datei:Führt kein Wappen.svg | |||
Map pointer. | Eigenes Werk | Bea o | Datei:Paris plan pointer b jms.svg | |
Positionskarte von Rumänien | own work, using United States National Imagery and Mapping Agency data | NordNordWest | Datei:Romania location map.svg | |
Viehbrandzeichen von Deutsch-Weißkirch | Abbildung der in den sächsischen Ortschaften bestehenden Viehbrandzeichen, nach den einzelnen Stühlen und Distrikten geordnet . Zeichnungen. | Carl Franz Köch | Datei:Viehbrandzeichen 08-03 Weißkirch.jpg | |
Sächsische Höfe auf der hauptstrasse in Viscri | Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird angenommen, dass es sich um ein eigenes Werk handelt (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben). | Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Wissenskanon~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben). | Datei:Viscri Dorf.jpg |