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Kandel, Eric Richard#


* 7. 11. 1929, Wien


Mediziner, Neurowissenschaftler
Nobelpreis für Medizin


Kandel, Eric R.
Eric R. Kandel. Foto.
Foto: A. Wieselmayer. Aus: Wikicommons unter CC, unter CC BY-SA 3.0

Eric Kandel wurde 7. November 1929 als Sohn eines jüdischen Spielwarenhändlers in Wien geboren.

Nach dem "Anschluss" Österreichs konnten die Eltern ihn und seinen Bruder im Frühjahr 1939 in die Vereinigten Staaten schicken; ihnen selbst gelang erst Monate später über zahlreiche Umwege die Flucht nach Amerika.

In New York besuchte er die Schule, später erhielt er ein Stipendium an der Harvard University, wo er zunächst die Fächer Geschichte und Literatur studierte. Durch einen befreundeten Psychoanalytiker kam er zur Überzeugung, dass er den menschlichen Geist besser erfassen müsse und wechselte an die New York University, wo er Medizin studierte und schließlich ebenfalls Psychoanalytiker wurde.
Gegen Ende seiner Studienzeit entschied er sich - anders als die meisten Psychiatrie-Studenten seiner Zeit - die biologischen Vorgänge des Gehirns genauer zu erforschen. Seine Forschungstätigkeit führte ihn an verschiedene große amerikanische Universitäten und 1962 nach Paris, wo er begann, mit Hilfe des Nervensystems der Aplysia-Schnecken (Kalifornische Seehasen / Aplysia californica) zu erforschen, wie das Gehirn lernt, sich zu erinnern. Seine Erforschung des Nervensystems und des Gehirns führte zur Entdeckung eines Proteins, das eine Schlüsselrolle beim Lern- und Erinnerungsvermögen des Menschen spielt.

1974 wurde Eric Kandel Professor an der Columbia University in New York und Mitglied der National Academy of Sciences der USA. 1983 half er, das 'Howard Hughes Medical Institute' für molekulare Neurowissenschaften der Columbia University aufzubauen.

Im Jahr 2000 wurden Eric Kandel und zwei seiner Kollegen (Arvid Carlsson und Paul Greengard) für ihre "Entdeckungen betreffend der Signalübertragung im Nervensystem" mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

Eric Kandel ist Professor an den Abteilungen Neurowissenschaften, Biochemie und Molekulare Biophysik, wie auch Psychiatrie an der Columbia University in New York. An dieser Universität leitet er außerdem als Direktor das "Kavli Institute for Brain Science" und ist Co-Direktor des "Mortimer B. Zuckerman Mind Brain Behavior Institutes".

Heute beschäftigt er sich mit zahlreichen Themen: zusammen mit seiner Frau Denise, die Professorin für Sozialmedizin an der Columbia University ist und über Suchtverhalten und Nikotinabhängigkeit bei Jugendlichen forscht, konnte er zeigen, dass Nikotin das Gehirn aufnahmefähiger für andere Drogen macht; außerdem schreibt er ein Buch über abstraktes Denken in Wissenschaft und Kunst.

Der Nobelpreisträger hält auch immer wieder allgemeinverständliche Vorträge, zum Beispiel im Rahmen der Wiener Vorlesungen.

Eric Kandel gelang es, sich mit der Heimat seiner Kindheit ein wenig zu versöhnen; er nahm auch wieder - zusätzlich zu seiner US-amerikanischen Staatsbürgerschaft, die er 1945 erhalten hatte - die österreichische Staatsbürgerschaft an.

Eric Kandel lebt in New York und ist seit 1956 mit der Sozialmedizinerin und Epidemiologin Denise Kandel; sie haben zwei erwachsene Kinder und vier Enkel.

Mitgliedschaften#

  • Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, seit 1989
  • auswärtiges Mitglied der Royal Society, seit 2013
  • Mitglied der National Academy of Sciences USA , seit 1974
  • Präsident der Society for Neuroscience, 1980/1981

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • mehr als 30 hohe wissenschaftliche Auszeichnungen, u.a.
    • Henry L Moses Research Award, 1959
    • Lester N Hofheimer Prize for Research, 1977
    • Lucy G. Moses Prize for Research in Basic Neurol., 1977
    • Solomon A. Berson Medical Alumni Achievement, 1979
    • Albert Lasker-Preis für medizinische Grundlagenforschung (gemeinsam mit VB Mountcastle), 1993
    • National Medal of Science, 1988
    • Gold Medal for Scientific Merit, 1988
    • Jean-Louis-Signoret-Preis, 1992
    • NY Academy of Medicine Award, 1996
    • Wolf-Preis für Biologie und Medizin des Staates Israel, 1999
  • Nobelpreis für Medizin für Forschungen zu den molekularen Mechanismen der Synapsen und deren Beeinflussung (mit A. Carlsson und P. Greengard), 2000
  • Ehrendoktorat der Universität Wien, 1994
  • Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft, 2005
  • Ehrenpreis des Viktor Frankel Instituts der Stadt Wien, 2008
  • Ehrenbürger der Stadt Wien, 2008
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich, 2012
  • Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch, 2013

Werke (Auswahl)#

Bücher
  • Cellular Basis of Behavior, 1976
  • Mind and Behavior, 1980
  • Principles of Neural Science, 1982 (dt.: Neurowissenschaften: eine Einführung. Hrsg. mit James H. Schwartz, Thomas M. Jessel, 1996)
  • Molecular neurobiology in neurology and psychiatry, 1987
  • Memory. From Mind to Molecules, 1999 (dt.: Gedächtnis. Die Natur des Erinnerns. Mit Larry R. Squire, 1999)
  • Psychiatry, Psychoanalysis, and the New Biology of Mind, 2005 (dt.: Psychiatrie, Psychoanalyse und die neue Biologie des Geistes, 2006)
  • In Search of Memory: The Emergence of a New Science of Mind. New York, Norton & Co. 2006 (Deutsche Ausgabe: Auf der Suche nach dem Gedächtnis. Die Entstehung einer neuen Wissenschaft des Geistes. München, Siedler Verlag 2006)
  • The age of insight: the quest to understand the unconscious in art, mind, and brain, from Vienna 1900 to the present, 2012
  • Das Zeitalter der Erkenntnis: Die Erforschung des Unbewussten in Kunst, Geist und Gehirn von der Wiener Moderne bis heute, 2012
  • The Disordered Mind: What Unusual Brains Tell Us About Ourselves, 2018
  • Was ist der Mensch? Störungen des Gehirns und was sie über die menschliche Natur verraten (übersetzt von Sebastian Vogel), 2018

Film

  • Petra Seeger (Reg.): Auf der Suche nach dem Gedächtnis – Der Hirnforscher Eric Kandel, TV-Dokumentation (FilmForm Köln mit Arte, ORF, WDR), 2008

Weiterführendes#

Quellen#

Redaktion: J. Sallachner, I. Schinnerl