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Stein, Lorenz von#

* 15. 11. 1815, Eckernförde, Deutschland

† 23. 8. 1890, Weidlingau


Jurist


Stein Lorenz
Denkmal von Fritz Steger
Universität Wien, Arkadenhof
© Rainer Lenius
Lorenz von Stein wurde in Borby bei Eckernförde in Dänemark am 15. November 1815 als uneheliches Kind der Anna Juliana Elisabeth Stein geboren.


Mit sechs Jahren kam er in ein militärähnliches, pädagogisch geführtes Pflegeheim und konnte 1832 mit einem Stipendium des Königs auf die Lateinschule in Flensburg wechseln.

Nach dem Abitur studierte er mit Stipendien in Kiel und Jena Philosophie und promovierte in Kiel 1840 über die Geschichte des dänischen Zivilprozesses.


Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Frankreich, als dessen Ergebnis er ein Werk über den Sozialismus und Kommunismus des heutigen Frankreichs vorlegte, habilitierte er sich 1843 und wurde Privatdozent an der juristischen Fakultät der Universität Kiel. 1846 wurde er zum außerordentlicher Professor der Staatswissenschaften in der philosophischen Fakultät ernannt, allerdings verlor er diese Stellung 1852 wegen seiner Beteiligung an der schleswig-holsteinischen Erhebung.

1855 wurde er auf Veranlassung von Finanzminister Karl Ludwig von Bruck an die Universität Wien berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1887 den Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht bekleidete und umfangreiche Lehrbücher der Verwaltungslehre und der Finanzwissenschaft erarbeitete, darunter seine Hauptwerke - die dreibändige "Verwaltungslehre" und das "Handbuch der Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechtes".

Lorenz von Stein starb am 28. September 1890 auf seinem Landsitze in Weidlingau bei Wien.

Er ist auf dem evangelischen Friedhof Matzleinsdorf (Gr.17/226) bestattet.

Grabstein Lorenz
Grabstein Lorenz. Ev. Friedhof Matzleinsdorf
© Rainer Lenius

Im Arkadenhof der Universität Wien ist sein Denkmal von Fritz Steger zu sehen.


Steins Studien und systematische Analysen der sozialen und politischen Verhältnisse in Frankreich, die er während eines längeren Aufenthalts in Paris durchführte, mündeten in seinen ersten größeren Veröffentlichungen "Der Sozialismus und Kommunismus im heutigen Frankreich" (1842) und "Die Geschichte der sozialen Bewegung Frankreichs von 1789 bis auf unsere Tage" (1850). Diese Studien, die in späteren Auflagen beständig erweitert wurden, beschränken sich jedoch nicht auf die Beschreibung der französischen Gesellschaftsgeschichte. Vielmehr entwickelt von Stein auf Basis seiner empirisch-vergleichenden Analysen eine theoretische Konzeption über die Struktur der entstehenden modernen Gesellschaft.

Lorenz von Stein ist als einer der letzten Universalisten des Staatswissenschaften, geprägt durch die Philosophie Hegels, in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen, lange Zeit vergessen gewesen und als Klassiker der der Verwaltungswissenschaften in den letzten 50 Jahren wieder entdeckt worden.


Sein gewaltiges Lebenswerk enthält eine Fülle von sozialgeschichtlichen Analysen, richtungsweisende europäische Rechtsvergleichung, Prognosen der politischen Entwicklung Europas, Darstellungen der öffentlichen Verwaltung des 19. Jahrhunderts mit enzyklopädischem Charakter. Eine weltweite und unübersehbare Sekundärliteratur stützt sich auf seine Erkenntnisse.

Auch in seiner Heimat erinnerte man sich an ihn und errichtete zu seinem Gedenken ein Lorenz-von-Stein-Institut für Verwaltungswissenschaften an der Universität Kiel.

Werke (Auswahl)#

  • Die Geschichte des dänischen Civilproceßes und das heutige Verfahren. Als Beitrag zu einer vergleichenden Rechtswissenschaft, 1841
  • Der Socialismus und Communismus des heutigen Frankreichs. Ein Beitrag zur Zeitgeschichte, 1842
  • Die Municipalverfassung Frankreichs, 1843
  • Die socialistischen und communistischen Bewegungen seit der dritten französischen Revolution. Anhang zum Socialismus und Communismus, 1848
  • Einleitung in das ständische Recht der Herzogthümer Schleswig und Holstein, 1847
  • Geschichte der socialen Bewegung in Frankreich von 1789 bis auf unsere Tage (8 Bde.), 1850
  • System der Staatswissenschaft (2 Bde.), 1852, 1856
  • Die Grundlagen und Aufgaben des künftigen Friedens (mit 4 officiellen Beilagen), 1856
  • Die neue Gestaltung des Geld- und Creditwesens in Oesterreich, 1856
  • Oesterreich und der Friede, 1856
  • Lehrbuch der Volkswirthschaft. Zum Gebrauche für Vorlesungen und zum Selbststudium, 1858, 1878, 1887
  • Lehrbuch der Finanzwissenschaft. Als Grundlage zu Vorlesungen und zum Selbststudium, 1860, 1871, 1875, 1878, 1885–86
  • Studien über stehende Heere, 1860
  • Die Verwaltungslehre, 1865–68)
  • Handbuch der Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechts. Als Grundlage für Vorlesungen, 1870, 1876, 1887
  • Die Lehre vom Heerwesen. Als Theil der Staatswissenschaft, 1872
  • Zur Eisenbahnrechtsbildung. Gesammelte Aufsätze aus dem Centralblatt für Eisenbahnen und Dampfschifffahrt der österr.- ungar. Monarchie, 1872
  • Alpenrosen. Gedichte, 1873
  • Die Frau auf dem Gebiete der Nationalökonomie, 1875
  • Gegenwart und Zukunft der Rechts und Staatswissenschaft Deutschlands, 1876
  • Lehrfreiheit, Wissenschaft und Collegiengeld, 1875
  • Der Wucher und sein Recht, 1880
  • Die staatswissenschaftliche und die landwirthschaftliche Bildung, 1880
  • Die Frau auf dem socialen Gebiete, 1880
  • Die Landwirthschaft in der Verwaltung und das Princip der Rechtsbildung des Grundbesitzes Drei Vorträge, 1883
  • Die drei Fragen des Grundbesitzes: Die irische, die continentale und die transatlantische Frage, 1881

Quellen#



Redaktion: R. Lenius, I. Schinnerl