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Anna KIM: Invasionen des Privaten#

Anna KIM: Invasionen des Privaten, Droschl, 2011 / Rezension von GUENTHER Johann

Anna KIM: Invasionen des Privaten
Anna KIM: Invasionen des Privaten

KIM, Anna: „Invasionen des Privaten“, Graz Wien 2011 Das Buch entstand während eines längeren Aufenthalts in Grönland, bei dem sie Kontakt mit Einheimischen – Grönländern und Dänen – hatte und diese in Bezug sie ihrer eigenen Identität bringt: die Koreanerin als Österreicherin. Grönland, ein Teil Dänemarks, mit weniger als 60.000 Einwohnern, von denen 15.000 in der Hauptstadt Nuuk leben. Kim versucht die Geschichte des Landes, von der Kolonialbesetzung bis hin zur Einbindung Dänemarks aufzuarbeiten. Sie halt auch Kontakte zu lokalen Menschen, um deren Geschichte und Empfindungen festzuhalten. Während ihres Grönlandaufenthalts wohnt sie sowohl in der Hauptstadt Nuuk, als auch am Land, zwei Flugstunden nördlich. Obwohl Grönland ein fast unbewohntes Land ist, wirkt die Hauptstadt „wie jede andere Stadt … frei von Natur.“ (Seite 10) Die Vergangenheit des Landes ist in seiner Architektur abgebildet: norwegische Bauten und dann, nach der Übernahme Dänemarks, dänischer Stil. Der Kolonialismus ging mit den Einheimischen sehr brutal um. „Luxus Waren“ wie Kaffee, Alkohol, Tee oder Gewürze wurden an Grönländer nicht verkauft. Sie wurden zweitklassig behandelt und man versuchte sie zu Beginn in ihrer Funktion, dem Jagen von Roben und Walen zu halten. Als dann im Zweiten Weltkrieg amerikanische Militärbasen errichtet wurden, siedelte man die Inuit um. Sie bekamen kleinere Jagdgebiete, in denen sie mit ihrer Kultur nicht mehr überleben konnten. Zehn Jahre lang hatte man grönländische Kinder für ein oder zwei Jahre nach Dänemark gebracht, um ihre Kultur anzugleichen. Die Kinder kamen heimatlos zurück. Hatten ihre eigene Sprache verlernt und dänisch gelernt. Eine Gesprächspartnerin, die auf so einem Dänemarkaufenthalt war, meinte: „Dänisch fließend zu sprechen bedeutet somit, besser zu sein als der (grönländische) Durchschnitt.“ (Seite 36) In den Schulen Grönland gibt es nur Bücher in dänischer Sprache. Für grönländische Bücher ist das Volumen zu klein. Auch die Schilderungen der Landschaft sind interessant: „Wir sind so wenige, dass wir uns innerhalb von Minuten aus den Augen verlieren, obwohl wir nicht gehen, sondern tapsen. Schließlich stehe ich allein in der Landschaft, die keine ist. Ich stehe in einem weißen, leeren Raum, ich bin umgeben von Stille, meine Beine sind eben erst geboren, und vielleicht denke ich, auch mein Körper, vielleicht bin ich gerade erst auf die Welt gekommen?“ (Seite 75)