Marlene STREERUWITZ: Verführungen#
Marlene STREERUWITZ: Verführungen / 3. Folge Frauenjahre, Suhrkamp, 1996 / Rezension von Guenther Johann
STREERUWITZ, Marlene: „Verführungen“, Frankfurt 1996 Eine junge Frau – Helene – erzählt ihr Leben. Jung hat sie geheiratet und hat zwei Kinder. Der Mann hat sie verlassen ohne sie finanziell zu unterstützen. Als Teilzeitkraft verdient sie sich, kommt aber finanziell nicht zurecht. Der Job ist einer sehr machoistischen Umgebung. Den Mann sieht sie mit ihrer besten Freundin. Selbst zweifelt sie an einem Verhältnis mit einem Mann. Sie versucht es mit einem verheirateten und geht mit ihm in ein Stundenhotel. Ein schwedischer Musiker nützt sie aus. In ihrer Verliebtheit sieht sie das nicht. Ihrem Job muss sie nachgehen, weil sie das Geld braucht. Zusätzlich verkauft sie geerbte Schmuckstücke, um das Leben mit den Kindern finanzieren zu können. Sie muss sparen. Auch ihre Eltern sind ihr keine Hilfe. „Am Dienstag hatte sie Kaiserschmarren zum Abendessen gekocht. Sie hatte ein Ei weniger genommen als im Rezept vorgeschrieben. Alles andere hatte sie zu Hause gehabt. Für das Frühstück hatte sie die letzte Packung Haltbarmilch aufgemacht und über die Cornflakes geschüttet. Aber auch die Cornflakes waren zu Ende. Brot, Eier und Schinken waren einzukaufen. Zahnpasta war ausgegangen. Helene hatte die Tube mit dem Messerrücken ausgequetscht, um den Kindern Zahnpasta für ihre Zahnbürsten zu geben. Sie selbst hatte die Zähne mit Salz geputzt.“ (Seite 182) Mit vielen Problemen hat sie als Alleinerzieherin zu kämpfen. Sie wohnt noch in der Wohnung ihres Exmanns, aber gemeinsam mit dessen Mutter, was sehr problembehaftet ist. Obwohl ihre beste Freundin durch Selbstmord stirbt (einmal hatte sie sie gerettet) geht die Geschichte noch ganz gut aus. Zwar kein Happyend, aber sie findet einen Rechtsanwalt, der ihr zu ihrem Recht verhilft und der Exmann zu Zahlungen verpflichtet wird. In dieser Situation kündigt sie ihren unangenehmen Halbtagsjob, meldet sich arbeitslos und beginnt einen Computerkurs, um fehlende Qualifikationen nachzuholen. Generell skizziert die Autorin sehr gut, wie das Leben einer verlassenen Ehefrau als Alleinerziehung aussehen kann. Streeruwitz erzählt sehr detailgenau die Situation dieser Frau. In einem sehr konstruierten Stil mit kurzen Sätzen und Satzteilen. Mit den Stakkato-Sätzen drückt sie die Überfordertheit der Proponentin Helene aus. Ein sehr guter Roman. Sowohl stilistisch als auch thematisch.