Burg Rosenburg#
Gemeinde: Rosenburg-Mold
Niederoesterreich, Rosenburg-Mold
Katastralgemeinde: Rosenburg Niederoesterreich, Rosenburg
In beherrschender Lage über dem Kamp liegt diese Burg, die zu den schönsten Anlagen von Niederösterreich zählt. Von der großzügig gestalteten Altane überwältigender Blick über das Kamptal. Turnierhof, der von Arkaden mit Malereien begrenzt wird; in diesen gelangt man durch den Torturm mit Seiteneingang.
Viereckstürme an drei Ecken der Umfassung. Vor dem Burgtor frei stehender Triumphbogen, dahinter ein achteckiger Turm mit Balustrade und Arkadenrundgang unter dem Pyramidendach. Zugbrücke mit Aufzugvorrichtung, rundbogiges Tor, spitzbogige Fußgängerpforte. Hauptburg mit unregelmäßigem viereckigen Innenhof, der von zweigeschoßigen Flügeln umgeben wird. Vierstöckiger quadratischer Bergfried mit Galerie auf Konsolen, Kapelle mit Netzrippengewölbe und Maßwerkfenstern.
Im Inneren zwei Stiegenhäuser mit Steingeländer, Räume mit Kassettendecken, interessante Möbel und Waffen, kunstgewerbliche Gegenstände sowie die urgeschichtliche Sammlung des Freiherm von Engelshofen.
Im 11. Jahrhundert kultivierte das Geschlecht der mächtigen Grafen von Poigen das Land und schuf im Waldviertel wertvollen Wohnraum. Zur Sicherung der böhmischen Grenze wurde in diesem Raum eine Reihe von Burgen errichtet. Das Kamptal, als wichtigste Verkehrs- und Nachschubverbindung, musste entsprechend kontrolliert werden.
Die Rosenburg wurde vermutlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Felsen erbaut. Als erster Burgherr wird 1175 Goczwin von Rosenberg in einer Urkunde des Stiftes Zwettl erwähnt. Sie waren Lehensleute der Herren von Gars und dürften in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ausgestorben sein.
Von 1319 bis um 1400 gehörte die Burg den Herren von Stallegg. Diese gaben ihren gleichnamigen Stammsitz auf und bauten dafür die Rosenburg aus. Damals entstand der mächtige Bergfried auf den Fundamenten eines Vorgängerbaues.
Nach Streitigkeiten um den Besitz, sprach sie 1433 Herzog Albrecht V. von Österreich, der spätere Kaiser Albrecht II., Wolfgang von Winden zu, der sie bald als freies Eigen besaß. Noch im gleichen Jahr wurde die Rosenburg von den Hussiten vorübergehend besetzt und verwüstet.
Mit dem Erwerb der Herrschaft durch Kaspar I. von Roggendorf im Jahr 1478 wird die Geschichte der Burg klarer und ein glanzvoller Aufstig nahm seinen Anfang.
Unter Kaiser Friedrich III. wurden die Roggendorfer lediglich in den Freiherrenstand erhoben, nahmen im westlichen Waldviertel jedoch eine fast fürstliche Stellung ein. Kaspar I. von Rogendorf ließ die Befestigungen stark erweitern und die spätgotische Kapelle errichten. Die erweiterten Befestigungsanlagen um die Burg machten sich 1486 bezahlt, als die Ungarn in das Waldviertel eindrangen.
1487 kauften die Brüder Jakob und Christoph Grabner die Rosenburg. Mit ihnen begann die Glanzperiode des Bauwerkes. Sie verwandelten die mittelalterliche Burg in ein prächtiges Renaissanceschloss. Sebastian Grabner investierte in den Jahren 1593 bis 1597 kräftig in den Ausbau der Burg. Die Familie wandte sich dem Protestantismus zu, unterstützten die Ausbreitung im Waldviertel und die Rosenburg wurde zum Zentrum der neuen Konfession.
Kaiser Ferdinand I. versuchte 1560 vergeblich seine Gefangennahme zu erreichen.
Hohe Schulden und der Tod seiner Frau bewogen Sebastian Grabner 1604 die Rosenburg an Hans Jörger von Tollet zu verkaufen, der sie noch im gleichen Jahr an seinen Schwager Georg Wilhelm Freiherr von Jörger weitergab.
1610 erwarben zwei protestantischen Stände der Herren und Ritter das Schloss. Schon 1611 musste der bereits schwer verschuldete Besitz an Kardinal Franz von Dietrichstein, dem Bischof von Olmütz, verkauft werden. Er ließ das protestamntische Bollwerk in ein Zentrum des Katholizismus umwandeln. Unter anderem adaptierte er die protestantische Kapelle für katholische Gottesdienste.
1614 erwarb der ebenfalls katholisch gesinnte kaiserliche Hofrat Vinzenz Muschinger die Herrschaft, der die die Truppen des Kaisers mit Waffen versorgte. 1620 erstürmte der protestantische Heerführer Georg Andreas Freiherr von Hofkirchen die Rosenburg und richtete ein Blutbad an. Die Rosenburg wurde bei einem überraschenden Vorstoß der Schweden neuerlich verwüstet.
Joachim Freiherr von und zu Windhag kaufte schließlich das stark vernachlässigte und hoch verschuldete Schloss. Kaiser Ferdinand III. erhob ihn 1651 in den Freiherrenstand und Kaiser Leopold verlieh ihm 1669 die Grafenwürde. Er ließ die Rosenburg restaurieren und ausbauen. Damals gab es dreizehn Türme und eine reiche Innenausstattung. Die Wände des Turnierhofes wurden mit Fresken und Plastiken geschmückt und die Kapelle bekam eine neue Einrichtung.
Seine Tochter verkaufte nach seinem Tod 1678 die Herrschaft an den niederösterreichischen Landmarschall Ferdinand Max Graf Sprinzenstein. Dessen jüngere Tochter Maria Regina erbte die Rosenburg und brachte sie in ihre Ehe mit Graf Leopold Karl von Hoyos ein. Bis heute blieb das Schloss im Besitz seiner Familie, die sich seit damals Hoyos-Sprinzenstein nannte. Die Burg wurde nicht mehr gepflegt und 1751 kam es zu einem Großbrand, der große Teile des Dachstuhls vernichtete. 1859 war es bereits wieder zur Halbruine verkommen.
Im 19. Jahrhundert entschloss sich Ernst Karl Heinrich Graf Hoyos-Sprinzenstein zu einer vollkommenen Wiederherstellung, die vom Horner Architekten Semmelrock in den nächsten 20 Jahren durchgeführt wurde.
Durch die zusammen getragene Sammlung von Ernst Graf Hoyos-Sprinzenstein erscheint das unbewohnte Schloss heute bewohnt. 1990 fand hier die niederösterreichische Landesausstellung 'Adel im Wandel' statt. Im Vorfeld dieses Großereignisses wurde die Anlage einer umfassenden Restaurierung unterzogen.
Im Turnierhof werden laufend Vorführungen mit Greifvögeln von den dort ansässigen Falknern durchgeführt.
Eigentümer: Dipl.-Ing. Hans Graf Hoyos
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio Niederösterreich, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau, bearb. von Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Wien 1990. Seite 999ff
Weiterführendes
- Es liegt ein Schloss in Österreich (Essay von Zentner E.)
- Es liegt ein Schloss in Österreich: Rosenburg im Waldviertel von Ernst Lanz
-- Lanz Ernst, Samstag, 2. September 2023, 14:25