Werkel#
Werkel nannte man in Wien die Drehorgel, die in der Maria-Theresianischer Zeit von privilegierten Kriegsinvaliden betrieben wurde. Das Werk mit einem Tonumfang von zweieinhalb bis drei Oktaven war tragbar in einem Kasten untergebracht. Mittels der Kurbel bewegte der Spieler eine Walze mit Stiften. Das dadurch verursachte Öffnen und Schließen der Ventile einer Windlade führte zur Entstehung der Melodien. Seit dem 19. Jahrhundert waren die Instrumente besser ausgestattet und erhielten ein Fahrgestell. In Wien beschäftigten sich mehrere Instrumentenbauer mit der Herstellung von Drehorgeln.
Die Bettelmusikantenlizenzen bestanden bis 1930. Werkelmänner mussten sich beim öffentlichen Musizieren an strenge Vorschriften halten. Nur der Inhaber oder sein Angestellter durfte spielen, und das nur nachmittags bis 18 bzw. 20 Uhr. Daneben gab es eine Reihe von "Schwarzfahrern" ohne Lizenz. Ihre bevorzugten Spielorte waren Durchhäuser, um der Polizei zu entgehen. Nach dem Theatergesetz von 1930 gab es keine neuen Bewillligungen mehr, dadurch nahm die Zahl der Werkelmänner ab. Um 1900 waren es 120, 1938 nur noch 40, nach Kriegsende sieben. Sie brauchten einen Assistenten als "Führer" der das Werkel schob, die zugeworfenen Münzen einsammelte und die Kurbel drehte, während der Werkelmann sich um die Zuhörer kümmerte. Einer der letzten Wiener Werkelmänner war der gelernte Orgelbauer, Drehorgelsammler und Volkssänger Karl Nagel (1922-1994).
"Wiener Werkel" war die Bezeichnung eines Kabaretts, das 1939 bis 1944 in der Liliengasse 3, Wien 1, bestand. Es spielte zehn Programme, "gekennzeichnet durch nörgelnde Anpassung, gekonntes Durchlavieren und versteckten Widerstand" (F. Czeike).
Quellen#
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1997
- Otto Krammer: Wiener Volkstypen. Wien 1983
Siehe auch: