Wiesenthal, Simon#
* 31. 12. 1908, Buczacz (Galizien)
† 20. 9. 2005, Wien
Publizist
Der Sohn eines Reserveoffiziers, der im 1. Weltkrieg fiel, studierte in
Prag und Lemberg Architektur. 1941 wurde er von den Deutschen in Lemberg
verhaftet, bis zu seiner Befreiung 1945 musste er 12 KZs durchleben, 89
Mitglieder seiner Familie kamen um. 1947 begann er mit dem Aufbau eines
Dokumentationszentrums,
das die Gräuel des Dritten Reichs festhalten sollte.
Wiesenthal wollte einen Sühnefeldzug in die Wege leiten, nichts sollte vergessen werden.
Seinem Spürsinn ist die Entdeckung des NS-Verbrechers Eichmann zu danken,
weitere etwa 1000 NS-Schergen brachte
Wiesenthal vor ihre Richter. Seit 1961 leitet er das von ihm gegründete
"Jüdische Dokumentationszentrum" in Wien.
Wiesenthal versuchte auch in einer Reihe literarischer Werke, die Gräuel des Holocausts
zu verarbeiten. In der österreichischen Innenpolitik spielte er zuweilen eine entscheidende
Rolle, so als er 1975 die SS-Vergangenheit von
Friedrich Peter
aufdeckte und damit die politischen Pläne von
Bruno Kreisky
durchkreuzte, der ihn deswegen vielfach beleidigte. In der Causa
Waldheim wandte er sich entschieden gegen die unseriösen Behauptungen
des Jüdischen Weltkongresses.
Werke#
- "Ich jagte Eichmann" (1961)
- "Doch die Mörder leben" (1967)
- "Die Sonnenblume" (1970)
- "Segel der Hoffnung" (1972)
- "Max und Helen" (1981)
- "Krystyna" (1986)
- "Jeder Tag ein Gedenktag" (1988)
- "Flucht vor dem Schicksal" (1988)
- "Recht, nicht Rache" (1989)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992