Julia Kospach: Auf ins Salzkammergut#
Julia Kospach: Auf ins Salzkammergut. Verborgenes. Skurriles. Kulinarisches. 55 Reiseverführungen. Folio Verlag Wien - Bozen 2011. 144 S. mit Abb., € 15,95
Dass man im Salzkammergut gut lustig sein kann, weiss man spätestens seit der Operette "Das weiße Rössl". Man kann sich aber auch von der Journalistin Julia Kospach zu anderen "55 Reiseverführungen" in eine der schönsten Regionen Österreichs verlocken lassen. Weil es hier so viel zu sehen, zu entdecken und zu erleben gibt, konzentriert sich die Autorin auf einige Schwerpunkte: Geschichte, Handwerk, Kulinarik, Kultur, Natur und Skurriles.
Die zwölf Kapitel beginnen mit dem Titel der früher populären ORF-Fernsehserie "Ins Land einischaun". Der Einstieg handelt "Von herrlichen See- und Bergblicken, von verwirrenden Grenzziehungen und manifesten See-Fixierungen sowie dem großen Trachtendruck, der im Salzkammergut herrscht." Solcherart eingeführt, landet man zunächst in Hallstatt mit seiner 7000-jährigen Geschichte. Bei jedem Kapitel findet sich zumindest ein typisches Kochrezept, in diesem Fall Fischsuppe.
Weiter geht es zum Berufsfischer und Schriftsteller Hans Eichhorn an den Attersee mit dem faszinierend türkisen Farbenspiel - und zwei weiteren Fischrezepten. Beim Porträt des Poeten (und den anderen Illustrationen) würde man sich eine drucktechnisch hochwertigere Qualität wünschen, die guten Bilder und Texte hätten es verdient. Dann folgt man dem "Lockruf der Wildnis" nach Bad Goisern, trifft auf altes Handwerk (Schuhe und Lederhosen) und Veranstaltungen wie die "GamsJagaTage", wo Hirschrufer und Träger überdimensionaler Gamsbärte ihren großen Auftritt haben und ein Brauchtumsumzug auf dem Programm steht. Daran nehmen u.a. die Vogelfänger teilt, deren Tun von Tierfreunden kritisiert, aber doch kürzlich in die Liste des imateriellen Weltkulturerbes aufgenommen wurde.
Gleich drei Kapitel sind Bad Ischl und dem Soleleitungsweg gewidmet, kein Wunder bei Franz-Josephs-Denkmal, Kaiservilla und der Konditorei Zauner. Während zumeist von dieser Institution der Mehlspeiskunst die Rede ist, gelang es Julia Kospach, ein ganz persönliches Interview mit der Seniorchefin zu führen. Im Brunnwinkel in St. Gilgen am Wolfgangsee erlebte die Autorin kultivierte Sommerfrischen-Atmosphäre und würdigt die Entdeckung des Bienenforschers Karl von Frisch, der 1973 den Nobelpreis erhielt. Am Wolfgangsee lernt man weitere internationale Prominenz kennen und das Torfmoor Blinklingmoos, eines der naturbelassensten und besterhaltenen Hochmoore Mitteleuropas.
In Bad Aussee steht eine Lederhosenschneiderei , in Altaussee das Literaturmuseum im Mittelpunkt des Interesses. Im Echerntal hinter Hallstatt wandelt man auf unbekannten Spuren des Kaiserpaares Franz Joseph und Elisabeth. Hier liegt auch die Wurzel der Inspiration Adalbert Stifters (1805-1868) zu seiner Weihnachtsgeschichte "Bergkristall". Er kombinierte die Begegnung mit einem Geschwisterpaar - die Kinder sammeln und verkaufen in der unwegsamen Dachsteingegend Erdbeeren - und dem Besuch der Dachstein-Eishöhle. Die gefahrvolle Geschichte mit einem Happy End erschien 1845 (ein Druckfehler im Reise-Verführer macht sie ein Jahrhundert jünger).
Die Orte des Interesses konzentrieren sich auf den Altausseer See, den Hallstätter See, die Gegend zwischen Goisern und Bad Ischl und den Wolfgangsee. Wenige finden sich am Traun- und Attersee. Schade, dass Mond- und Fuschlsee gar nicht vorkommen, ihre Highlights würden leicht ein weiteres Bändchen füllen. Die Autorin nähert sich ihrem Thema sehr persönlich, liebevoll und nicht ohne Ironie. Damit liegt der Reiseverführer im Trend. Er kommt fast ohne Jahreszahlen oder kunsthistorische Details aus, dafür sind Kochrezepte gefragt. Informationen zu den 55 Punkten, Landkarten, Register, Glossar und Bibliographie ergänzen das flott geschriebene Buch.