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Peter Wegenstein: Wege aus Eisen im Burgenland#

Bild 'Wegenstein'

Peter Wegenstein: Wege aus Eisen im Burgenland. Zur Geschichte der Eisenbahn in Österreichs jüngstem Bundesland. Edition Winkler-Hermaden Schleinbach. 132 S., ill., € 26,90

Das jüngste Buch der Serie "Wege aus Eisen" ist den Bahnen in Österreichs jüngstem Bundesland gewidmet. Der Autor Peter Wegenstein, war ab 1967 bei den Österreichischen Bundesbahnen beschäftigt, viele Neuerungen auf dem Gebiet der Eisenbahnsicherungsanlagen gehen auf ihn zurück. Vor allem ist er als Verfasser zahlreicher Bücher und Artikel über die österreichische Eisenbahngeschichte bekannt. In der Edition Winkler-Hermaden erschienen: Wege aus Eisen im Waldviertel (2014), Wege aus Eisen in Wien (2017), Wege aus Eisen in den Straßen von Wien (2018), Wege aus Eisen in der Steiermark (2019), Wege aus Eisen in Oberösterreich (2020), Wege aus Eisen in Salzburg und Kärnten (2021), Wege aus Eisen in Tirol und Vorarlberg (2022).

Nun sind alle Bahnstrecken der Bundesländer und die Wiener Straßenbahnen beschrieben. Auch das neueste Buch über das Burgenland folgt - mit vielen technischen Details und zahlreichen Fotos den Spuren der Verkehrsgeschichte. Dabei stützt sich der Autor auf amtliche Unterlagen, Geschäftsberichte und Nachrichtenblätter der Eisenbahnunternehmen sowie Akten aus dem Staatsarchiv und Artikel aus Tageszeitungen. Die detaillierten Angaben und Daten werden besonders Eisenbahnfreunde und -kenner freuen. Laien, die "nur Bahnhof verstehen", werden durch das reichliche Bildmaterial entschädigt. Diesmal sind es vor allem Portraits von Zügen und Lokomotiven, die der Autor zumeist selbst fotografiert hat. Das Buch unterscheidet in Haupt- und Nebenbahnen und behandelt ebenso die eingestellten Linien.

Auch der Straßenbahn von Neusiedl am See wird gedacht. Sie befuhr eine 1,5 km lange Strecke zwischen Bahnhof und Badeanstalt und war von 1928 bis 1939 in Betrieb. Damals wollte die burgenländische Landesregierung den Fremdenverkehr fördern. Man baute einen Kanal für Boote zum See und schüttete das Aushubmaterial zu einem Damm auf, auf dem die Straßenbahn in der Saison zum Seebad fuhr. Konzessionsinhaber war die Stadtgemeinde Neusiedl.

"Im Burgenland dominiert die Landwirtschaft, nur vereinzelt gibt es Kohleabbau und Fabriken, die landwirtschaftliche Produkte verarbeiten. 1846 erreichte die erste Eisenbahn das Land, die Nebenbahnen folgten ab 1888," stellt Peter Wegenstein zu Beginn fest. Das Burgenland bildete bis 1921 einen Teil Westungarns, seit der Schaffung der Doppelmonarchie 1867 war Ungarn für das Bahnwesen zuständig. Politische Veränderungen wirkten sich stark darauf aus. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Ungarn das Gebiet Westungarns an Österreich abtreten. Aufgrund einer Volksabstimmung blieb der Bereich Sopron bei Ungarn. Wenn auch mit technischen Schwierigkeiten - viele für den Bahnbetrieb erforderliche Einrichtungen waren nur in Ungarn vorhanden - wurde doch 1921 der Personen- und Güterverkehr über alle Grenzübergänge ermöglicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel das Nachbarland in das Einflussgebiet der Sowjetunion, 1949 endete das problemlose Überqueren der Staatsgrenze. 1989 öffnete Ungarn die Grenze zu Österreich.

Von der Landesgrenze mit Niederösterreich bis zur Staatsgrenze nächst Nickelsdorf sind es rund 26 km. Der Bankier und ungarische Adelige Georg Freiherr von Sina - nach Rothschild der zweitreichste Österreicher - erhielt 1837 die Konzession zum Bau einer Eisenbahn von Wien über Bruck an der Leitha bis Györ (Raab). Im folgenden Jahr gründete er die Wien-Raaber-Bahn AG und der erste Bauabschnitt begann. Nach Problemen mit dem Weiterbau in Ungarn firmierte die Gesellschaft als "Wien-Gloggnitzer-Eisenbahn", doch gab es weiterhin Schwierigkeiten und die k. k. privilegierte Staatseisenbahngesellschaft übernahm die Konzession. "Die eingleisige Strecke mit Unterbau für zwei Gleise von Bruck an der Leitha über die heutige Staatsgrenze bei Györ ging am 24. Dezember 1855 in Betrieb." 1921 sollte in Nickelsdorf ein neuer Grenzbahnhof mit 38 Gleisen gebaut werden, doch verzichtete das Verkehrsministerium dann darauf, somit blieb Hegyeshalom Grenzbahnhof. 1934 betrug die Fahrzeit von Wien nach Budapest drei Stunden (aktuell ca. 2 ½). 1976 wurde die Strecke elektrifiziert und erreicht heute eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h.

Georg Freiherr von Sina engagierte sich nicht nur für den Bau der Ostbahn, sondern auch gemeinsam mit Istvan Graf Széchenyi für eine Verbindung von Wiener Neustadt nach Sopron. Die Strecke passiert zwischen Katzelsdorf und Neudörfl die Landesgrenze zu Niederösterreich, führt am Rand des Rosaliengebirges weiter und erreicht bei Mattersburg das Tal der Wulka. Die Mattersburger Talbrücke ist das mächtigste Bauwerk der Strecke. Das aus Ziegeln errichtete Viadukt hat 20 Bögen mit bis zu 11 m lichter Weite. Am Rand des Marzer Kogels werden Loipersbach-Schattendorf, und die Staatsgrenze erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 120 km, doch hat ist die Strecke nicht mehr ihre frühere Bedeutung.

Von der Landesgrenze bei Hohenbrugg an der Raab bis zur Staatsgrenze nächst Mogersdorf sind es knapp 12 km. Die aus Graz kommenden Züge fahren entlang der Raab. Die Pläne einer Eisenbahn von Györ in die Steiermark gehen bis 1865 zurück. Die wichtigste Fracht auf der eingleisigen Strecke waren Getreidetransporte von Ungarn in die Steiermark. Der Verkehr entwickelte sich gut. Die Gleisanlagen wurden laufend verbessert, weitere Ausbauten und die Elektrifizierung stehen noch bevor.

Peter Wegenstein dokumentiert auch detailreich die Geschichte der Nebenbahnen. Ihr Bau begann um die Jahrhundertwende. Die meisten dieser Linien waren auf den Verkehr von Ungarn her ausgerichtet. Nach der Gründung des Burgenlandes waren sie schwierig zu führen, da viele Anlagen (Heizhäuser, Werkstätten usw.) nur in Ungarn vorhanden waren und die Verbindungen keinen Anschluss an das österreichische Eisenbahnnetz hatten. Erst ab den 1970er-Jahren kam es zur Modernisierung und Elektrifizierung einzelner Strecken, etliche wurden eingestellt.

Zwischen Parndorf und der Staatsgrenze zur Slowakei liegen knapp 23 km. Die Strecke zweigt in Parndorf von der Ostbahn ab und führt durch die Ebene über Gattendorf nach Kittsee. Um die Jahrtausendwende wurde die Strecke neu trassiert. "Die seinerzeitige Nebenbahn ist heute die einzige Hochleistungsstrecke im Burgenland."

41,294 km trennen Wulkaprodersdorf von Parndorf. Die Strecke ist der südlichste Teil der Bahn von Ödenburg (Sopron) nach Pressburg (Pozsony). 1930 erhöhte man die Höchstgeschwindigkeit von 35 auf 60 km/h, heute erreicht sie 120 km/h.

Die Neusiedlerseebahn verkehrt zwischen Neusiedl und dem See, durch die Ebene bis Mönchhof und den Seewinkel nächst Pamhagen bei der Brücke über den Einser-Kanal zur Staatsgrenze mit Ungarn. Pläne, den Seewinkel mit der Bahn zu erschließen, reichen in das Jahr 1873 zurück. Die Eröffnung der rund 38 km langen Strecke erfolgte 1897. In den 1970er Jahren sollte sie stillgelegt werden, doch entschied man sich für eine moderne, elektrifizierte Variante.

Die Strecke von der ungarischen Grenze bei Deutschkreutz bis Rattersdorf-Liebing betrug 47,5 km, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie auf 10 km verkürzt. Die Planungen einer Lokalbahn von Sopron nach Güns (Köszeg) dauerten rund ein Jahrzehnt. Die eingleisige Bahn fuhr ab 1908, von der ungarischen Staatsbahn betrieben. Die politischen Veränderungen führten zur schrittweisen Verkürzung der Verbindung. 2013 erlosch die Konzession für die Strecke ab Deutschkreutz.

Diese Nebenbahn ist nicht die einzige Aufgegebene. Wie ein Symbol wirkt das aktuelle Foto aus Großpetersdorf. Es zeigt das Gleisende der einst 45 km langen Strecke von Sinnersdorf bis Rechnitz. Der Autor kommentiert: "Das macht man heute aus einer Eisenbahn: Gleise abtragen, den Boden mit viel Asphalt versiegeln und als Radweg der Bevölkerung anbieten."

hmw