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Die Beuyse des Pessler#

Was wir jüngst nicht wissen wollten#

von Martin Krusche

In seiner Befassung mit Thomas von Aquin, welcher die christliche Welt mit Aristoteles versöhnt hat, stellte Philosoph Josef Pieper fest: „Eines der Fundamente der abendländischen Kultur ist die Muße.“ Pieper zeigte sich überzeugt, in der Muße sei etwas „von der Heiterkeit des Nichtbegreifenkönnens, von der Anerkennung des Geheimnischarakters der Welt“. Das ist nicht bloß in theologischen Dimensionen oder jenen der Philosophie gedacht, das hat auch allerhand mit Fundamenten der Kunst zu tun.

Nikolaus Pessler: „Batman says we are all chicken...“ (Foto: Büro für Pessi.mismus)
Nikolaus Pessler: „Batman says we are all chicken...“ (Foto: Büro für Pessi.mismus)

Nun begegnen mir aber im regionalen Kunstgeschehen ab und zu Menschen, welche auf die Bühnen der Kunst drängen, sich unter die Banner des Kunst stellen, ohne an der Kunst ein besonderes Interesse zu zeigen. Es scheint ihnen mehr daran zu liegen, dass ihnen dieses Wort „Kunst“ wie eine Duftmarke anhaftet. Dabei lassen sie keinerlei Heiterkeit des Nichtbegreifenkönnens zu, was ich deprimierend finde.

Das führt bei manchen zu einer Geschäftigkeit, von der allerhand Staub aufgewirbelt wird, worauf man weder ihre Werke, noch ihren Mangel an möglichen Inhalten gar so gut erkennen kann. Das belieben diverse Glückskinder im Kunstgeschehen neuerdings mit kleinen Taschenspielertricks, unterhaltsamen Einlagen und geselligem Brimborium auszugleichen.

Dagegen lässt sich wenig sagen, weil wir alle ein Recht auf billige Unterhaltung haben, das nicht leichtfertig verletzt werden darf. Wenn dabei aber noch Fragen offen bleiben, kommt es gelegentlich zum sehr beliebten „Beuyseln“. Dann wird Josef Beuys in Stellung gebracht, und zwar ohne Rücksicht auf seine konkreten Aussagen und Kommentare, denn so ist es ja keinesfalls, dass er gesagt und gemeint habe, alle Menschen seien Künstler.

Aber dieses erregte „Beuyseln“, verbunden mit der Ambition, sich selbst in einen erweiterten Kunstbegriff hineinzureklamieren, macht einen für begründete Einwände vielfach taub. Gut! Geschenkt!

Da ich nun in einer weiterführenden Session innerhalb der „Quest“ einerseits uns alle als „Die Gefolgschaft des Ikarus“ zu erläutern habe und andrerseits mich dringend einigen Fragen nach der Kunst widmen muss, habe ich einen Maler gebeten, mir in dieser Sache beizustehen.

So kam es zu einem erhöhten Augenmerk auf „Die Beuyse des Pessler“, die uns teils entschlossen, teils entsetzt anblicken. Nikolaus Pessler ist ein Maler mit Pranke und kühnem Strich, frei von aller Betulichkeit und oft auf eine Art gelaunt, da möchte man von ihm lieber nicht portraitiert werden.

Petra Lex und Nikolaus Pessler haben das „Büro für Pessi.mismus“ eröffnet (Foto: Martin Krusche)
Petra Lex und Nikolaus Pessler haben das „Büro für Pessi.mismus“ eröffnet (Foto: Martin Krusche)

Damit wurde er für mich zur treffenden Wahl, um „Bruder Beuys!“ anzurufen und auszurufen. Darüber wird heuer noch ausführlicher zu reden und zu berichten sein. Aber jetzt einmal der Auftakt im 2018 Aprilfestival auf Schloß Freiberg. Hier werden wir in der Zusammenschau unserer Möglichkeiten einen sprechenden Triptychon einrichten. Eine Anordnung für wenige Stunden.

Nein, das wird keine Intervention, kein Fall von Sozialarbeit, die sich als Kunstpraxis verkleidet hat. Das wird auch keine interaktive Angelegenheit, zumal ich mir einige Überlegungen von Philosoph Robert Pfaller zu Herzen genommen habe. Er gibt mit seiner Ästhetik des Interpassiven“ zu denken. So sagt er etwa: „In der interpassiven Kunst beispielsweise betrachtet das Werk sich selbst, er befreit dadurch die Betrachter von der Aufgabe bzw. dem Genuss des Rezipierens.“ Ich weiß, das kann einen ganz erheblich ins Grübeln bringen. Aber dazu darf ich nun Beuys zitieren: „Wer nicht denken will, fliegt raus!“

So kommt es zu nächsten Klarheiten. In einer Station zum Projekt „Die Quest III“ im Rahmen des Aprilfestival, und zwar am Samstag, dem 28. April 2018, spätestens ab 15:00 Uhr im Schloss Freiberg (8200 Ludersdorf 30)