Puchauto. Der Sechziger#
(Das Booklet zum Jubiläum)#
von Martin Krusche
Hier ist nun ein schlankes Bändchen zum 60er des Pucherls. Ich hab mich dabei um zweierlei bemüht. Es soll im Text jener größere Zusammenhang erkennbar werden, der dem Jubiläum auch im Kulturbereich Gewicht verleiht. Es soll von den Bildern her nicht gleich ausgestattet sein, wie schon x Publikationen davor, sondern ein paar interessante Motive bieten, die eventuell sogar eingefleischten Fans interessant erscheinen.
Wie angedeutet, das Thema betrifft unsere Mobilitätsgeschichte, aber auch unsere Kulturgeschichte. Oder man erklärt es einfach zu einem Thema von Liebhaberei, denn es läßt sich ebenso auf verschiedenen Hobby-Gebieten und in der Folklore festmachen. Das Puchauto war zu seiner Zeit kein epochaler Verkaufserfolg. Wodurch ist es dann zu so einem komplexen und attraktiven Thema geworden?
Es erlaubt so vielfältige Zugänge. Darin liegt vermutlich der heutige Reiz des Pucherls auf ganz wesentliche Art. Als erstes Grazer Automobil der Nachkriegszeit im Jahr 1957 erregte es Aufsehen. Während der zweiten Hälfte der 1970er war es in großer Zahl als Gebrauchtwagen zu moderaten Preisen verfügbar.
So ist es wenigstens für zwei Generationen des Landes interessant gewesen. Der rasch zunehmende Wohlstand im Land, verbunden mit einigen technischen Neuerungen, hat dem Pucherl allerdings beizeiten sein Aus auf dem Neuwagenmarkt beschert. Es war damals zum Beispiel für unsere wachsenden Ansprüche bald zu klein. Aber auf dem Gebrauchtwaren-Sektor ist es für Führerschein-Neulinge recht attraktiv gewesen, wenn man nicht gerade drauf aus war, mit dem Auto zu renommieren, wozu man es dann schon Richtung Alfa oder 2er BMW schaffen mußte. Das waren natürlich ganz andere Preiskategorien.
Inzwischen entfaltet das Puch-Schammerl eine neue Rolle. In der attraktiven Hülle von Giacosa und Alberti steckt solide Grazer Technik mit erheblichen Leistungsreserven. Daß sich heuer seine Erstpräsentation zum 60. Mal jährt, macht uns ein beachtliches Zeitfenster auf, in dem dann auch ganze Schwärme von Puch Motorrädern und Mopeds herumschwirren, auch Puch Roller dabei, Fahrräder aus verschiedenen Dekaden sowieso.
Das bedeutet einerseits, Menschen meiner Generation, die in den 1950ern und 1960er geboren wurden, erleben freundliche Reminiszenzen. Das bedeutet aber andrerseits auch, über den populären Zweiradsektor der historischen Steyr-Daimler-Puch AG sind leistbare Klassiker verfügbar.
Das Puchauto markiert einen Angelpunkt zahlreicher Nachkriegsfahrzeuge, mit denen man heute in der sogenannten Youngtimer-Szene mitfahren kann, also auch Teil einer Volkskultur in der technischen Welt wird. Die Technik ist beherrschbar, die Ersatzteilfrage kein Thema, bei dem man ins Unglück stürzen muß.
Zwar sind Puchautos heute nicht mehr billig zu haben, aber bei den Mopeds und auch Motorrädern von Puch können selbst junge Leute mit knappen Einkommen sich zurechtfinden.
Sie werden in der Sache, wenn Sie genau hinsehen, auch so manche Vater-Sohn-Geschichte entdecken können. Etwa der Vater auf einer makellosen Puch 250 TF und der Sohn auf einer schlanken 175er. Dazwischen Teenager auf diversen Mopeds. Jetzt gilt auch die „Blaue Zweisitzer“ (Puch DS 50) nicht mehr als peinlich, wie in meinen Jugendtagen.
Doch ebenso entspannte Herren, die ihren 70. Geburtstag längst hinter sich haben, gönnen sich eventuell eine restaurierte Variante jenes Motorrades, das sie als junge Männer besessen hatten.
So tummeln sich wenigstens vier Generationen vergnügter Menschen auf unseren Straßen und führen die Marke Puch spazieren. Was es dabei mit dem Puchauto auf sich hat, können Sie zum Teil in diesem Bändchen nachlesen. Sie finden es hier online:
- Mythos Puch. 60 Jahre Steyr-Puch 500
Weitere Beiträge:#
- 60 Jahre Steyr-Puch 500 (Zum Jubiläum)
- Ryznars Rede (Zur Pressekonferenz für den Steyr-Puch 500, anno 1957)
- Scharfe Puch-Versionen (Von Rennsemmeln und hinreißenden Krawallmaschinen)
- Die Grazer Renn-Semmel (Motorsport mit dem Steyr-Puch 500: ein Beispiel)
- Das Puch-Buch (Einige Puch-Werke)