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Brücke #29 des britischen Macclesfield Canal. (Foto: Smabs Sputzer, CC BY 2.0)
Brücke #29 des britischen Macclesfield Canal. (Foto: Smabs Sputzer, CC BY 2.0)

Schlangenbrücke#

(Besondere Bögen)#

Von Martin Krusche#

Flüsse! Es geht mir derzeit vor allem um Bäche und Flüsse, aber ich lande auf Anhieb gleich einmal woanders. Nicht ganz woanders, nur ein wenig. Ich nehme es vorweg, hier soll es zwar im Schwerpunkt um die Oststeiermark gehen, aber wenn ich nun beginne, ein Augenmerk auf Brücken und Stege zu legen, dann zeige ich im Auftakt ein Motiv aus einer völlig anderen Gegend, weil es mich so sehr fasziniert.

Das kommt, weil ich mich in diesem Projekt unter anderem mit Fragen des Transportwesens befasse, dabei auch mit Personal Transport, mit individueller Mobilität, also mit allerhand Arten der Raumüberwindung.

Die „Snake Bridge“ oder „Roving Bridge“ ist eine technische Lösung für ein Problem, das wir heute nicht mehr kennen. Brücken waren einst Anlässe, für einen Seitenwechsel von Begleitwegen, um zum Beispiel einen Treidelpfad am anderen Flußufer fortzuführen. Dabei mußten beim Fehlen technischer Lösung die Zugtiere abgespannt, die Seite gewechselt und die Tiere erneut eingespannt werden. Das Ziehen von Kähnen und Schiffen, also das Treideln, konnte freilich auch von Menschen geleistet werden. Vielleicht sind Ihnen die Wolgatreidler auf dem Gemälde von Ilja Repin geläufig.

Brücke #76 des britischen Macclesfield Canal. (Foto: Ray Folwell, CC BY-SA 2.0)
Brücke #76 des britischen Macclesfield Canal. (Foto: Ray Folwell, CC BY-SA 2.0)

Die Snake Bridge ist daher eine Art Zweiweg-Brücke. Entlang den Ufern können Tiere und Menschen den Fluß beim Treideln überqueren, ohne aus der Bespannung gehen zu müssen. Unabhängig davon kann der Fluß darüber direkt gequert werden. Das ist, wie erwähnt, kein Motiv aus unserer Region. Ich war von den Bauweisen solcher Snake Bridges derart angetan, daß ich diesen thematischen Umweg genommen hab. Die längste Zeit konnten Massengüter nur auf dem Wasserweg transportiert werden. Über Land waren aufgrund schlechter Wege oft nur Meldereiter möglich, kein nennenswerter Lastentransport. Wo Kutschen und Karren vorankamen, ist das meist mit großen Mühen verbunden gewesen.

In allerhand Schilderungen, die auch Laien vertraut erscheinen, spielen Karawanen eine bedeutende Rolle. Aber nicht bei uns. Tragtiere sind freilich grundlegende Elemente menschlicher Kultur. Im alpinen Raum kennen wir vor allem Saumtiere, als prominentesten unter ihnen gewiß die Haflinger. Das ist eine Pony-Rasse, die auch für ein hervorragendes Geländefahrzeug aus Graz namensgebend wurde.

Die Trift#

Was wir aber in der Steiermark selbstverständlich finden können, ist das Holztriften. Der Begriff ist eher nicht mehr allgemein bekannt. Er bezeichnet den Transport loser Baumstämme auf Flüssen. Wertvollere Hölzer wurde dabei natürlich von Menschen begleitet. Der Bau von Flößen ist eine naheliegende nächste Form des Transportwesens auf Wasserwegen.

Der Grazer Lendplatz erinnert namentlich noch daran, denn in jenem Teil der Murvorstadt war das Anlanden mit Flößen üblich. Es gibt übrigens Berichte von Versuchen mit einer kleinen Dampfschiff-Linie auf der Mur. Ein erfolgloses Unternehmen. Die Boote sind untergegangen.

Ilia Efimovich Repin: Die Wolgatreidler (1870), Russiches Museum, St. Petersburg (Public Domain)
Ilia Efimovich Repin: Die Wolgatreidler (1870), Russiches Museum, St. Petersburg (Public Domain)

Wo ich derzeit mit unserer Regionalgeschichte befaßt bin, kommen die meisten der hier erwähnten Motive gar nicht vor. Ich mag sie dennoch einbeziehen, weil ein größeres Bild oft manche Details besser begreiflich macht. Außerdem haben Flüsse wie die Raab, die Feistritz oder die Lafnitz Verläufe, welche über die Oststeiermark wesentlich hinausreichen.

Das führt zu anderen topographischen und wirtschaftlichen Verhältnissen, unter denen dieses oder jenes Motiv dann doch Relevanz hat. Die Grundsituation bleibt bis heute gut erfahrbar. Wo Menschen Lasten bewegen, beginnt es mit dem Tragen, dem Schleifen und dem Fahren. Was immer die Reibung zwischen last und Untergrund mindert, bringt Vorteile. (Siehe dazu die Notiz "Tragen, schleifen, fahren"!)

Rollen (Baumstämme) sind da nur eine frühe Variante, waren die Vorboten der Räder. Wasser ist ganz naheliegend. Auch im gefrorenen Zustand. Als beispielsweise Peking erbaut wurde, hat man im Winter Eispisten angelegt, um große Lasten auf Schlitten transportieren zu können. Okay, ich schweife weit ab und werde mich ab hier wieder mehr konzentrieren...