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Puristisches Stahlensemble#

(Eine Eisenbahnbrücke über die Raab)#

Von Martin Krusche#

Diese Brücke mag ich besonders, weil sie sensationell schnörkellos ist. Massiver Stahl und ein wenig Holz. Nur das Nötigste. Keinerlei Firlefanz. Alles wie so manche alten Militärfahrzeuge, die bloß aus flachen Blechen und scharfen Kanten bestehen, weil man zu deren Fertigung keine aufwendigen Pressen braucht, weil allfällige Reparaturen daran leichter auszuführen sind und Ersatz einfach wo herausgeschnitten werden kann. (Das Prinzip ist klar?)

Es wirkt, als hätte man hier einst mit minimalem Aufwand eine schnelle Lösung realisiert, die eine Ewigkeit und drei Tage halten wird. Diese Eisenbahnbrücke liegt über der Raab auf der Höhe der Firma Binder +co. Dort werden unter anderem Industrie-Siebe und Mülltrennungsanlagen gebaut. In eben diesem Betrieb habe ich gesehen, wie enorm große Teile von dicken Stahlplatten heruntergeschnitten, wie mächtige Elemente dann auch verschweißt werden. (Sehr zeitraubende Arbeiten.)

Es scheint in Sachen Brücke fast so, als hätte ein leitender Ingenieur seinem Team damals zugerufen: „Buam, bevor ihr Mittagspause macht's, tackern wir noch schnell eine Eisenbahnbrücke zusammen. Wenn das wer anderer macht, dauert's ewig.“

In dieser Firma können die Leute so allerhand. Ich hab mir erzählen lassen, Architekt Norman Foster sei hier einst mehrmals mit dem Hubschrauber angekommen, um die Fertigung der Spitze des Londoner „Swiss Re Building“ (Spitzname The Gherkin, Das Gurkerl) zu überwachen. Binder +co hat auch der „Solarbaum“ von Hartmut Skerbisch angefertigt, seither das Wahrzeichen von Gleisdorf.

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In der Gleisdorf-Chronik von Robert F. Hausmann fand ich folgende interessante Notiz, die sich auf eben jene Brücke beziehen könnte, weil man von ihr fast auf das Bahnhofsgebäude hinsieht: „Im Bereich Gleisdorf, wo die Trassierungsarbeiten und der Aushub der Grundfesten für die Aufnahms- und Stationsgebäude schon im April/Mai 1871 begonnen hatten – zeitweise waren bis zu 1.500 Arbeiter aus südeuropäischen Regionen beschäftigt –, stellte der Bau der Eisenbahnbrücke 1872 über die Raab die Bauingenieure vor eine besondere Herausforderung und musste schon 1883 durch die Grazer Firma des Anton Körösi neu errichtet werden.“

Anton Körösi war ein ungarischer Commis, bei uns hätte man eventuell „Ladlschupfer“ gesagt, also ein Kaufmannsgehilfe, der einst nach Graz gekommen war und da zum Unternehmer wurde. Aus seinen Anstrengungen entwickelte sich die „Andritzer Maschinenfabrik“, die heute als Andritz AG ein Konzern von internationalem Rang ist. Körösi war seinerzeit zum Beispiel mit riesigen Schwungrädern für Dampfmaschinen und mit Kränen sehr erfolgreich.

Beachten Sie bitte, daß einige dieser Fotos regelwidrig entstanden sind, denn das Betreten des Bahnkörpers ist aus guten Gründen verboten. Ich hab grade auf diesem Abschnitt sehr bald herausgefunden, weshalb das so ist und warum Lokführer gereizt reagieren, wenn da Menschen herumsteigen.

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Dieser Streckenabschnitt: Bahnhof, Brücke, Binder +co, dann eine sehr lange, nur leicht geschwungene Passage. Man möchte meinen, das Anrollen einer Zugsgarnitur sei gut zu hören und man wäre gewarnt. Irrtum! Meist hört man die Züge nicht kommen und sie sind verdammt schnell da. Meiden Sie also diese Terrains, es ist sehr gefährlich.

Unter dieser Brücke tut sich nach Westen hin ein Staubecken auf, das von der Wehr des Sägewerkes Felber abgeschlossen wird. Eine attraktives Terrain, zu dem ich im Büro um Erlaubnis gefragt habe, nach hinten zu gehen und Fotos zu machen. Das ging okay. Zum Abschied sagte die Frau im Büro: „Und fallen's nicht ins Wasser.“ (Ist gut gegangen!)



Weiterführend#

Mein Fahrrad ist ein Austro Daimler Alpina. Ein Klassiker aus dem Grazer Puchwerk. Es war mit der Neubetonung der alten Vorkriegsmarke Austro-Daimler ursprünglich für den Export nach Amerika bestimmt.

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Der Schriftzug gehört zu einer Nebenlinie meines „Grid of Books“ (martin krusches long distance howl / THE JUNCTION: GRID OF BOOKS), den ich ab 2005 über den Raum Gleisdorf gelegt hatte. Das war „Accompany / Begleitung #10“ im Jahr 2006: Der damalige Landeskulturreferent Kurt Flecker und sein Berater Herbert Nichols-Schweiger waren mit mir auf diese Strecke gegangen. (Links Nichols Schweiger, rechts Flecker.)

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• NID: Gleisdorf - Ansicht aus der Luft

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