Notiz 002: Piloten#
(Martin Vormanns Familienalben)#
von Martin KruscheVor Jahren hatte mir Martin Vormann schon erzählt, sein Vater sei Flieger gewesen. Er schickte mir ein paar Scans von Fotos aus privaten Alben. Als er mir nun das Bild eines prächtigen Herbsttages schickte und von seiner heuer letzten Ausfahrt mit dem Pucherl berichtete, fragte ich diesbezüglich nach.
Ich schickte ihm den Link auf „Aviatik und Akrobatik“ (Was sich rund um 1909 verdichtet hat), weil mich das Thema aus verschiedenen Gründen derzeit besonders beschäftigt. Das hier betonte Jahr 1909 war offenbar ein Kulminationspunkt der damaligen Entwicklung. Es markiert außerdem eine Ära, in der andauernd Piloten vom Himmel fielen, weil ihre Flugapparate plötzlich diese und jene Gebrechen hatten.
Das Ringen um neue technische Lösungen fand bald darauf eine erhebliche Verdichtung im Großen Krieg, dem ersten umfassend motorisierten Krieg der Menschheitsgeschichte. Natürlich war ich verdutzt, als ich unter den Vormann-Fotos auch welche sah, die Manfred von Richthofen zeigen. Das ist einer der renommiertesten Jagdflieger des Ersten Weltkrieges, Ace of the Aces.
Dieses Konvolut enthält auch das Foto einer Fokker D.VII, damals State of Art. Der zu jener Zeit dominante Typ eines Jagdeinsitzers. Ein verstrebter Doppeldecker mit starrem Fahrwerk und zwei synchronisierten Maschinengewehren MG 08/15. (Genau! Davon leitet sich die Redensart ab, etwa sei Nullachtfünfzehn.)
Das bedeutet, die Bordwaffen waren mit dem wassergekühlten Motor über ein Unterbrechergetriebe mechanisch synchronisiert, so daß man durch den Propeller schießen konnte, ohne sich dabei selbst vom Himmel zu holen.
Lackierte Kampfhunde#
Das alles beschäftigt mich, weil ich seit einigen Jahren mit den Verknüpfungen von Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst befaßt bin. Davon ist eben auch eine Volkskultur in der technischen Welt betroffen. Läßt man sich gründlich auf das Thema ein, wird plötzlich klar, daß die „Natürlichkeit“ der Technik „nicht daraus entsteht, daß man diese völlig beherrscht, sondern daß sie Ergebnis der Gewöhnung und des Umganges ist“. Ethnologe Hermann Bausinger weist darauf hin, daß technische Innovationen nach Adaptionsphasen verlangen. (Meine Notiz)Es wird selbst Fans und Petrol Heads vermutlich nicht geläufig sein, wie sehr diese Motive mit den gegenwärtigen Formen von Maschinenverliebtheit verknüpft sind, wie sich das im Motorsport manifestiert hat, welche Kontinuitäten dabei bestehen, die sogar im Alltagsverkehr auf unseren Straßen Ausdruck finden.
Dekors aus der Welt der War Birds (sowie einige Motive der Kriegsmarine) kommen bis heute im Motorsport und auf den Straßen vor. Road/Track, also Straße und Rennbahn, sind symbolisch eng verbunden. Die Verknüpfung der Rollenmodelle des Fliegers und des Rennfahrers besteht seit über hundert Jahren. Siehe dazu meine Notiz „Lackierte Kampfhunde“ (Jagdgeschwader in Bodennähe und ihre Dekors) aus dem Jahr 2018!
Grußworte#
Aber ich sollte nicht vergessen, hier noch Vormanns Grußworte zu zitieren: „Servus nach Gleisdorf, vergangenen Samstag habe ich das gute Wetter genutzt und war noch flott auf den Spuren der Sauerländer Bergrennstrecken und Talsperren unterwegs Sorpe und Möhnetalsperre, Bergrennstrecken Berla und Nuttlar.Heute noch eine flotte Tour wieder ins Sauerland, die Balver Höhle ist die größte Kulturhöhle Europas, Konzerte von zart bis laut gibt es übers Jahr verteilt. Mein Favorit, immer Justus Franz mit seinem Symphonieorchester der Nationen, phantastische Musik, gutes Publikum.
Lieber Freund, bleib gesund bis demnächst und Servus nach Gleisdorf, der Sauerländer Puchianer Martin"
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