Episode VIII: Not hat kein Ablaufdatum#
Von Irmgard Eixelberger#
Im Neolithikum teilten sich die Wege. Hier wurden Menschen sesshaft, entwickelten die Landwirtschaft, da lebten weiter Jäger und Sammler, aber auch Hirtennomaden. Archäologische Funde belegen, daß unter Menschen damals eine neue Art der Gewalttätigkeit entstand, für die es bisher keine älteren Belege gibt. (Forensische Arbeit an Gebeinen machte deutlich, es kam zu regelrechten Gewaltexzessen.)Bis heute besteht seitens der Seßhaften ein tiefes Mißtrauen gegenüber den Hauslosen. Dabei empfahl auch Jesus seiner unmittelbaren Gefolgschaft weit mehr, nämlich Haus und Familie zu verlassen. Derlei Lebensformen sind also Teil unserer Mythologie. Ebenso die Flüchtenden, wie jetzt, im Dezember, wohl nicht erklärt werden muß.
Bis heute sehen wir, daß etablierte Gesellschaften in geordneten Staatswesen den Hauslosen oft mit bestürzender Härte begegnen, was unterm Strich zeigt: Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte gilt vor allem jenen, die eine verbriefte Staatsbürgerschaft haben. Wer keine hat, ist nicht unbedingt gemeint, auch wenn es da heißt, daß die Würde des Menschen unteilbar sei.
Die aktuelle Arbeit von Irmgard Eixelberger ist ein fast schon lapidarer Hinweis auf diese Eigenheiten Europas, die selbst von der Europäischen Union nicht essenziell verändert wurde. Obwohl dies der größte Binnenmarkt der Welt ist, hat auch hier die Not für viele Menschen kein Ablaufdatum. (Martin Krusche)
- Monika Lafer: Irmgard Eixelbergers Gschalerpopperl (Eine kunsthistorische Verortung der Motive)
- Die zwei Objekte
- Das Fenster
Der Vorlauf#
- Episode I: Eixelbergers Daedalus (Oder: „Männer arbeiten, Frauen basteln“)
- Alle Fotos: Martin Krusche
- Zeit.Raum: Slot II
- Dorf 4.0: Die Notizen-Übersicht