Mythos Puch: Raum und Raumüberwindung#
(Klärung dessen, was klar zu sein scheint)#
von Martin KruscheIch hab es jüngst erklärt bekommen, aber noch immer nicht kapiert. Was ist ein Tiefenfluchtpunkt? Mit folgender Mitteilung komme ich dann schon leichter zurecht: „Die Augenhöhe ist in der Betrachtung das Wuchtigste überhaupt.“ (Das hat mit der Konstruktion von Perspektiven zu tun.) Und ich weiß nun, was eine Schleppkurve ist.
Wäre noch zu erwähnen, daß ich mit Fotograf Richard Mayr am Tisch von Architekt Joachim Karner gesessen hab. Wie das mit Mythos Puch zusammengeht? Was wir da bezüglich Technologiegeschichte diskutieren, handelt im Kern von menschlicher Mobilitätsgeschichte, also ganz wesentlich vom Thema Raumüberwindung. Aber was ist eigentlich Raum?
Falls Sie meinen, das sei wohl klar und müsse nicht erst debattiert werden, sind Sie auf der Seite des Publikums verblieben. Auf unserer Seite, wo wir die Veranstaltung vom kommenden Mai inhaltlich verbreiten, wäre nichts zu erreichen, wenn wir solche Dinge als geklärt voraussetzen würden.
Hinzu kommt, und dafür war jenes Treffen ein mehr als deutlicher Beleg, daß ein Professional, der sich seit Jahrzehnten mit einem Themenkomplex befaßt, Details bedenkt und Überlegungen anstellt, auf die ich nie gekommen wäre. Da mag vorerst schleierhaft sein, weshalb sich Karner etwa für Befestigungsanlagen des Hauses Habsburg interessiert.
Bedenkt man aber, daß eine Festung dazu da ist, Grenzen eines Territoriums zu markieren und zu sichern, aber auch wichtige Straßen eines Landes, also Verkehrs- und Kommunikationslinien, wird dieses Teilthema für uns gleich wesentlich naheliegender. (Ich nehme an: ohne Grenzen kein Territorium.)
Karner hatte sich jüngst mit Pula befaßt, sowie mit der staunenswerten Zerostaße im Leib der Stadt. Ich dachte umgehend an den Kalemegdan in Beograd und an die Festung Petrovaradin, die nahe Novi Sad liegt. Beides faszinierende Bollwerke, (Darauf werde ich noch zurückkommen.)
Verkehrs- und Kommunikationslinien, das ist auch ein Thema für die Oststeiermark, weil an Gleisdorf einst die Strata hungarica vorbeiführte, die historische Ungarnstraße. Deshalb entstand hier jene Poststation, die mit ihren Stallungen in privater Initiative erhalten wurde. Dort werden wir Ende Mai 2025 die Ausstellung Mythos Puch X zeigen.
Ich habe daher noch etwas Zeit, das Thema mit Karner genauer herauszuarbeiten. Was ist Raum, wenn wir von Raumüberwindung sprechen? Was ist dagegen ein Ort? Was hatte die Volksmotorisierung damit zu tun und was macht die Dichte des Aufkommens im Straßenverkehr heute mit den Orten, mit den Regionen?
Schließlich aber auch: Wie bearbeiten wir diese Fragen mit künstlerischen Mitteln und was genau zeigen wir dann in der alten Poststation? Klar ist nun, daß wir aus dieser Besetzung mit Joachim Karner, Monika Lafer und Richard Mayr den Genre-Bogen Zeichnung, Malerei und Fotografie nutzen können.
Apropos! Ein Bogen mit seinem Schlußstein ist etwas völlig anderes als ein Gewölbe. Ich bin von diesem Treffen mit allerhand Kenntnis von Details heimgegangen, die dann oft nützlich sind, wenn man sich ein komplexes Thema erschließt. (Fortsetzung folgt!)
- Die Projektübersicht: Mythos Puch (Eine laufende Erzählung)
Weiterführend#
- Die Poststation (Ein historisches Terrain)
- Tragen, schleifen, fahren (Markante Momente unserer Mobilitätsgeschichte)
- Vom Steirerwagerl zum Puch G (Fahren, fahren, fahren in steirischer Prägung)
- Fort Pula: Zerostraße