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Jüngst im Gleisdorfer Spiegelgitterhaus...
Jüngst im Gleisdorfer Spiegelgitterhaus...

Was will ein Kunstwerk sein?#

(Die KI schafft von sich aus bloß Dekorationsgegenstände)#

von Martin Krusche

Wir haben darüber zu reden, von mir aus auch zu streiten, was ein Kunstwerk von einem Werk unterscheidet. Wann ist Kunst? Zum Wesen einer kollektiven und folglich prozeßhaften Wissens- und Kulturarbeit gehören solche Verzweigungen, in denen dann plötzlich ein Thema mit dem anderen schlüssig verflochten erscheint. So sind Schnittstellen zu beachten, um klären zu können, wohin Konzentration und Arbeitskraft als nächstes gelenkt werden mögen.

Wir hatten eben im Sitzungssaal der Gemeinde Gleisdorf die erste Session zum Thema „Oststeirisches“ (Das Wesen der Region) abgehalten. In der unmittelbaren Nachbesprechung mit Kulturreferent Karl Bauer und Fotograf Mathias Petermann kam ich auf zwei weitere Themenschwerpunkte, die ich für die Konferenz in Permanenz definiert hab.

Erstens „Künstliche Intelligenz“ (Ein junges Assistenzsystem) und zweitens „Wann ist Kunst?“ (Zum Stand des Diskurses). Solche Zusammenhänge hatten wir drei uns jüngst im „Spiegelgitterhaus“ am Beispiel der Werke vom Claudia Larcher und anderen Kunstschaffenden angesehen.

Dort war Mitte Oktober 24 (im Rahmen von „Wendezeit/Zeitenwende“) die Ausstellung „KUNST@KI“ eröffnet worden, sprich: „Kunst at Künstliche Intelligenz“. Ich hatte im Juli davor eine Leiste unter dem Titel „Die Grammatik des Rauschens“ (Eine Befassung mit Maschinenintelligenz und verwandten Themen) eingeführt, um dafür verschiedene Themenlinien zu verknüpfen.

Ich sag unumwunden, daß mich KI im Kontext Kunst derzeit wenig interessiert, denn Künstlerinnen und Künstler nützen seit jeher neue Werkzeuge für ihre Arbeit. Darin sehe ich ein entscheidendes Kriterium: Ein denkender, entscheidender und handelnder Mensch benützt ein leistungsstarkes Werkzeug, um eine künstlerische Arbeit zu realisieren.

Karl Bauer (links) und Mathias Petermann
Karl Bauer (links) und Mathias Petermann

Die menschliche Intention ist dabei mein Hauptkriterium. Das halte ich angesichts der neuen Maschinen, der selbstlernenden Systeme und der Tatsache, daß inzwischen leblose Dinge eigenständig miteinander kommunizieren, für ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal.

Wer nun der Maschine Intentionen zubilligt, begeht den gleichen Irrtum wie jene Leute, die Artificial Intelligence und menschliche Intelligenz für wesensverwandt halten, statt anzuerkennen, daß hier von grundverschiedenen Kategorien die Rede ist.

Apropos „Wovon die Rede ist“. Ich meine, hier liegt unter anderem ein semantisches Problem vor. Wenn wir keine klaren Begriffe haben, wissen wir nicht, wovon wir reden. Maschinen haben kein Bewußtsein, suchen nicht nach Erkenntnissen, sondern nach Ergebnissen. Allein schon deshalb hat eine AI/KI nichts mit menschlicher Intelligenz gemein.

Wollte man semantisch sauber arbeiten, müßte man vermutlich explizit von Maschinenintelligenz reden, damit Bezeichnendes und Bezeichnetes nicht mit dem verwechselt werden können, was der Begriff (Menschen-) Intelligenz bezeichnet.

Ich werde noch separat darlegen, weshalb ich es für Unfug halte, in so einem Sinn davon zu sprechen, daß eine KI ein Kunstwerk erschaffen habe. Mir fehlen vorerst noch kohärente Begründungen, warum ich einen beeindruckenden Dekorationsgegenstand Kunstwerk nennen soll, wenn der Ausdruck Dekorationsgegenstand derzeit völlig hinreichend ist.

Die Maschine Ai-Da mit einem Selbstportrait. (Foto: Leemurz, CC BY-SA 4.0)
Die Maschine Ai-Da mit einem Selbstportrait. (Foto: Leemurz, CC BY-SA 4.0)

Das Magazin „Der Spiegel“ berichtete am 08.11.2024 zum aktuellen Hype: „Dieses Bild hat ein KI-Roboter gemalt – und es ist sehr, sehr teuer. Zum ersten Mal hat ein renommiertes Auktionshaus ein Werk verkauft, das von einem Roboter erstellt wurde. Bis zu 180.000 Euro sollte »AI-God« einbringen, so die Schätzung.“ (Genau! Werk, nicht Kunstwerk.)

Die „Robo-Künstlerin Ai-Da“ ist keine Künstlerin, sondern eine Maschine. Ihr Werk, Porträts des britischen Mathematikers Alan Turing, können sich qualitativ nicht einmal annähernd mit jenen Portraits messen, die zum Beispiel Francis Bacon geschaffen hat.

Wir sollten in der Lage sein, vor dem Hintergrund aktueller Booms und Kunstmarkt-Flausen zu klären, wo wir mit unseren Kunstbegriffen stehen und wie wir uns mit den neuen Maschinensystemen einrichten möchten.