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(Grafik: Heinz Payer)
(Grafik: Heinz Payer)

Trail, Protokoll #16: Themen und Schritte#

(Archipel Gleisdorf)#

von Martin Krusche

Gehen Sie bitte davon aus, daß wir uns im Archipel vorzugsweise mit Gegenwartskunst befassen, was also nicht weiter betont werden muß. Dazu gehören auch der Kunstdiskurs und die kulturpolitische Debatte als Belange unseres Metiers.

Das bedeutet weiters für die praktische Umsetzung ein Bearbeiten von Schwerpunkten. Die sind im Augenblick (Mai 2024) so gewählt, daß sie dem Archipel ein Fundament für die längerfristige Planung geben. Also haben wir kleine Netzwerke gebildet, um mit sachkundigen Personen zusammenzuarbeiten und um Zugriff auf relevante Objekte/Artefakte zu haben.

Was man eben so braucht, um eine kleine Serie von Arbeitsschritten zu realisieren. Wir, das sind Künstlerin Monika Lafer, Fotograf Richard Mayr und ich als „Kulturabteilung“ des „Archipel Gleisdorf“.

Bei der Wahl der aktuellen Schwerpunkte sind wir davon ausgegangen, daß wir uns auf wichtige Bereiche konzentrieren, die von anderen Kultur-Formationen eher vernachlässigt oder sogar ignoriert werden, denn die Region braucht keinesfalls mehr vom Gleichen.

Netzwerk Poiesis I (Kunst, Übergeordnet)#

Unser Ausgangspunkt für den gesamten Poesie-Schwerpunkt liegt in der antiken Begriffsbestimmung, wonach Poiesis und Praxis unterschieden wurden. Das führen wir zur gegenwärtigen Option, eine Poesie in der Kunst und eine Poesie im Mechanischen auf gemeinsame Schnittstellen zu untersuchen und folglich auch das Genre Lyrik besonders hervorzuheben.

Was bleibt davon in der jetzigen Transformation? (Ein Objekt aus der einstigen Spenglerei Csamay)
Was bleibt davon in der jetzigen Transformation? (Ein Objekt aus der einstigen Spenglerei Csamay)

Netzwerk Poiesis II (Kunst, projektbezogen)#

Netzwerk Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft (Synergie)#

Dieser Bereich hat eine Vorgeschichte in der Arbeit von Kunst Ost und darf als unterschätztes Thema gelten; nämlich in der inhaltlichen Wechselwirkung von Kräften dieser Genres, die gemeinsame Interessen finden. Die Umsetzung beginnt derzeit im Bereich „Konferenz in Permanenz“, wofür Kunsthistorikern Monika Lafer eben eine Session in der Manufaktur Csamay vorbereitet, für die Unternehmerin Barbara Schäfer unser gegenüber ist. Schäfer ist es auch, die uns seit Jahren den „Zeit.Raum“ im Stadtzentrum zur Verfügung stellt. (Wir hatten Ende 2011 mit der Arbeit am Thema KWW begonnen.)

Netzwerk: Die Konvergenzzone/Der Trail (Kunst & Kulturpolitik)#

Was hier konvergiert? Das private kulturelle Engagement und die Kulturarbeit der Kommune Gleisdorf, am „Zeit.Raum“ festgemacht. Die praktische Arbeit und der Diskurs im Erkunden verschiedener Interessenslagen; verknüpft kir dem EU-Projekt „Kunsttrail Region Gleisdorf“.

Netzwerk Zeitenwende (Sozial- und Technologiegeschichte)#

Damit zahlreiche Keuschler- und Dienstbotenkinder zu wirtschaftlich erfolgreichen Bürgerinnen und Bürgern werden konnten, hatte sich der Lauf vieler Dinge sehr radikal ändern müssen. Dazu gehört das Ende der Feudalzeit und der Erbuntertänigkeit (1848), später die Mechanisierung der Landwirtschaft, schließlich die Volksmotorisierung über den Privatbesitz von Automobilen. (Erhöhte Mobilität in allen gesellschaftlichen Bereichen.)
Puch G, Datenblatt „Einfachfzg. 1980“. (Foto: Archiv Fredi Thaler)
Puch G, Datenblatt „Einfachfzg. 1980“. (Foto: Archiv Fredi Thaler)

Die Oststeiermark mit ihren vormals vor allem kleinen Selbstversorgerwirtschaften, viele kaum größer als sechs bis elf Hektar, ist ein spezielles Beispiel für den Ausgang aus dem kargen Leben der alten agrarischen Welt. Das hat mit Bereichen einer schrittweisen Industrialisierung zu tun. Und mit der Ankunft unternehmerischer Persönlichkeiten, die auf solche Transformationsprozesse kompetent reagiert haben.

Netzwerk Mythos Puch (Technologie- und Sozialgeschichte)#

Das 2014er Thema lautet: „50 Jahre Puch G. Ein Auto rollt durch zwei industrielle Revolutionen“. Dabei thematisieren wir einerseits den Umbruch von der Dampfmaschinen-Moderne zur Digitalmoderne, andrerseits das in der Oststeiermark hochkarätig vertretene Genre „Volkskultur in der technischen Welt“.

Die Convention (Kooperationen & Sponsoren)#

Der „Archipel Gleisdorf“ beruht auf der Zusammenarbeit mit Menschen aus verschiedenen Metiers, stützt sich auf Ressourcen, die aus ganz verschiedenen Bereichen kommen. Es ist im Kulturbereich üblich, den diesbezüglichen Leistungsaustausch unter anderem mit dem Anbringen von Logos verschiedener Firmen und Institutionen umzusetzen.

Das ist bewährt. Und langweilig. Eine Logo-Leite, womöglich eine Logo-Wand, derlei Mittel haben so manchen Nutzen, also macht man das. Uns interessiert aber, wer unsere Geschäftspartner sind und was genau sie tun. Deshalb gibt des diese Leiste im Sinn eines Feuilletons mit Notizen und Features.

Die Praxis des Kontrastes: Künstlerin Monika Lafer, Projektleiter Winfried Lechner und Fotograf Richard Mayr.
Die Praxis des Kontrastes: Künstlerin Monika Lafer, Projektleiter Winfried Lechner und Fotograf Richard Mayr.

Hintergrundfolie#

Der „Archipel Gleisdorf“ hat eine Vorgeschichte an Ereignissen, die sich unter anderem als unterschiedliche Momente kultureller Vorhaben in den Biografien des Kulturabteilungs-Trios Krusche-Lafer-Mayr manifestiert haben. Ein Teil davon ist hier in einer ersten Übersicht zusammengefaßt:

  • History (Projektverläufe, Team Krusche)

Die Entscheidung für den Titel „Archipel Gleisdorf“ hat verschiedene Quellen. Es war von Beginn an klar, daß sich in einem überschaubaren Gebiet ganz unterschiedliche Vorhaben verdichten lassen, welche wir in Wechselwirkung bringen möchten. Die Metapher mit den verschiedenen Inseln, wofür auch das selbst Gewässer eine bedeutende Funktion hat, lag dann nahe. Dazu kamen Impulse im Sinn eines „archipelischen Denkens“ (Édouard Glissant, Bodo von Plato etc.). Aber selbst die regionalen Erdformationen, unter denen das „Plateau“, auf dem Gleisdorf ruht, eine besondere Rolle spielt, haben diese Entscheidung geprägt.

“Für Glissant ist die Insel eine Metapher für die Neuformulierung unseres Raumdenkens – sie steht sinngemäß für das Verständnis von Raum als etwas Grenzenlosem. Konzeptionell ist die Insel also nicht eine fixe, losgelöste, isolierte Einheit, sondern steht vielmehr in zweifachen Abweichungs- und Umkehrungsprozessen: Sie streckt sich unbegrenzt in verschiedene Beziehungsrichtungen nach außen aus, zugleich kehrt sie sich zur Hinterfragung des eigenen Selbst und der Selbsterkenntnis nach innen.” (Marsha Pierce, “Die Welt als Archipel”)


Postskriptum#

Die Payer-Grafik am Beginn dieser Seite kommentiert einen Moment, in dem wir beim Gleisdorfer „Zeit.Raum“ zusammengefunden haben. Das Pferd ist im Original ein fast lebensgroßes Blech-Unikat aus den frühen Tagen der Spenglerei Csamay. Sie können es vor Ort sehen. Der Zusammenhang: Unternehmerin Barbara Schäfer (Manufaktur Csamay) hat uns diesen Raum zur Verfügung gestellt. Die Personen (von links): Petra Surma, Martin Krusche, Monika Lafer, Heinz Payer und Richard Mayr.