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Im Zentrum von Nagykanizsa.
Im Zentrum von Nagykanizsa.

Protokoll #30: Schnittstellen#

(Vielfalt ist kein Monopolgeschäft)#

von Martin Krusche

Wir haben für den Archipel eine Konvergenzzone definiert und in die Praxis gebracht. Wer wir? Künstlerin Monika Lafer, Fotograf Richard Mayr und ich. Das bedeutet, wir sehen unser Aktionsfeld als einen Raum, der von verschiedenen Personen und Formationen selbstbestimmt mitgestaltet wird. Die Metapher bedeutet: Jede Insel zählt, auch die Gewässer dazwischen sind wichtig. Es findet Austausch statt und wo es paßt, wird kooperiert; kurz- oder längerfristig, je nachdem.

Dafür haben wir zwei wichtige Inspirationsquellen genutzt. Einerseits die eigene Praxis, nicht bloß Jahre, sondern Jahrzehnte der regionalen Wissens- und Kulturarbeit mit jenen Eigenheiten, wie sie abseits des Landeszentrums typisch sind. Andrerseits das Werk des karibischen Philosophen Edouard Glissant.

Da heißt es an einer Stelle zum Beispiel: „...if, standing up, each person on one of these islands, each person in his/her country, we look to the horizon, we see not just another country but the entire Caribbean, which changes our gaze and teaches it not to under-estimate anything in this world, not even the smallest pieces of land.“

Das bedeutet: „Wenn wir uns aufrichten, jeder auf einer dieser Inseln, jeder in seinem Land, aufstehen und zum Horizont blicken, sehen wir nicht nur ein anderes Land, sondern die gesamte Karibik, was unseren Blick verändert und uns lehrt, nichts auf dieser Welt zu unterschätzen, nicht einmal die kleinsten Landstücke.“ Dieses Zitat stammt aus „La Cohée du Lamentin.“ (Poétique V), 2005.

Fotograf Richard Mayr holt sich Stadt-Impressionen von Nagyanizsa.
Fotograf Richard Mayr holt sich Stadt-Impressionen von Nagyanizsa.
Kulturreferent Karl Bauer beginnt die Optionen zu sortieren.
Kulturreferent Karl Bauer beginnt die Optionen zu sortieren.

Wir fanden solche Überlegungen sehr ansprechend, um unseren „Archipel“ nach einer intensiven Entwicklungsphase so zu benennen. Demgemäß entfaltet sich auch die Arbeit. Wir betreiben kein Kulturmanagement, sondern sind primäre Kräfte, Kunstschaffende, die sich nach eigenen Vorstellungen einen Handlungsraum geschaffen haben.

Dabei ist es naheliegend, mit inspirierten Menschen zusammenzuarbeiten. Vernetzung ist für uns kein Inhalt, sondern eine Methode. Eine Verfahrensweise, mit der wir unsere Inhalte voranbringen. Wenn wir zum Beispiel eben mit Gleisdorfs Kulturreferent Karl Bauer die ungarische Partnerstadt Nagykanizsa besucht haben, um da Projektoptionen zu besprechen, ist dabei noch nichts eine ausgemacht Sache. Es geht im Augenblick um ein Kennenlernen und darum, wechselseitig auszuloten, welche Themen hier wie dort hohe Prioritäten haben.

Lokalpolitiker Robert Schmierdorfer schildert seine Arbeit als Praxis des Kontrastes, bei der er sich nicht gar so leicht aus der Ruhe bringen läßt.
Lokalpolitiker Robert Schmierdorfer schildert seine Arbeit als Praxis des Kontrastes, bei der er sich nicht gar so leicht aus der Ruhe bringen läßt.
Lokalpolitiker Peter Moser hat theoretische Physik studiert (Sie werden bald sehen, was uns das nützt.).
Lokalpolitiker Peter Moser hat theoretische Physik studiert (Sie werden bald sehen, was uns das nützt.).

Erst das macht ein Entdecken von möglichen Schnittstellen realistisch. Wir hatten da freilich das Glück, mit der Archäologin Csilla Szaraz und der Ethologin Szilvia Gyanó sachkundige Gesprächspartnerinnen zu finden. Unser kulturelles Engagement ist ja auf unseren Lebensraum und auf den Zustand der Welt gerichtet, was ohne fundierte Geschichtsbetrachtung nicht gelingen kann.

Ähnlich geht das mit anderen Kräften oststeirischer Regionalpolitik. Wie kürzlich das Gespräch mit Bürgermeister Robert Schmierdorfer (Albersdorf-Prebuch) oder mit Vizebürgermeister Peter Moser (Ludersdorf-Wilfersdorf). Sowas ist keine Akquise, das sind Erörterungen von Standortfragen. (Ich nenne diese Serie von Gesprächen übrigens „Konferenz in Permanenz“.)

Kulturelle Optionen unserer Zusammenarbeit erörtern: Szilvia Gyanó (links) und Csilla Szaraz.
Kulturelle Optionen unserer Zusammenarbeit erörtern: Szilvia Gyanó (links) und Csilla Szaraz.
Sozial- und Kulturgeschichte sind wichtige Quellen der regionalen Kulturarbeit.
Sozial- und Kulturgeschichte sind wichtige Quellen der regionalen Kulturarbeit.

Unsere Schritte einer Verständigung, um wechselseitig den Status quo kennenzulernen, sind Fundamente, ohne die ein „kulturelles Gebäude“ nicht errichtet werden kann; außer man bevorzugt die Pflege von Privatmythologien und persönlichen Partikularinteressen.

Wir, in einem archipelischen Arbeitsansatz, bevorzugen die Kommunikation und Zusammenarbeit mit anderen kulturellen Kräften. Ein Motto auf diesem Weg: „Provinz muß nicht provinziell heißen!“