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Pfarrer Giovanni Prietl bei der Suppenausgabe.
Pfarrer Giovanni Prietl bei der Suppenausgabe.

Protokoll #40: Was ist der Mensch?#

(Eine weiterführende Erörterung)#

von Martin Krusche

Wir pflegen im Archipel eine Arbeitsweise, in der Themen prozeßhaft entwickelt werden. Das bedeutet unter anderem, jeder Abschnitt liefert Ergebnisse, die danach auch in anderen Teilprojekten wirksam werden.

Ich habe zu diesem Modus einen Gedanken aus dem Bereich der eigenständigen Regionalentwicklung während der 1980er Jahre mitgebracht: Die Arbeit am ganzen Leben. In diesem Sinn war die heurige Kreuzwegandacht, an der wir eben mitgewirkt haben, geradezu exemplarisch.

Pfarrer Giovanni Prietl hatte uns hinterher an die Tische im Pfarrsaal gebeten, wo wir als Gäste bewirtet wurden. Eine vorzügliche Gelegenheit, das eben Erlebte zu vertiefen und in größeren Zusammenhängen darüber zu sprechen. Wir hatten gerade dieses Zusammenwirken des Pfarrers mit Kammerschauspieler Franz-Robert Wagner, Organistin Maria Suntinger und Oboistin Anita Steiner erlebt.

Die einzelnen Kreuzwegstationen wurden dabei mit realen menschlichen Belastungsmomenten und Leidenssituationen verknüpft, die ja bewältigt werden müssen; nicht bloß von den primär Betroffenen, sondern auch von Menschen in ihrer nächsten Nähe.

Richard Mayr und Monika Lafer.
Richard Mayr und Monika Lafer.

Ecce homo#

Das ist dieser Aspekt im Fragen „Was ist der Mensch?“, dessen geradezu exemplarischen Moment ich in der Pose des Pontius Pilatus sehe. Als er den geschundenen Jesus vorgeführt hatte, sich aber der Verantwortung jener für Jesus tödlichen Dynamik entziehen wollte, mahnte er: „Ecce homo!“

Also ein Mensch, ein Mitmensch, kein Gegenmensch. Davon handelt diese Mahnung. Eine historisch und kulturell bedeutende Szene, die ihre Relevanz nie verloren hat. Über solche Aspekte war zu reden. Mit Pfarrer Prietl, mit Kammerschauspieler Wagner, mit Gleisdorfs Kulturreferent Karl Bauer. Das beschäftigt uns im Archipel, also Künstlerin Monika Lafer, Fotograf Richard Mayr und mich, da wir inhaltlich gerade Weichen stellen, um das zweite Halbjahr 2025 zu gestalten.

Ich hab dazu mit „Ein Mensch“ (Über die Conditio humana) im Web eine Themendrehscheibe eingerichtet, die zu verschiedenen Teilbereichen führt, welche gemeinsam eine Debatte zu diesem „Ecce homo“ ergeben. Darin drei wesentliche Schwerpunkte.

Wir müssen erstens aktuell neu klären, was wir unter Conditio humana verstehen und welche Verpflichtungen wir für uns daraus ableiten. Wir müssen zweitens Europa neu denken, denn wir befinden uns längst in einem nächsten Kalten Krieg, der an seine Rändern ein hybrider Krieg mit Schlachtfeldern ist. (Das ist für Europa ein Novum!) Wir müssen drittens in diesem Zusammenhang auch klären, wie wir die Neutralität Österreichs verstehen und was das im Zusammenhang a) mit unserer Verfassung und b) mit dem Völkerrecht konkret bedeutet.

Franz-Robert Wagner und Giovanni Prietl.
Franz-Robert Wagner und Giovanni Prietl.
Franz-Robert Wagner und Karl Bauer.
Franz-Robert Wagner und Karl Bauer.

Von diesen Fragen ist niemand ausgenommen, kann sich niemand selbst suspendieren, weshalb ich es naheliegend finde, daß wir uns im Kulturbereich über verschiedene weltanschauliche Positionen hinweg darüber verständigen. Demokratie wird ja nicht von irgendjemandem erledigt, das müssen wir schon selbst tun; auch individuell. (Links zu den Teilprojekten anschließend unter „Weiterführend“!)



Weiterführend#