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Tulln an der Donau - Geburtsstadt Egon Schieles - Reisebericht#

von Ernst Zentner

1890 wurde Egon Schiele als Sohn eines k. u. k. Stationsvorstehers in Tulln geboren. Er war ein österreichischer Maler und Zeichner des Jugendstils, der Epoche um 1900. Er gilt als direkter Repräsentant des österreichischen Expressionismus. Er wohnte bei seinen Eltern im Bahnhofsgebäude. Schiele zeichnete als Bub Eisenbahnzüge und fuhr nach Krems an der Donau zum Schulbesuch. Nach 1906 studierte er an der Wiener Akademie. Zuerst widmete er sich stilistisch dem Impressionismus, dann wagte er den Wiener Secessionismusstil. Seine Jugendstilornamente waren von den eindrucksvollen Malereien seines Freundes Gustav Klimt angeregt. Seit 1908 begann er in seiner geradezu schockierenden, aggressiven typischen Manier. Mächtige kompromisslose Akt- und Porträtwiedergaben mit absichtlich entstelltem Körperbau und Mienenspiel. Assoziationen mit dem Werk des um vier Jahre älteren Oskar Kokoschka (gest. 1980) sind gegeben. Besonders berühmtes Details des Malstil Schieles war die Zurschaustellung gespreizter Finger. Schiele kreierte auch Selbstporträts mit akzentuierten Händen. Als Künstler verwendete er stets Photographie. Nebenher schuf er etliche Landschafts- und Stadtgemälde. Wegen eines Pornographie-Vorwurfs verbrachte der Künstler einen Monat im Gefängnis in Neulengbach bei Wien. Schiele lehnte den Krieg ab und wurde eingezogen. Im letzten Jahr der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie - Maler Gustav Klimt und Architekt Otto Wagner wurden zu Grabe getragen - verstarb am 31. Oktober 1918 Egon Schiele im Alter von nur über 28 Jahren in Wien. (Im letzten Jahr der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie wurden Maler Gustav Klimt und Architekt Otto Wagner zu Grabe getragen.) Heute sind seine vielleicht bis heute umstrittenen Werke vielgefragte Kunstwerke.

1990 eröffnete die Stadt Tulln an der Donaulände ein eigenes Schiele-Museum. Drinnen ist eine Dauerausstellung mit Werken des in Tulln geborenen Jugendstilmalers untergebracht. Sogar ein Nachbau der Gefängniszelle von Neulengbach ist im Museum zu sehen. An den Wänden Zeichnungen und Gemälden im charakteristischen aufgeregt-ausdrucksvollen Stil Schieles. Sie mögen heute vielleicht niemand mehr so richtig schockieren, doch erinnern manche Menschendarstellungen irgendwie an ausgemergelte durch Leiden niedergeknüppelte Menschen, wie sie im 20. Jahrhundert während krisenhafter Epochen in Erscheinung getreten waren. In gewisser Weise war Schiele ein Seher … Seine Zeichnungen waren aber auch durch die von Sigmund Freud vertretene Psychoanalyse angeregt.

Einige harmlose, aber nicht weniger gewaltige Gemälde von Stadtansichten und Landschaften dominieren ebenfalls in den eigens dafür adaptierten Räumen. Schieles kraftvoller Malstil erinnert an die Kunstempfindung des Niederländers Vincent van Gogh (1853 - 1890). So etwa die großformatige "Mühle", eine Leihgabe des Niederösterreichischen Landesmuseums. Schiele verbrachte eine Zeitlang in einer südtschechischen Kleinstadt, von wo er eine Zahl beinahe düsterer bis wenig heiterer Stadtansichten mitgebracht hatte. Eindrucksvoller schon ein Gemälde, das er in Krems an der Donau gemalt hatte. Ein Blick auf die Stadt mit ihren Kirchtürmen und als Hintergrund die olivgrüne Donau als Hintergrund. Auch hier wieder der Verweis an seine Geburtsstadt Tulln am Rande des Wiener Beckens. So ganz hatte sich der Künstler von Tulln nie getrennt. Ein Spaziergang durch die im Nibelungenlied als "Tulne" erwähnte Stadt zeigt eine interessante Altstadt, einen großzügigen Hauptplatz, die weithin sichtbare Doppelturmkirche St. Stephan im barocken Gewand. Ihr Inneres bis Äußeres stammte aus der Romanik und Gotik. Als Pfarre und Kirche wurde sie unter Kaiser Heinrich II. 1014 gegründet. Seitlich ein spätromanischer Karner, der zu den schönsten und guterhaltenen in ganz Österreich zählt. Unweit des Schiele-Museums und Stadtzentrum ein aufgelassenen Minoritenkloster mit ebenfalls sehenswerter Kirche aus dem Hochbarock. Tullns Geschichte reicht bis in die Epoche des Römischen Reiches zurück - aber das wird Schiele kaum interessiert haben. In Comagena existierte einst Jahrhunderte lang ein Militärlager und ein Hafen für eine Donauflottille. Der heilige Severin von Noricum hatte angesichts der Völkerwanderung hier zweimal das Christentum gepredigt. Kriemhild soll hier Etzel, der historische Attila aus dem Hunnenland, begegnet sein. Karl der Grosse betrat während seinem Zug in das Awarenland 791 Tullner Boden. Kurzzeitig hielten die Babenberger als Markgrafen und Herzoge hier Residenz. Tulln war Handelsplatz und entwickelte sich bis in die Neuzeit zu einer angesehenen Stadt. Danach versank sie bis nach der Belagerung Wiens durch die Türken 1683 in Bedeutungslosigkeit. Danach blühte sie wirtschaftlich wieder auf. Barocke Häuser bereicherten das Stadtbild. Ende des 19. Jahrhunderts ermöglichte die Anbindung an das Verkehrsnetz - durch die Franz-Josefs-Bahn - eine weitere Entfaltung - mit allen Möglichkeiten, die einer Stadt zur Verfügung standen. Eine Zuckerfabrik brachte Arbeitsplätze. Heute leben in der Schiele-Stadt Tulln an die 12.000 Menschen. Es ist geradezu unglaublich, dass hier ein Egon Schiele zur Welt gekommen war oder hier zur Welt kommen musste, in der Enge einer Kleinstadt an der Donau …, wo mehrmals Eisenbahnzüge Station machten … Im schwarzen schmiedeeisernen Gitter dominieren die Buchstaben E und S und auf der anderen Seite das Wasser der Donau, das hinab nach Wien strömt. Für einen Moment glaubte ich den Duft frischer Ölfarbe aus dem Atelier des provokanten Malers zu spüren.

Copyright Ernst Zentner 1990/2019

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Ab 30. März 2019: --> Schiele Museum
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Im Sommer 1990 habe ich in Tulln einen Nachmittag verbracht. Nochmals im Oktober 1998. Es ist eine kleine nette Stadt. Nur die Donau wirkt wegen dem Staukraftwerk wie ein stehendes gruseliges hellblaues oder hellgraues Gewässer. Neuerungen für mich sind der interessantes Nibelungenbrunnen und das hohe Schieledenkmal vor dem Museum und und …