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Weihnachtsdekoration#

Christbaumschmuck aus Glas - Gedanken über etwas zerbrechliches#

Von Ernst Lanz

Nostalgisch: Santa Claus
Weihnachtsmann als Glasdekoration für den Christbaum. Eher als nostalgisch einzuordnen. Nach der Mitte des 20. Jahrhunderts? - Foto: Geolina163, Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Der erste gläserne Christbaumschmuck wurde nach der Mitte des 19. Jahrhunderts in Thüringen angefertigt. Damals verwendete man gesundheitsgefährdende Legierungen aus Zinn und Blei zur Verspiegelung der Glasoberflächen. Von 1870 an bekamen die Kugeln ihre Pracht durch Silbernitrat (Lapis infernalis = höllischer Stein), das findet heute noch bei der Spiegelerzeugung Verwendung. Sie wurden noch in Farbe getaucht und mit Flitter versehen. Die Techniken wurden verfeinert und verbessert. Das Aussehen der Christbaumkugeln oder ähnliches wurde origineller.
Um 1880 wurden die ersten Christbaumkugeln in die USA exportiert. Die Thüringer Hersteller waren offenbar konkurrenzlos. Nur im böhmischen Gablonz (Jablonec nad Nisou, Tschechien) etablierte sich eine eigenständige Glasschmuckerzeugung. Sie schufen Hohlglasperlen und dünne Glasröhrchen, die zu Christbaumbehang verarbeitet wurden. Noch vor dem Ersten Weltkrieg stieg eine Wiener Firma in das Geschäft ein. Ab den 1930er Jahren folgten weitere Hersteller von Glasdekor in Polen und auch in den USA. Letztere brauchten europäischen Produkte für den nordamerikanischen Christbaum nicht mehr.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Massenproduktion aus Ostdeutschland und in Westdeutschland wurden weniger zerbrechliche Kunststoffkugeln angefertigt. Traditionelle Handwerkskunst blieb in der Glasbläserstadt Lauscha (Thüringen) erhalten. Allgemein gibt es gegenwärtig bei Einzelhändlern und Christkindlmärkten eine große Auswahl in allen Formen.

Christbaumkugeln
Christbaumdekoration (Glaskugeln), Ukraine - Foto: George Chernilevsky (2017), Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Kosmonaut mit Lichterkette
Christbaumdekoration (Kosmonaut und Lichterkette), Russland (UdSSR, 1960er Jahre) - Foto: Andrej Wukolow (2008), Wikimedia Commons - Gemeinfrei


Der heute bekannte Christbaum hat seine Ursprünge im Paradiesbaum, und das ist lange her. Äpfel zierten ihn. Dazu kamen Backwaren und farbige Papierblüten. Die Zeit verging und am Anfang des 20. Jahrhunderts waren in Norddeutschland erschienen Adam und Eva sowie eine Schlange als traditioneller Schmuck am Weihnachtsgrün. Am 24. Dezember ist Adam und Eva. Die theologische Verbindung zur Geburt Christi als "zweiter Adam" war gegeben.
Im 19. Jahrhundert befanden sich Süßigkeiten zwischen den Zweigen. Neben Äpfel hingen Nüsse und Bonbons. Der "Zuckerbaum". Kein Zufall, dass nach den Feiertagen vergebens versucht wird, die überschüssigen Kilos los zu werden.
Dass einmal am Christbaum Glasdekoration in Form von Bomben und Granaten hingen, das hören wir nicht gern. Aber es war so. Auch Kriegsschiffe und Flugzeuge schmückten den Weihnachtsbaum. Auf mancher Glaskugel prangte das Eiserne Kreuz und in den frühen 1940er Jahren landeten NS-Symbole auf den fragilen Kleinoden. Und der Kopf des Führers durften auch nicht fehlen. Was für ein Zynismus: In den Wohnstuben beschauliche Weihnachtsfeiern und davon außerhalb Kriegsgräuel mit Massenmord.
Der Weltkrieg ging vorüber und allmählich erschienen wieder zivilisierte und betont weihnachtliche Motive auf dem Fichtenbaum. Irgendwann kam Importware aus Asien hinzu und ziert das Tannengrün. Unter Umständen verrät Christbaumschmuck sogar die gesellschaftliche Stellung. Nach wie vor gibt es heimische handgemachte Dekorationsstücke. Aber sie sind etwas kostspielig. Massenware ist eher erschwinglich. Manche Menschen basteln aus einfachsten Materialien ihren Schmuck. Vom Strohstern bis zum Engel aus bunter gefalteter Folie.
Strohstern und Kugel als Dekoration am Christbaum
Strohstern als Dekoration. In der glänzenden Goldkugel spiegelt sich der Fotograf - Foto: Waldburger8, Wikimedia Commons - Gemeinfrei (2018)
Aber was auch immer dann am Baum hängt oder steckt. Ist einmal offiziell Weihnachten, kehrt mühevoll Zufriedenheit oder Frieden ein.

Christbaumkugel umgeben von Goldlametta
Glasschmuck mit altgewohntem Goldlametta - Foto: Stefan Kani, Wikimedia Commons - Gemeinfrei (Weihnachten 2014)
Lametta gehört auch zur Dekoration am Weihnachtsbaum. Durch sein Aussehen deutet es Eiszapfen an. Das Wort stammt als Verkleinerung des italienischen Begriffs "lama" ab, das so viel wie Klinge oder Metallblatt bedeutet. Das Lametta wurde erstmals 1610 in Nürnberg eingeführt, und zwar als schmale lange Streifen aus Stanniolfolie (Zinn, auch nicht gerade gesundheitsförderlich). Nach der Wende zum 20. Jahrhunderts gab es auch Goldlametta. Inzwischen gibt es Kunststofflametta in allen schillernden Farben.
Die frühen Christbäume hatten keine Lichter. Erst im 17. Jahrhundert begann der Adel Kerzen anzuschaffen. Das Bürgertum folgte dem Brauch. Allerdings waren Bienenwachskerzen teuer und man begnügte sich mit Talglichter in Nussschalen. Mit der Erfindung des Stearin (1818) und Paraffin (1830) konnten preisgünstige Kerzen verkauft werden. Sie wurden mit Wachs oder Nadeln an den Zweigen befestigt. Erste Klemmhalter wurden 1867 patentiert und in den USA kamen sie 1879 auf dem Markt.
US-Präsident Grover Cleveland schmückte seine Tanne im Weißen Haus mit hunderten bunten elektrische Kerzen (1895). Die General Electric Company bewarb 1901 mit einer Anzeigenkampagne ihre frühesten elektrischen Christbaumkerzen. Seit Mitte des 20. Jahrhundert gehört aus Sicherheitsursachen elektrische Christbaumbeleuchtung (damals waren es konservative Lämpchen) zur Hauptausstattung. Und heute sind die Lichterketten mit LED ausgestattet, leuchten einfach, in allen Farben oder blinken wie aufdringliche Leuchtreklame oder strahlen so hell, dass dabei die Weihnachtsgeschichte gelesen werden kann.
Wunderkerze
Wunderkerze oder Sternspritzer als Schmuckstück an einem Weihnachtsbaum - Foto: Marlene Thyssen, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Dann gibt es auch noch die Wunderkerzen. Funkensprühende kleine, zarte stangenartige Feuerwerkskörper, die manchmal für einen ausgetrockneten Weihnachtsbaum interessant werden könnten. Schon im 7. nachchristlichen Jahrhundert bekannt und im 20. Jahrhundert patentiert. Beim originellen langsamen Abbrennen, faszinierend anzuschauender Funken werden auch gewisse Anteile an Kohlenmonoxide und Stickoxide abgegeben.
Heute kann sich jeder weihnachtsbegeisterte Mensch auf seinem Baum hängen, was sie/er/es will. Oder auch gar nichts.
Aber um das Zerbrechliche kommt man doch nicht herum. Manchmal fällt eine Glaskugel herab und das Licht der Kerzen spiegelt sich in den farbigen Splittern.


Quellen und weiterführendes (Auswahl)


Ernst Lanz 2020/2022