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Krippenspiel#

Krippenspiel

Die szenische Darstellung der Weihnachtsgeschichte in lateinischer Sprache nach dem Modell des Osterspiels wird in Verbindung mit der Mette im 12. Jahrhundert in Rouen (Frankreich) greifbar: „Wen sucht ihr in der Krippe, ihr Hirten ? Sprecht !“ - „Den Heiland, Christus den Herrn, das in Windeln gewickelte Kind, wie es der Engel verkündet hat.“ - „Es ist hier, das kleine Kind mit Maria, seiner Mutter.“ Die um 1225 entstandene Handschrift Carmina Burana überliefert das Krippenspiel „Ludus de Nativitate Domini Benedictoburanus“.  Im Biedermeier waren Krippenspiele auf Puppenbühnen teils Vergnügen, teils katechetische Belehrung.

Das "Traismaurer Kripperl" entstand um 1810. Initiator des Stabpuppenspiels war der Handschuhmacher Ferdinand Scheibl. 110 Jahre später zeichnete der Volksmusikforscher Raimund Zoder (1882-1963) Lieder und Texte auf. 1932 wurden die Wachsfiguren durch hölzerne ersetzt. Seit 1957 gibt es im Heimatmuseum, wo sich Bühne und Stabpuppen befinden, regelmäßige Aufführungen. 2006 erfolgte eine Restaurierung. Jetzt ist der Gesangsverein Traismauer für die Aufführungen verantwortlich Bis zu 30 Personen sind beteiligt, darunter ein Chor, GesangssolistInnen und MusikantInnen. Das einstündige Krippenspiel mit 42 hölzernen Figuren besteht aus 9 Szenen und 28 Liedern. Während die ersten sieben Szenen religiöser Natur sind, treten in den letzten beiden "Volkstypen" aus der Zeit um 1810 auf. Sie singen 13 Rollenlieder und ein belehrendes Schlusslied. Dann kann das Publikum einen Blick hinter die Kulissen tun und mit den Ausführenden in Kontakt treten. Das Traismaurer Krippenspiel wurde 2021 in der Kategorie "Darstellende Künste in Niederösterreich" in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Das "Steyrer Kripperl" ist eines der letzten Stabpuppentheater im deutschen Sprachraum, dessen Anfänge bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Mit 500 Puppen werden im Advent im Innerberger Stadel Szenen der Weihnachtsgeschichte und aus dem Alltag Alt-Steyrs dargestellt. Ausführende sind etwa 20 SpielerInnen des Vereins Heimatpflege Steyr. Die überlieferten Stabpuppen und die „technischen Einrichtungen“ des Steyrer Handwerks und Gewerbes wie Schleifer, Hufschmied etc. werden von unten per Hand bewegt. Bis heute spielt man mit Originalpuppen, Ergänzungen werden nur bei neuen Elementen gemacht. Die Aufführungen sind in Steyrer Mundart, die sich in ihrer überlieferten Form z.T. nur im Steyrer Kripperl erhalten hat. Seit 2018 zählt es zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Auch in Wien spielten Puppenbühnen Weihnachtsstücke. In der Vorstadt Strozzigrund (Wien 8, Lerchenfelder Straße 48) war in der 2.Hälfte des 18. Jahrhunderts das Krippenspiel der Barbara Müller, genannt "Frau Godl", berühmt. Es verfügte schon bald über 36 „Maschinen“ - auf einem Brett montierte Figurengruppen, bei denen die Bewegungen der Einzelfiguren verkoppelt waren. Die Vorführungen fanden vom ersten Adventsonntag bis zum Fasching statt. Das Marionettentheater umfasste zahlreiche biblische und lustige profane Szenen, die von einem "dolmetschenden Hanswurst" erklärt wurden. 1802 spottete der Aufklärer Josef Richter: "Zur Mode ist es euch geworden / Dass man hinaus in ganzen Horden / Alljährlich zur Frau Godl geht / Sonst sieht man nur die Kinder gehen / Doch wollen 's jetzt die Großen sehen / Weil Kindereien man gern sieht. / Man gibt dort Rendezvous im Stillen / Denn wer geht um der Krippe willen ? / Nur dort und da ein altes Weib / Sucht Andacht in dem Zeitvertreib. / So mancher treibt hier Spöttereien / So mancher sucht sich zu zerstreuen." Leider fand das Alt-Wiener Krippenspiel in den Fluten des Missisippi ein trauriges Ende. Die letzten Besitzer verkauften es Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika. Weil die Kunden in St. Louis den Einfuhrzoll nicht bezahlten, wurden die Puppen behördlich vernichtet.

Hingegen endete das Lerchenfelder Krippenspiel, das von 1835 bis 1920 bestand, im Feuer. Von diesem Theater gab die Zeitschrift "Prospekt Theater" eine genaue Beschreibung: "Die Bühnenöffnung war 1 m hoch und 1,5 m breit. Der eineinhalb Zoll starke Bühnenboden hatte drei Querschlitze. In dem darunter liegenden niedrigen Raum saßen zwei Buben und führten diejenigen Puppen, die von unten manipuliert wurden, an Holzstäben in den Schlitzen. Die so geführten, etwa 10–15 cm großen Figuren liefen über diesen Schlitzen auf zwei kleinen Rädern. Exzentrisch an den Rädern angebrachte Drähte gingen zu den Händen und/oder den Füßen der Puppen oder zu den Fußgelenken der Tiere, so dass diese sich bei den Umdrehungen der Räder bewegten. Während sich die von unten geführten Figuren in den Schlitzen beliebig bewegten und drehten, konnten sich die übrigen Puppen nur von rechts nach links in einer Richtung bewegen. Rechts von den Kulissen stand nämlich ein Mann, der mit einem Stock die einzelnen Figuren oder Figurengruppen auf ihren Rädern nach links zum zweiten Mann, dem Textsprecher, schob, der sie in Empfang nahm und in die Regale einordnete. Schiebestock und Räder waren für die Zuschauer durch Gras, erhöhte Wege u.ä. verdeckt. Auch die Figurengruppen bewegten Arme und Beine. Nur Gott Vater wurde durch Drähte von oben gelenkt, schließlich musste er ja vom Himmel kommen. Auch diese Bühne hat sich nicht bis in unsere Zeit erhalten. Die letzte Besitzerin, Paula Baumann, bot das Theater nach der Schließung nämlich für 500 bis 1.000 Kronen der Gemeinde Wien an, die daran jedoch nicht interessiert war. Da 1920 in Wien Not an Brennmaterial herrschte, verfeuerte Frau Baumann daraufhin das gesamte Theater. "

In manchen Kirchen lassen mechanische Krippen das weihnachtliche Geschehen lebendig werden, wie im Wallfahrtsort Christkindl (Oberösterreich). Bei der von Karl Klauda (1855-1939) herstellten Krippe bewegen sich fast 300 Figuren mithilfe von Zahnrädern, Wellen und Fahrradketten zur Musik einer böhmischen Walzenorgel. Die mechanische Krippe in Maria Taferl (Niederösterreich), dem größten Wallfahrtsort des Bundeslandes, steht unter Denkmalschutz. 300 Figuren illustrieren die Entstehung und Geschichte des Ortes und biblische Szenen. 1892 gebaut, wurde sie ursprünglich mit einer Handkurbel angetrieben. Seit 2011 steht das Kunstwerk, voll automatisiert mit Licht und Ton, in einem eigenen Ausstellungsraum auf dem Hauptplatz.


Quellen:
Emil K. Blümml und Gustav Gugitz: Alt-Wiener Krippenspiele. Wien 1925
Theodor Maas-Ewerd: Schon leuchtet deine Krippe auf. St. Ottilien 2000. S. 188
Maria Taferl
Traismauer
Steyr
Dipl.-Ing. Günther Konecny "Die Wiederbelebung der letzten Marionetten-Volksbühne aus Wien" in: "Prospekt Theater", Dezember 2010

Bild:
Mechanische Krippe, Oberösterreich. Foto Alfred Wolf, 1987


Siehe auch:
--> Essay
-->Heimatlexikon


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