Rauchfangkehrer#
Der erste in Wien aktenkundige Rauchfangkehrer war "Hans von Mailand", der 1512 in einem Erlass Kaiser Maximilian I. (1459-1519) vorkommt. Mitte des 17. Jahrhunderts gab es sieben Rauchfangkehrermeister, die zum Feuerlöschen verpflichtet waren. Bis ins 19. Jahrhundert übten vor allem Italiener das Gewerbe aus. 2020 gibt es in Österreich rund 603 Rauchfangkehrer-Betriebe mit ca. 3.000 Beschäftigten.
Der "schwarze Mann" gilt als Glücksbringer, als Garant gegen Brände, die von einer ungepflegten Feuerstelle ausgehen. Es bedeutet Gutes, ihm zu begegnen. Die Wirkung sollte vermehrt werden, indem man ihn berührte oder sich schweigend an einen Knopf griff. Scherzhafte Steigerung war die Bedingung, dass man nacheinander drei Rauchfangkehrer und sieben Schimmel sehen müsse. Um 1800 gingen die Gesellen in Erwartung eines Trinkgeldes mit Neujahrswünschen um. Als Dank und Legitimation überreichten sie Kalender. Da in jüngster Zeit das Berufsbild geändert hat und inzwischen ein Viertel der Berufsausübenden Frauen sind, haben die Wiener Rauchfangkehrer ihr traditionelles Logo geändert. Zum 350-Jahr-Jubiläum der Innung, 2013, entwarf Elke Zellinger die neue Dachmarke.
Die 1965 demolierte Matzleinsdorfer Kirche hieß Rauchfangkehrerkirche, bis 1938 war sie Ziel von Prozessionen der Berufsangehörigen. Sie war dem hl. Florian, der vor Feuer schützen soll, geweiht. Mehrere Gassen in Wien waren nach dem Beruf benannt, jetzt befindet sich die Rauchfangkehrergasse im 15. Bezirk, wo ein Haus diese Bezeichnung trug. Seit 1985 betreibt die Innung im Haus des Bezirksmuseums Wieden, zufällig in der Nähe der ehemaligen Florianikirche, ein Rauchfangkehrermuseum. Es enthält Exponate über die Geschichte des Berufs und veranstaltet Sonderausstellungen, u.a. über Glücksbringer.
2019 wurde das Kehren, Beschliefen, Patschokieren und kontrolliertes Ausbrennen von Rauchfängen " von der UNESCO in die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Diese Handwerkstechniken, die bereits im 17 Jhd. zum Einsatz kamen , werden bis heute österreichweit professionell durchgeführt.
Quellen:
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 4/S. 639
Leopold Schmidt: Wiener Volkskunde. Wien 1940. S. 40
"Kurier", 1.1.2019
UNESCO
Bild:
Rauchfangkehrer-Dachmarke von Elke Zellinger, 2013