Silvester#
Papst Silvester I. († 31.12. 335) erlebte die grundlegende Umstellung des römischen Staates zum Christentum. 314 wurde Silvester Bischof von Rom. In seine Amtszeit fällt der erste Bau der Peterskirche ebenso wie das Konzil von Nicäa (325). Eine Legende erzählt, dass er Kaiser Konstantin vom Aussatz geheilt und getauft habe. Er wird im päpstlichen Ornat dargestellt, gilt als Patron der Haustiere und für gute Futterernte. In den Kirchen wird bei der “Silvesterandacht” allerdings nicht der Heilige gefeiert, sondern Rückblick gehalten, für das abgelaufene Jahr gedankt und um Segen für das kommende gebetet.
Die Silvesternacht ist die lauteste des Jahres. Zu den Bräuchen des Überganges von einem Jahr ins andere zählen Lärm (Neujahrsblasen bzw -schießen) oder Glockengeläute (Pummerin), Licht (Feuerwerke), Orakel, Glückwünsche und -symbole. Mit Bleigießen versuchte man das kommende Schicksal zu ergründen. In den vergangenen Jahren verwendete man in Wien dafür 14 Tonnen Blei. Eine EU-Richtlinie verbannte erstmals 2018/19 die herkömmlichen Bleigießpackungen aus dem Handel. Für das Schwermetall gilt seit April ein neuer Grenzwert der European Chemicals Agency (ECHA): In Produkten darf nicht mehr als 0,3 Prozent Blei enthalten sein – weit weniger als bei den Figuren zum alljährlichen Bleigießen. Als Alternativen werden Zinn oder Kerzenwachs empfohlen. Der Pyrotechnikhandel erwirtschaftet um Silvester 80 % seines Umsatzes. Ein neuer Brauch ist das "Neujahrsschwimmen" im nur 8 Grad warmen Wasser an der Alten Donau und im Donaukanal. Zum Jahreswechsel 2023/25 wurden pro Person rund 126 € ausgegeben.
Der Wiener Silvesterpfad in der City wird seit 1990 alljährlich von 800.000 bis 1 Mio. Personen besucht. 2024/25 hatte er wieder acht Stationen: Rathausplatz, Freyung, Am Hof, Graben, Stephansplatz, Kärntner Straße, Neuer Markt sowie der Wintermarkt im Prater. 400 Sicherheitsbeauftragte, sowie Polizei aus Wien, Niederösterreich, Burgenland, Salzburg und Kärnten, 50 Sanitäter, Ambulanzfahrzeuge und -stationen sowie Drohnen waren im Einsatz. Es herrschte wieder Pyrotechnik-Verbot mit hohen Strafen.
Sportliche Bräuche waren 2024/25 in Wien der Silvesterlauf und in Tirol das Silvesterschwimmen im Achensee. Der Silvesterlauf entlang der Ringstraße verzeichnete mit 4500 Personen einen Teilnehmerrekord. Der schnellste Läufer legte die 5,3 km lange Strecke in 15,2 Minuten zurück. Das Silvesterschwimmen im Achensee fand zum 22. Mal statt. 100 Personen mussten 50 m im 5 ° kalten See schwimmen. Auf halber Strecke hatten sie einen "Eisberg" zu erklimmen und die Silvesterglocke zu läuten. Bei beiden Events sorgten verkleidete Sportler für Erheiterung des zahlreichen Publikums.
Quellen:
Helga Maria Wolf: Das neue BrauchBuch. Wien 2000. S. 308 f.
Bleiverbot
2024/25, publiziert 29.12.2024
Achensee, publiziert 31.12.2024
Silvesterlauf

- Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Patrick,_hl.