Zitrusfrüchte#
Die Zitrone (Limone, Citrus limon) stammt vermutlich aus Indien und ist seit der ersten Jahrtausendwende in Mitteleuropa bekannt. Hildegard von Bingen (1098-1179) erwähnte sie, ebenso der Schriftsteller Hans Jakob Grimmelshausen (1622-1676). Zur Barockzeit waren Zitronen auf Wiener Märkten und bei den Gewürzkrämern erhältlich. Sie wurden z.B. auf dem Kalvarienbergmarkt um einen Kreuzer verkauft und von ambulanten Händlerinnen angeboten. Der Brand'sche Kaufruf zeigt eine Limonienkrämerin mit einem Tablett voller Zitronen. 1796 beschrieb der „Eipeldauer“ (Joseph Richter, 1749-1813) die Hochzeitsfeier eines Bettlers mit einem „Lemonimensch“, die in Suff und Rauferei ausartete.
Pomeranzenbäume mit bitteren Orangen wurden schon im karolingischen Capitulare (812) zu pflanzen empfohlen. Den ersten Orangenbaum mit süßen Früchten brachten portugiesische Seefahrer Anfang des 16. Jahrhunderts aus dem Fernen Osten. Mitte des 16. Jahrhunderts stieg das Interesse, auch in den kühleren Regionen Europas Zitrusfrüchte zu ziehen. Aus den Blüten erzeugte man Salat, Konfekt und Duftwässer. Orangen, ebenso wie daraus gewonnene Marmelade und die aromatischen Schalen (kandiert als Arancini) schätzte man als Spezialitäten. Die immergrünen Bäumchen, die gleichzeitig Blüten und Früchte tragen, zierten adelige Gärten. Um sie in der kalten Jahreszeit zu schützen, ließen die Besitzer Orangerien bauen, als erster Herzog Christoph von Württemberg, 1570. Die Wintergärten mit ihren großen Fensterscheiben, die auch als Räumlichkeiten für Festivitäten geschätzt waren, blieben bis um 1800 in Mode.
Quellen:
Otto Krammer: Wiener Volkstypen. Wien 1983. S. 80 f.
Sylvia Saudan-Skira, Michel Saudan: Orangerien. Köln 1998. S. 9 f.
Bilder:
"Limonienkrämerinn" aus dem Brand'schen Kaufruf. Wien 1775
Orangerie in Schloss Hof, NÖ. Foto: Doris Wolf