Borromäus-Brunnen #
Anlässlich des 60. Geburtstags von Bürgermeister Karl Lueger wurde der Borromäusbrunnen in Wien 3., gestiftet.Er ist eines der wenigen Beispiele für Freiplastikim Jugendstil. Namensgeber für den Brunnen war der 1610 heilig gesprochene Graf Karl Borromäus, Kardinal und Erzbischof von Mailand und Namenspatron von Karl Lueger. Im März 1904 wurde Josef Engelhart durch den Gemeinderat Josef Sturm mit dem Entwurf eines Brunnens auf dem damaligen Gemeindeplatz beauftragt. Enthüllt wurde der aus Marmor und Bronze gefertigte Brunnen am 25. Mai 1909. Da Josef Engelhart Probleme mit der formalen Gestaltung des Brunnens auf dem dafür bestimmten, lediglich 14 x 22 Meter großen Platz hatte, bat er den Architekten Josef Plečnik um Hilfe. In weiterer Folge waren auch Eduard Hauser (Steinmetzarbeiten) und A. Frömmel (Gussarbeiten) beteiligt.
In einem niedrigen runden Becken findet sich ein dreipassförmiger Sockel, auf dem dreimal fünf Putten drei Wasserbecken, die durch drei Figurengruppen („Über die Liebe“, „Empor die Herzen“ und „Sankt Karl Borromäus“) verbunden sind, tragen. Die von den Putten getragenen Wasserbecken sind mit Reliefs aus Rankenwerk, Molchen und Fischen, die auch als Wasserspeier dienen, verziert. Darüber ragt ein dreieckiger Obelisk aus Marmor empor, der gleichzeitig den Hintergrund für die Figurengruppen bildet. Aus gestalterischen Gründen wurde der Brunnen auf dem kleinen Vorplatz des Bezirksamtes des 3. Bezirks etwas unter das Straßenniveau abgesenkt. Der Grund für die Absenkung liegt in den verschiedenen Maßstäben begründet, in denen die Putten und die Figurengruppen gefertigt wurden, weshalb der Brunnen zwei verschiedene Horizonte benötigt.
Plečnik, Josef, * 23. 1. 1871 Laibach (Ljubljana, Slowenien), † 6. 1. 1957 ebenda, Architekt und Designer. Studierte bei L. Theyer in Graz und 1894-98 bei O. Wagner an der Akademie der bildenden Künste in Wien; Mitarbeit in Wagners Büro bei der Planung der Wiener Stadtbahn; 1900-11 entstanden in Wien seine wichtigsten Werke, für die er auch die Innenausstattung entwarf (Zacherl-Haus in Wien 1, 1903-05); 1911-20 Lehrauftrag an der Gewerbeschule in Prag; Um- und Einbauten auf der Prager Burg.
Seine bedeutendsten sakralen Werke stehen in Wien (Heiliger-Geist-Kirche in Wien 16, 1910-13) und Prag (Herz-Jesu-Kirche, 1928-32). Nach 1920 blieb Plečnik in Laibach, neben seiner Lehrtätigkeit an der dortigen Universität bestimmte er das Erscheinungsbild der Stadt nachhaltig durch Bauten und städtebauliche Entscheidungen und wurde zum Begründer einer modernen slowenischen Architektur, obwohl seine sehr eigenständige Sprache eher aus der Antike und den Theorien G. Sempers und O. Wagners schöpft.
Weitere Werke: Wien: Wohnhaus Beckgasse, 1900/01; Mietshaus Langer, 1901-03; Karl-Borromäus-Brunnen, 1906-09.
Josef Plecnik gestaltete den Borromäus-Brunnen architektonisch. In weiterer Folge waren auch Eduard Hauser (Steinmetzarbeiten) und A. Frömmel (Gussarbeiten) beteiligt.
Standort: Wien 3, Karl-Borromäus-Platz , vor dem Magistratischen Bezirksamt