Peking wählt Graz als Zentrale #
Der IT- und Elektronikriese CETC aus Peking eröffnet in Graz den ersten Standort außerhalb Asiens. Graz soll das Tor zu Europa werden. #
Mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt von der Kleinen Zeitung (Donnerstag, 3. November 2016)
Von
Hannes Gaisch-Faustmann
Hinter den vier Initialen CETC (China Electronics Technology Group Corporation) steht die staatliche chinesische IT- und Elektronikindustrie, stehen 150.000 Mitarbeiter, 600 mit ihr verbundene Forschungseinrichtungen und Unternehmen sowie 9000 Patente. Das Magazin „Fortune“ listet die Gruppe unter den 500 weltgrößten Unternehmen auf Platz 408.
Die vier Buchstaben stehen ab sofort auch in der Lagergasse 322 in Graz: Dort hat CETC-Manager Hu Aimin gestern für sei nen Arbeitgeber per Kaufvertrag ein Firmenareal der Steinklauber IBV GmbH übernommen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Konzern auch bei weiteren Industrieflächen zugreife, erklärte Aimin. 50 Arbeitsplätze wird CETC in einem ersten Schritt hier schaffen und elf Millionen Euro in der Steiermark investieren. Dabei geht es dem Konzern nicht nur um Österreich: Graz ist der erste Standort von CETC außerhalb von Asien und die Zentrale für Europa.
Die Landeshauptstadt ist für CETC, dessen Hauptquartier sich in Peking befindet, kein Neuland. Vor fast genau einem Jahr gründeten die Chinesen mit der TU Graz die Forschungspartnerschaft Sino- Austrian Electronic Technology Innovation Center (SAETIC). Das erste Forschungspro jekt setzte sich mit Wassermanagement auseinander und hat zum Ziel, Steuerungssysteme für Trinkwassernetze in China zu entwickeln, um Wasserverluste zu erkennen; Trinkwasser ist in China eine knappe Ressource. Die TU Graz war die erste österreichische Uni, die eine intensive Partnerschaft mit CETC schließen konnte.
Die steirische Forschungs- und Hochschullandschaft spielte denn auch eine gewichtige Rolle bei der Entscheidung, in Graz die Zentrale für Europa aufzuschlagen, betonte eine chinesische Delegation rund um Aimin. Für Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann ist es eine „Auszeichnung, wenn sich ein weltweit führendes Unternehmen Graz und die Steiermark als Tor zu Europa und zur Welt aussucht“. Denn CETC will sich via Graz internationalisieren und nennt Österreichs zentrale Lage in Europa als weiteres Motiv für die Standortwahl. „Österreich ist die ideale Verbindung zwischen West und Ost“, sagt Aimin.
Auf dem neuen Firmengelände im Grazer Süden geht es zunächst um die Schaffung eines Wissenschafts- und Technologieparks. Der vor einem Jahr ins Leben gerufene Forschungsaustausch soll intensiviert werden. China stehe im Bereich von Infrastrukturen zur Energie- und Wasserversorgung vor großen Herausforderungen und die TU Graz könne dazu beitragen, diese Aufgaben zu bewältigen, bekräftigt Vizerektorin Andrea Hoffmann. CETC, 2002 gegründet, deckt ein weites Spektrum ab und ist etwa im Bereich der Energietechnik tätig, in der Telekommunikation, in der Produktion von elektronischer Hard- und Software sowie in der Sicherheitstechnik. In mehreren Bereichen soll der Grazer Standort bzw. das steirische Know-how dabei helfen, dass CETC eine führende Rolle auf dem Weltmarkt einnimmt. Dazu gehören elektronische Sicherheits- und Sicherungssysteme sowie die Business Intelligence, also die elektronische Sammlung und Analyse von Daten von und für Unternehmen und Märkte.