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„Verhandeln mit einigen Airlines“ #

Trotz Lufthansa-Streik, Charter-Einbrüchen und Umwälzungen bei den Airlines konnte der Grazer Flughafen die Passagierzahlen steigern, so Direktor Gerhard Widmann. #


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Dienstag, 6. Dezember 2016)

Interview von

Manfred Neuper


Gerhard Widmann
Gerhard Widmann: Die Passagierzahl von 963.400 im Jahr 2015 steigt heuer um1 bis 1,5 Prozent
Foto: APA, AP, HOFFMANN

Wie stark hat der Pilotenstreik bei der Lufthansa den Grazer Flughafen getroffen?

GERHARD WIDMANN: In der Vorwoche sind 30 Flüge nach München ausgefallen, das entspricht einem unmittelbaren Umsatzausfall von 60.000 Euro.

Wie reagieren die Passagiere?

Die Mitteilung an die Passagiere über die Ausfälle erfolgt durch die Lufthansa. Aber natürlich rufen viele Passagiere auch bei uns an. Die Betroffenen werden von der Lufthansa gut informiert, was nichts an deren Unmut ändert. Die Lufthansa fliegt ab Graz fünfmal pro Tag nach München, es gab noch keinen Tag, an dem alle Flüge ausgefallen sind. Aber es gibt bei uns ja einige Umbuchungsmöglichkeiten, etwa jeweils viermal pro Tag Frankfurt oder Wien. Es gibt auch die tägliche Zürich- Maschine der Swiss, zweimal pro Tag Berlin mit der Air Berlin, viermal pro Woche Istanbul sowie Düsseldorf und Stuttgart.

Was sind die Highlights des Winterflugplans?

Sicherlich die fünfte tägliche München-Anbindung. Wir haben auch wieder einige Sonderflüge, zum Beispiel über Weihnachten und Neujahr nach Palma, im Frühjahr nach Marrakesch, ab März die Flüge nach Funchal auf Madeira.

Angekündigt wurde auch ein Linienflug nach Birmingham. Gibt es schon Starttermine?

Noch nicht. Das soll aber schon noch im Winterflugplan losgehen. Geplant sind hier Verbindungen am Montag und Freitag, es gibt hier aber Überlegungen, das noch auszubauen. Das würde dann auch im Sommerflugplan weitergehen.

Die Luftfahrtbranche ist derzeit stark im Umbruch, hinzu kommen geopolitische Verwerfungen. Wie ist das Jahr für den Grazer Flughafen gelaufen?

Das Jahr ist eine große Herausforderung – nicht nur für uns, für alle Flughäfen. Im Charterbereich, wo gerade die Türkei und Ägypten ein sehr schwieriges Jahr verzeichnen, haben wir schon starke Rückgänge von 30 Prozent. Aber wir konnten das durch ein starkes Passagierplus von mehr als acht Prozent bei den Linienflügen überkompensieren. Unterm Strich wird die Passagierzahl also um ein bis 1,5 Prozent steigen. Wir werden auch ein gutes wirtschaftliches Ergebnis einfahren. Das ist angesichts der Rahmenbedingungen wirklich gut und auch Aus- druck der Stärke der steirischen Wirtschaft und des Tourismus.

Verspüren Sie durch diese Umwälzungen in der Luftfahrt einen stärkeren Kostendruck?

Der Kostendruck ist enorm, keine Frage. Und zwar in der gesamten Wertschöpfungskette der Luftfahrtbranche, natürlich ist da auch der Druck auf die Flughäfen groß.

Ein riesiges Thema ist die Sicherheit. Wie haben sich hier die Kosten entwickelt?

Seit 9/11, den Anschlägen in NewYork 2001, gab es viele Verschärfungen. Wir haben mit der Securitas gemeinsam eine Tochterfirma mit 100 Mitarbeitern, die sich ausschließlich mit dem Thema Sicherheit auf dem Flughafen auseinandersetzt. Allein seit 2011 sind die Kosten für Sicherheit am Grazer Flughafen um 20 Prozent gestiegen. Und das geht in dieser Richtung weiter. Das ist eine Kostenbelastung, die aber notwendig ist.

Lufthansa Maschine
Die Lufthansa-Pilotenstreiks sorgtenauchin Graz für 30 Flugausfälle. Rund 60.000 Euro Umsatz gingen verloren
Foto: APA, AP, HOFFMANN

Sehen Sie Chancen auf eine neue Linienverbindung?

Wir sind da sehr aktiv und ständig mit einigen Airlines in Verhandlungen, um neue Destinationen anzubieten. Wir haben derzeit 130, 140 wöchentliche Linien-Verbindungen. Da stehen wir im Vergleich zu anderen Regionalflughäfen gut da.

Wie läuft die Graz-Istanbul- Verbindung der Turkish Airlines vor dem Hintergrund der Spannungen in der Türkei?

Dass das derzeit nicht einfach ist, ist klar. Die Turkish ist aber eine tolle Airline, die Perspektive sehen wir da auch grundsätzlich positiv. Istanbul ist zudem ein gewaltiges Drehkreuz, derzeit werden dort 300 weltweite Verbindungen angebunden.

Auch Air Berlin steckt in einem Umbauprozess. Wie steht es um die Graz-Berlin-Anbindung?

Wir haben 13 Verbindungen pro Woche, die werden sehr gut angenommen, vor allem auch die Früh- und die Spätmaschine. Es gibt keine Anzeichen, dass sich da etwas ändert.

Die Intersky ist in die Insolvenz geschlittert. Was hat das den Flughafen Graz als Gläubiger gekostet?

Zur Intersky hatten wir ein sehr enges Verhältnis, diese Insolvenz war schmerzlich. Das hat uns leidgetan. Finanziell ist das für uns aber überschaubar.

Seit sich die Ryanair 2012 verabschiedet hat, gibt es in Graz keine Verbindung einer Billigairline mehr. Gibt es hier Pläne?

Wir bemühen uns sehr, es laufen Verhandlungen. Unser Ziel wäre, 20 bis 25 Prozent Lowcost-Verkehr in Graz.

Kleine Zeitung, Dienstag, 6. Dezember 2016