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Noch kein Turbo für die Stromautos #

Mit 72 Millionen Euro fördert der Staat 2017 die Elektromobilität. Der Effekt im ersten Halbjahr? Lediglich 597 Private kauften ein Stromauto. #


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Mittwoch, 12. Juli 2017)

Von

Hannes Gaisch-Faustmann


Pkw-Zulassungen in Österreich
Pkw-Zulassungen in Österreich
Quelle: APA/Statistik Austria

Mit viel Aufsehen haben Verkehrsminister Jörg Leichtfried und Umweltminister Andrä Rupprechter Ende 2016 ihr Förderpaket auf den Weg gebracht: 72 Millionen Euro sollen in diesem Jahr der E-Mobilität in Österreich einen kräftigen Schub geben. Kurz: Wer ein Elektrofahrzeug, gleich ob E-Bike oder EAuto, kauft, kommt in den Genuss einer Förderung.

Vorweg: Der Kauf neuer Autos erlebt in Österreich gerade einen Boom. Laut den von der Statistik Austria gestern publizierten Zahlen wurden im ersten Halbjahr 186.561 Pkw neu zugelassen, das sind um 8,6 Prozent mehr als 2016. Und ja, auch die E-Mobilität legte wie schon in den Jahren zuvor zu. 2679 neue Stromer auf den österreichischen Straßen bedeuten einen Anstieg bei den Zulassungen um 33,4 Prozent.

Zum Vergleich: Der relative Zuwachs von 2015 auf 2016 betrug 146,7 Prozent. Einen Turbo stellt sich Klaus Edelsbrunner also anders vor. Der Chef der Fahrzeughändler in der Wirtschaftskammer ist vom Anstieg der E-Mobilität wenig beeindruckt. „In Wirklichkeit ist es nichts, wenn man sich ansieht, welche Förderungen es gibt“, sagt der Experte zur Kleinen Zeitung. Der Anteil an den gesamten Neuzulassungen kam im ersten Halbjahr auf vergleichsweise geringe 1,4 Prozent. Doch immerhin – in der ersten Hälfte 2013 waren es nur 0,1 Prozent (189 E-Autos).

Regionale Details: In Kärnten sind 2017 bisher 146 Elektroautos dazugekommen, in der Steiermark 421.

„Wir verkaufen, was die Industrie bietet und was die Kunden sich wünschen“, sagt Edelsbrunner, der gleichwohl ein Umdenken bei den Autokäufern bemerkt. „Sehr viele fragen sich und überlegen, ob ein EAuto für sie passt. Doch für die meisten passt es nicht.“

Klaus Edelsbrunner
Klaus Edelsbrunner

Noch nicht. Die E-Mobilität auf vier Rädern in einer signifikanten Größe erwartet Edelsbrunner frühestens in fünf, eher erst in zehn Jahren. „Das Angebot an Elektroautos ist nicht umfangreich“, nennt der Fahrzeughändler einen der Gründe. Das soll sich ändern, geht es nach den Ankündigungen der Autobauer. Volvo etwa erklärte, bis 2021 fünf reine E-Autos auf den Markt bringen zu wollen.

Ein weiterer Grund sind für Edelsbrunner die Preise der EAutos, die auch mit Förderung nach wie vor hoch sind im Vergleich zu dem, was Verbrenner kosten. Schließlich: Die Infrastruktur, also die Möglichkeiten des Aufladens, befinde sich ja erst im Aufbau.

Noch immer werden Stromautos in Österreich vorwiegend von Firmen, Behörden oder Gemeinden gekauft. Sie erwarben 2082 der 2679 neuen E-Autos, während privat 597 Stück angemeldet wurden. E-Auto-Käufer sind zu 68 Prozent Männer und zu 63 Prozent 50 Jahre oder älter. Bei den Marken liegt Renault an der Spitze, gefolgt von BMW und Tesla. Zu den 2679 elektrisch betriebenen Pkw kamen von Jänner bis Juni außer dem 705 Zweiräder (Roller, Motorräder) und 100 Strom-Lkw.

Bei den alternativen Antrieben sind Benzin-Hybride noch beliebter als reine Stromautos. Bei den Pkw kletterte die Zulassungszahl um mehr als das Doppelte (121 Prozent) auf 3950 Autos, während sich nur 66 Käufer für einen Diesel-Hybrid entschieden.

Apropos Diesel: Der Antrieb hat nach vielen Negativschlagzeilen (Abgasaffäre) und den Diskussionen um die Verbannung aus den Städten in der Zulassungsstatistik einen Knick erlitten. Zwar ist noch immer knapp mehr als jeder zweite Pkw in Österreich ein Diesel (51,1 Prozent), doch gingen die Neuzulassungen im ersten Halbjahr um vier Prozent zurück. Hingegen stiegen Benziner in der Gunst der Käufer um 23,7 Prozent. Bei den Marken führt VW unangefochten, Opel fährt hingegen ein empfindliches Minus ein, ebenso Audi (11,4 Prozent).

Renault
Renault
Foto: RENAULT
BMW
BMW
Foto: BMW
Tesla
Tesla
Foto: KK, KLZ/HOFFMANN

735 Elektroautos verkaufte Renault im ersten Halbjahr 2017 in Österreich. Renault führt damit bei den E-Pkw-Verkäufen. Zuwachs: 45,3 Prozent.

538 Stück Strom-Pkw setzte BMW im ersten Halbjahr in Österreich ab. Man freut sich über den stärksten Zuwachs in der Branche – 157,4 Prozent.

529 E-Autos der Marke Tesla wurden seit Jänner in Österreich angemeldet, der US-Autobauer schaffte ein Plus von 46,1 Prozent.

  • Elektrofahrzeuge für öffentlichen Verkehr- Siehe IIASA Options
Kleine Zeitung, Mittwoch, 12. Juli 2017

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