Die Zukunft der Nummerntafel#
Das Essen mittels Kennzeichen oder Windschutzscheibe bezahlen? Dank steirischer Technologie könnte das schon bald Realität sein. Ein "Kryptochip" aus Gratkorn sorgt für großes Aufsehen.#
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Kleinen Zeitung (Freitag, 15. Juli 2016)
Von
Markus Zottler
Ein Jahr lang wurde am niederländischen Militärstützpunkt Oirschot die Zukunft getestet. Hundert Militärfahrzeuge dienten als Versuchsobjekte, allesamt ausgestattet mit speziellen Kfz-Kennzeichen und Windschutzscheiben- Aufklebern. Denen hauchten wiederum kleine RFID-Chips elektronisches Leben ein. Autorisierte Lesegeräte, befestigt an einem Metalltor, vervollständigten die geheimnisvolle Technologie zur Fahrzeugidentifikation.
Die Ergebnisse beeindruckten. Trotz der schweren Metallverkleidungen vieler Autos und Lkws soll eine verlässliche Auslesung bei Geschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde möglich gewesen sein. Egal ob Regen, Schnee, Nebel oder verschmutzte Kfz-Kennzeichen: Stets stimmte die Zuordnung der Fahrzeuge. Dem Hacker voraus Im Zentrum der spektakulären Feldtests steht ein besonders reichweitenstarker und verschlüsselungsfähiger Mikrochip, entwickelt von NXP im steirischen Gratkorn. Erstmals kombiniert der passive Sicherheitschip eine hohe Lesereichweite mit modernster Verschlüsselungstechnologie zur Chip-Authentifizierung. Entschlüsselt kann die einmalige Identifikationsnummer nur von Lesegeräten mit dem passenden kryptagrafischen Code werden, dieser ist freilich streng geheim.
Mahdi Mekic war für NXP maßgeblich an der Produktentwicklung beteiligt. "Einige Jahre" habe das schon gedauert, erzählt Mekic, gut "50 Personen" seien beteiligt gewesen. Viel Aufwand, auch weil ein großes Augenmerk auf ein ausgefeiltes Sicherheitssystem gelegt wurde. Bei derlei kritischer Infrastruktur müsse man "mehrere Schritte vor dem Hacker sein".
Dafür ist die Technologie heute marktreif, elektronische Kennzeichen werden aus einer Entfernung von 15 Metern ausgelesen. Gestohlene Autos könnten so künftig schnell identifiziert werden, "jede Ampel eignet sich als Lesestation", sagt Mekic ruhig. Auch Bezahlvorgänge - Kreditkartendaten können im Hintergrund gespeichert werden - sollen schnell und sicher abgewickelt werden. Von Mautgebühren spricht Mahdi Mekic, von Autowaschstationen und Parkgaragen, aber auch von Restaurants mit Drive-Through-Spur.
Abschließend ein Zeitsprung von der Zukunft in die Gegenwart: In Südamerika werden die Kennzeichen mit den steirischen Chips nach den erfolgreichen Feldtests nämlich bereits eingeführt.