Wenn ein Ring das Geldbörsl ablöst #
Rechnungen kontaktlos mit dem Ring bezahlen? Ein US-Unternehmen sorgt mit dem Produkt global für Aufsehen – möglich ist das nur dank eines Grazer Mikrochips.#
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Kleinen Zeitung (Freitag, 26. August 2016)
Von
Markus Zottler
Aufbruchsstimmung inmitten der Tiroler Bergwelt. Gemeinsam mit Branchengrößen von AT&S bis Infineon präsentierte Infrastrukturminister Jörg Leichtfried in Alpbach das Förderprogramm „Silicon Austria“. Mit 80 Millionen Euro wird die Forschung für Elektronik und Mikroelektronik hierzulande in den nächsten vier Jahren angekurbelt, noch stärker soll Österreich dadurch von den Absatzrekorden der Smartphone- oder Smartwatchverkäufer profitieren.
Im Zentrum der Initiative steht ein eigenes Forschungszentrum, das bis Herbst 2017 errichtet werden soll. Geführt wird es vom Austrian Institute of Technology, Joanneum Research, Carinthian Tech Research und dem Materials Center Leoben. „Elektronik made in Austria“, so Leichtfried, solle eine „Weltmarke“ werden. Ähnlich wie es den Schweizern mit ihren Uhren gelang.
Die Voraussetzungen scheinen gut. Schon jetzt beschäftigen österreichweit 180 Elektronikunternehmen 63.000 Mitarbeiter, die Umsätze belaufen sich auf 80 Milliarden Euro. Zahlreiche Innovationen namhafter Konzerne haben ihren technologischen Ursprung in der Alpenrepublik. Womit wir schon wieder bei dem eingangs erwähnten deutschen Halbleiterspezialisten Infineon wären.
Mit dem „weltweit ersten NFCBezahlring“ sorgt zurzeit nämlich das US-amerikanische Jungunternehmen NFC Ring für Aufsehen. Möglich ist das aber nur dank eines kontaktlosen Sicherheits- Chips von Infineon, der wiederum in Graz entwickelt wurde.
Der wasserfeste Ring funktioniert dabei wie Bankomat- oder Kreditkarten; zum Zahlen hält man den Kleinstcomputer einfach über ein Lesegerät. Innerhalb von Millisekunden wird der verschlüsselte Bezahlvorgang abgewickelt, unterstützt wird der Übertragungsstandard von American Express, Discover, JCB, Master- Card, UnionPay oder Visa.
Für das Grazer Infineon-Entwicklungszentrum ist das von 45 Olympia-Sportlern in Rio breitenwirksam präsentierte Gadget das nächste Prestigeprojekt. Schon zuvor wurde bekannt, dass steirische Infineon-Technologie bei Premium-Smartphones wie dem Galaxy S7 oder Samsungs Uhr Gear S2 für Kontaktlos- Übertragungen sorgt.
Warum die heimische Mikroelektronikbranche einen guten Ruf genießt, unterstrich jüngst auch NXP. Wie berichtet, entwickelte der Konzern in Gratkorn einen besonders reichweitenstarken und verschlüsselungsfähigen Mikrochip, der bei modernsten Nummerntafeln eingesetzt wird. Werden die elektrischen Kennzeichen heute zur Identifizierung eingesetzt, sollen auch bald kontaktlose Bezahlvorgänge im Fokus stehen. Egal, ob bei Parkgaragen, Autowaschstationen oder bei Restaurants mit Drive-through-Spur.