Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Grazer entwickeln Brille zum Ausdrucken#

Die Grazer Michael Pachleitner Group hat 2016 erstmals die Umsatzschwelle von 100 Millionen Euro durchbrochen. Heuer sind Großinvestitionen geplant.#


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Freitag, 27. Jänner 2017)

Von

Manfred Neuper


Pachleitner
Pachleitner: „Bei Brillengläsern Marktführer in Österreich"
Foto: KIZ/S. HOFFMANN

Wenn morgen die Tore zu Europas größter Optiker-Fachmesse, der „Opti" in München, öffnen, wird auch ein steirisches Unternehmen im Rampenlicht stehen. Die Michael Pachleitner Group (MPG) mit Hauptsitz in Graz wird mit bis zu 90 Mitarbeitern in München vertreten sein. Die Herausforderungen in der von beinhartem Verdrängungswettbewerb geprägten Branche sind groß. Dennoch ist man bei MPG „extrem positiv eingestellt, was die Zukunft betrifft", wie Eigentümer und Unternehmenslenker Michael Pachleitner betont. Das Selbstbewusstsein rührt auch aus dem Umstand, dass es 2016 - erstmals in der Firmenhistorie - gelungen sei, die Umsatz-schwelle von 100 Millionen Euro zu durchbrechen. Zudem sind eine ganze Reihe an Investitionsprojekten in der Pipeline. In München kommt es zudem zu einer Premiere: Wie berichtet, hat die Gruppe im Vorjahr einen langfristigen Vertrag mit Red Bull abgeschlossen - Laufzeit zehn Jahre. Eine Partnerschaft mit der Marke gibt es

zwar schon länger, war aber zuvor über eine Unterlizenz eher auf das Thema Formel 1 beschränkt. Jetzt wird über die Marke „Red Bull Spect Eyewear" weltweit eine Palette geboten, die auch Skibrillen und Sportbrillen umfasst. „In München wird das jetzt für den deutschsprachigen Raum erstmalig gelauncht, das ist der ganz große Auftakt, die Website ist seit vier Wochen online", so Pachleitner.

„Wir haben uns generell dem Wachstum verschrieben, es wird auch dementsprechend viel in unsere Visionen für die Zukunft reinvestiert." Das soll auch heuer der Fall sein. „Wir haben für die Brillenglasproduktion wieder ein siebenstelliges Investitionsvolumen vorgesehen und freigegeben." Bereits zu Jahresbeginn wurde zudem die Erweiterung des Logistikzentrums im tschechischen Domazlice gestartet, es wird von 5000 auf 15.000 Quadratmeter Fläche ausgebaut und im August eröffnet.

Pachleitner-Headquarter in Graz
Pachleitner-Headquarter in Graz
Foto: J.Fuchs

Doch auch am Hauptsitz in Graz bahnt sich ein spektakuläres Großprojekt an. „Wir wollen damit beginnen, Brillen mittels SD-Druckern zu drucken", so Pachleitner. Dahinter soll ein ausgeklügeltes Scan-System stehen, mit dem das Gesicht und der Kopf des Kunden vermessen werden. „Da gehört dann dazu, dass man auch Pupillendistanz und Augenabstand scannt sowie etwa auch Ohren und die Nasenform exakt mitberücksichtigt werden. Das Produkt muss so ins Gesicht kommen wie in einem Puzzle, wo ein Teil exakt ins andere Teil passt, also optimiert und letztlich perfekt", sagt Pachleitner.

Darin liege die Herausforderung. Ziel sei es, mit Jahresende die ersten Prototypen zu fertigen, 2018 sollen dann erste Kleinserien folgen. „Dann kann sich der Kunde aussuchen, wie die Brille aussehen soll, wie groß sie sein soll, er kann Farben, Materialien usw. wählen. Wir können drei verschiedene Materialien sowie weiche, strukturierte, gemusterte und glatte Teile drucken. Wir können auch über 3000 unterschiedliche Farben drucken. Es geht mir um die Passform. Der Maßanzug für das Gesicht, das ist unser Ziel." Der Scan und die Messmethodik werden im Unternehmen selbst entwickelt.

Überhaupt spielen Forschung und Entwicklung eine Schlüsselrolle in der Gruppe, die mittlerweile 650 Mitarbeiter zählt. „Wir betreiben hier sehr viel Forschung und Entwicklung rund um das Brillenglas selbst, aber u. a. auch rund um Sehbereiche, Optimierungen von Gleitsichtgläsern und Entspiegelungen", so Pachleitner. „Wir sind bei Brillengläsern ja auch Marktführer in Österreich, was die wenigsten wissen."

Im Kerngeschäft Optik sei die klare Kernstrategie, den Kunden, also vor allem Fachoptikern, „ein Rundum-Paket" zu bieten, „die Standbeine dafür sind u. a. Logistik, Design, Marketing, Vertrieb und IT. Wir arbeiten auch intensivst an einer Verschränkung zwischen online und offline." International ist man in 72 Ländern präsent. Derzeit werde über eine eigene Niederlassung in Amerika nachgedacht. Auch Zukaufe schließt Pachleitner nicht aus.

Der Wirtschaftsstandort Österreich, zu dem er sich zwar absolut „mit Herz und Seele" bekenne, bereite ihm indes Sorgen. „Ich glaube, dass der Wirtschaftsstandort Österreich wirklich gefährdet ist, die Auflagen, Vorgaben und Verordnungen, die wir als österreichische Unternehmer auferlegt bekommen, sind indiskutabel. Es wird dadurch enorm schwierig, konkurrenzfähig zu bleiben", so Pachleitner. Der Unternehmer dürfe zwar brav seine Steuern bezahlen, werde aber „zunehmend entmündigt".

Die MP Group#

Das Unternehmen betreibt neben der Zentrale in Graz noch Standorte in Vösendorf/Wien (Vertrieb, Einschleifwerkstatt); Glücksburg (Deutschland, u. a. Glasproduktion), Domazlice (Logistikzentrum) und Paris.

Pro Jahr werden zwischen drei und vier Millionen Fassungen, Sonnenbrillen und Lesehilfen gefertigt.

Exportiert wird in weltweit 72 Länder, stärkste Märkte sind neben Österreich auch Deutschland, die Schweiz und Frankreich. Wichtige Lizenzmarken sind u. a. „Red Bull Spect Eyewear", H.I.S., Daniel Hechter Eyewear. Insgesamt zählen zwölf Marken zum Unternehmen, besonders erfolgreich ist die Marke „Robert La Röche".

Kleine Zeitung, Freitag, 27. Jänner 2017