DER EFEU#
Sie ist eine bekannte Pflanze, sieht man sie doch oft als Schmuck an Hauswänden. Aber kennt man sie wirklich?
Gerade der Efeu zählt zu jenen Pflanzen die sich wunderbar an die Umweltbedingungen anpassen, sich schnell verbreiten und noch andere unbekannte Eigenheiten zu bieten hat. Man könnte mit n ihrer Beschreibung allein ein stattliches Buch füllen. Seiner Wuchsform nach gehört er in die Kategorie Wurzelkletterern. Im Wald bleibt er nicht nur am Boden, sondern wagt es einen der Baumstämme zu erobern. Allerdings bleibt es beim Versuch. Es ist aber viel wahrscheinlicher, dass sie auch das an der Oberfläche des Stammes oder Felsens herabfließende Wasser aufzunehmen vermögen. Dagegen sind sie nicht imstande, in das lebende Gewebe des Stützbaumes einzudringen und diesem Säfte und Nahrung zu entziehen. In dieser Hinsicht irrt daher der große Goethe, wenn er an jener Stelle (Aus meinem Leben) sagt, dass der Efeu die Bäume aussauge. Eine Ansicht die allgemein angenommen wird. Auch Shakespeare war dieser Meinung und lässt in seiner Komödie „Irrungen“ folgendes verlauten, dass der Efeu eine habsüchtige Pflanze, die den Saft des Baumes raube. Richtig ist allerdings, dass der Efeu die von ihm übersponnenen Bäume in anderer Hinsicht oft so schwer schädigen vermag und diese zum Absterben bringen kann, indem er ihren Zweigen und Blätter durch sein dichtes Laubwerk das Licht raubt.
Viel interessanter ist die Vielfalt der Blätter des Efeus. Schon Kerner hat darauf hingewiesen, der bei einem Sommeraufenthalt diese Beobachtung des charakteristischen Blattmosaik entdeckte.
Gelangt aber der kletternde Efeu, egal ob an Bäumen oder Felsen, in höhere Lagen, in stärkeres Licht, so tritt damit eine überraschende Änderung seiner Blatttracht ein. Zunächst schiebt sich eine kurze Übergangsregion ein, in der sechs- bis siebenzackige Blätter auftreten und endlich schließen die Sprosse in der Blütenregion mit ausgesprochen ungelappten, spitzeiförmigen, schmälerem. gelbgrünem. glänzendem Laub. Welche Ursachen spielen dabei eine Rolle? Eine besondere Rolle spielt das Licht. Die gelappten Blätter im allgemeinen als Schattenblätter, die ungelappten sind als Lichtblätter aufzufassen. Feuchtigkeitsverhältnisse sind gleichfalls nicht ohne Einfluss zu sein. Die durchgreifende Änderung der Blatttracht der Blüte des Efeus parallel, die ihrerseits wieder auf ein höheres Alter der Pflanze gebunden ist. Der Efeu kann mehr als 100 Jahre alt werden. Gegen Erfrierungen ist der Efeu nicht gefeit, besonders an Hauswänden bei Frost.
Bei Efeu vermutet man es handle sich um eine einheimische Pflanze, doch er ist fremder Herkunft. Er stammt aus dem Mittelmeerraum und der atlantischen Küste Europas, wo es mildere Winter gibt, besonders Kalkböden und wärmenden Felsenliebt er. In den Alpen findet man den Efeu nur bis 1300 Meter Höhe. Noch zur Blüte erreicht er nur bis 900 Meter.. Im Herbst verwandeln sich seine unanasehnlichen Blüten in blauschwarze Beeren die bei den Tieren im Winter sehr beliebt sind.
Wie so manche andere Pflanze war auch er im Altertum bei den Griechen sehr bekannt. War er doch ein Attribut des Dionysos, der Bacchanten und Satyren, die auf alten Bildern mit Kränzen aus Efeu um ihre Schläfen zu sehen sind.
Aber auch die fünflappigen Blätter haben vielfach eine ausgedehnte, ornamentale Verwendung, wie in der Gotik mit dem Efeufries aus dem 13. Jahrhundert in der Notre Dame Kirche in Paris.
Hedera helix, der lateinische Name des Efeus gehört zur Familie der Araliengewächse und findet in der Medizin als Hustensaft Verwendung.
QUELLE: Grazer Volksblatt, 6. März 1936, Österreichische Nationalbibliothek ANNO
https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp