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DER HOFBURGKELLER#

1926: Wo gibt es noch einen Hofburgkeller? Keinen irgendwo sonst zu finden, außer in Wien. Diesen Fund entdeckte man erst vor wenigen Tagen. Der „Alte Hofburgkeller“ und tatsächlich er stammt aus uralten Zeiten. Doch nun eine neue Erscheinung für die junge Republik.

Bereits die Babenberger verfügten im 12. Jahrhundert über eine Burg in Wien. Die ältesten Teile, wie der Schweizer Hof wurde von Leopold VI., angelegt. In den Urkunden in der Zeit Rudolfs IV., um 1360 wird ein Hofkeller erwähnt, dessen Größe bald darauf erweitert wurde. Man nimmt an, dass Teile davon ein halbes Jahrtausend alt sind.

Die berühmten Weinvorräte der Habsburger befinden sich in den Kellern des Leopoldinischen Traktes, die im 17. Jahrhundert errichitet und drei Stockwerke tief sind. Den größten Teil der Vorräte stammen wohl von den eigenen Gütern des Hofes, bis nach der Rückeroberung Ungarns im 17. Jahrhundert die großen Weingüter bei Tokaj in Ungarn kaiserlicher Besitz wurden und die feinsten Produkte ihrer reichen Ernten in die Wiener Hofburg Einzug hielten. Die Wachablöse war wegen der vielen abgelagerten Fässern im Burghof oft daran gehindert, diese ordentlich, durchzuführen. Um die Weinschätze in Ordnung zu halten waren einst 20 Angestellte dazu nötig. Die Hofgesellschaft bevorzugte früher südländische Süßweine die aus Italien und Griechenland geliefert wurden. Während der Regierungszeit Karl VI., zählten der Gumpoldskirchnrt und der Ruster zu den bevorzugten Tafelweinen.

Die Weltherrschaft der Habsburger und ihre weitläufigen Beziehungen füllten ihren Hofburgkeller mit all den erlesensten Weinen aus all den berühmten Weinbergen Europas. 1809 fügten die Franzosen bei ihrer Besetzung Wiens den kaiserlichen Weinvorräten sehr großen Schaden zu. Gab es vor der französischen Besetzung einen Vorrat von zwölftausend Eimer österreichischer Weine, von denen kaum achthundert gerettet werden konnten. Ein Großteil der Tokajer Weine ging damals ebenfalls verloren, die Napoleon nach Paris transportieren ließ. Doch bald waren die Vorräte wieder ergänzt, da die Ernten im Hegyallya Gebirge, wo es den besten Tokaja gibt, besonders reich waren. Von den Rheinweinen besaß man große Vorräte, vor allem aus der Domäne Johannisberg, die der Staatskanzler Fürst Klemens Metternich vom Kaiser Franz mit der Auflage zum Geschenk erhalten hatte, den Zehentwein an den Hofkeller abzuführen.

Der Weltkrieg konnte den reichen Vorräten nicht viel anhaben. Nach dem Umsturz ist der Kriegsgeschädigtenfonds Eigentümer des Hofkellers geworden und seit einigen Jahren wurden Vorräte teils durch die alte Hofapotheke zum Verkauf angeboten. Bald darauf setzte wieder eine normale Kellerwirtschaft ein, aus der der Fonds einen gewinnreichen Teil seines Einkommens bezieht.

Um noch einen höheren Gewinn herauszuholen, hat man in den Hallen des Teiles der alten Hofkeller, die unterhalb der einstigen Audienzräumen des Kaisers Franz Joseph I., unter dem Reichskanzleitrakt, befinden, eine seltsame Weinstube eingerichtet. Das Gemäuer wurde geputzt und Holzwände an den unteren Teilen angebracht, lauschige Nischen schlossen mit mächtigen Eichentischen darauf in schönen Gläsern der köstliche Tropfen kredenzt wurde.

Ein Fresko erinnert an den Weinbau im alten Wien. Für die weitere künstlerische Ausstattung zeichnete Professor Wytrilik. Sehr gelungen war die Ventilationsanlage.

Bei der Eröffnung hielt der Präsident des Kriegsgeschädigtenfonds eine Rede in der er versicherte, dass nur edelster Wein ausgegeben werde, Pflege der feinsten Weinkultur sein und außerdem den Kampf gegen den Kunstwein fördern.

Der Hofburgkeller diente lange Zeit den Luxusbedürfnissen einer nun abgetretenen Dynastie, aber für die nächsten Generationen bleibt er eine Kuriosität.

QUELLE: Klagenfurter Zeitung, 10. Jänner 1926, Kleine Volkszeitung, 27. August 1939, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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