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FLORIAN HOSTNIG#

Wien
Florian Hostnig,Kronen Zeitung Gemeinfrei

1910: Seit gestern ist Florian Hostnigs Laufbahn beendet, die er durch volle fünfzig Jahre inne hatte. Die Leitung der Metropolitan von St. Stephan. Kaiserlicher Rat Hostnig ist nicht nur in kirchlichen Kreisen eine überaus geschätzte Persönlichkeit. Auch in der Öffentlichkeit war er bekannt, wurde er doch 1888 in den Wiener Gemeinderat gewählt und gehörte diesem einige Zeit an und fand durch seine wohltätige Art überall Anerkennung.

Im Dom von St. Stephan wurden seine Ideen aufgegriffen und einige bauliche Veränderungen vorgenommen. So wurden die beiden Heidentürme neu aufgebaut, die elektrische Beleuchtung zog in den Dom und brachte verborgene Details zur wunderbaren Wirkung. Zwei Sakristeien hatten es sehr nötig einer Restaurierung unterzogen zu werden. Auch die Wasserleitung wurde erneuert.

Einen völligen Abschied nahm Hostnig keineswegs, denn der Vermögensverwaltung blieb er weiterhin erhalten, da der Koadjutor Erzbischof Dr. Nagel ihn als Mitglied in die Kommission dieser Verwaltung delegiert hat. Zum Verwalter des Vermögens der Metropole wurde der bisherige Kontrollor Ludwig Schönberger ernannt.

Der Verein der Hausbesitzer des 1. Bezirks hielten ihre Plenarsitzungen, abends in der Restauration „Annahof“ ab, wo Obmann-Stellvertreter Herr kaiserlicher Rat Florian Hostnig 1901 den Vorsitz übernahm.

In der Sitzung 1902 wies Hostnig auf den Zustand zahlreicher Straßen des 1. Bezirkes und besonders auf den wichtigsten Platz Wiens, dem Stephansplatz der eine dreierlei Art von Pflaster aufwies: Granit, Holzstöckel und Asphalt. Andere Straßen in der nächsten Nähe wiesen überhaupt noch keine Pflasterung auf. Wegen dieser Übelstände wollte man eine Resolution dem Bürgermeister durch Hostnig überreichen.

1899 beging Hostnig, der Vermögensverwalter der Stephanskirche, kürzlich sein 40 jähriges Jubiläum der Wirksamkeit in öffentlichen Stellungen. Große Verdienste hatte er sich auch um die Freiwillige Rettungsgesellschaft erworben, daher wurde er zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. Seit der Gründung der Gesellschaft, nun schon seit 17 Jahren versieht er das unangenehme Amt des Kassenverwalters.

Hostnig begann im Wiener Magistrat als Praktikant und wurde am 17. Februar 1859 als Kommunalbeamter beeidet und trat am 16. November 1860 als zweiter Offizial in das Kirchenmeisteramt zu St. Stephan, wo er es im Laufe der Jahre bis zum Vermögensverwalter brachte. Hostnig ist Kommandeur des Ordens vom heiligen Grab und Ritter des päpstlichen Gregor Ordens. Aus Anlass seines Jubiläums trafen von überall aufrichtige Glückwünsche ein.

In den letzten Wochen des Jahres 1890 gelangten verschiedene geheime Vorgänge des jüngst gegründeten katholischen Versicherungsvereines „Unio catholica“ in die Öffentlichkeit. Diese Vorgänge ereigneten sich am 23. Jänner vor dem Injurienrichter des Bezirksgerichtes Alsergrund ein Nachspiel. Der Gründer und ehemalige Direktor des Versicherungsvereines Adolf Worell hatte nämlich gegen zwei Direktionsmitglieder, den Gemeinderat und Vermögensverwalter zu St. Stephan, Florian Hostnig und den Regierungsrat Felix Nitsch eine Ehrenbeleidigungsklage überreicht. Worell macht in seiner Klage folgende Persönlichkeiten als Zeugen namhaft: Hofrat August von Wottawa, Domherr Leopold Stöger, Dechant Em. Palletz, Pfarrer Carl Stern usw. Als Verhandlungsleiter fungierte Dr. von Kleeborn, die Verteidigung der Angeklagten führt Dr. Lueger.

Die mehrere Seiten starke Anklage hebt hervor, dass Kläger Worell fast drei Jahre dazu benötigte um die Versicherungs-Gesellschaft „Unio catholica“ zu gründen.

Nachdem das Ministerium die neue Gründung bewilligte, habe am 21. September v. J. die konstituierende General-Versammlung stattgefunden, in welcher er zum Direktor und die beiden Beklagten Nitsch und Hostnig zu Direktions-Räten ernannt wurden. Zu Beginn war es in der Kanzlei friedlich zugegangen bis am 3. Dezember Nitsch und Hostnig in der Kanzlei, Bäckerstraße 14 erschienen, und hätten ihn in ehrenrührigen Weise angegriffen.

Folgendes wurde Worell vorgeworfen: Dass er im eigenen Interesse handle, und nicht im Sinne der Gesellschaft, ein Herr Reithofer habe 20 Anteilscheine der „Unio catholica“ subskribiert habe, wolle jetzt nicht zahlen, weil er Direktor der Anstalt sei und Hofrat Ritter von Wottawa, Vereinsreferent im Ministerium des Innern und damit nur Worell gemeint. Daraufhin wurde sofort eine Sitzung einberufen. Die Anschuldigungen gingen gegen Worell Punkt für Punkt weiter, zum Schluss wurde der Prozess vertagt.

Der Prozess wurde im Februar 1890 fortgesetzt. Nitsch erklärte in der Verhandlung sollte Worell, der laufend Provisionen einstreife, Direktor bleiben, würde er und Hostnig ihre Demission einreichen. Am Ende wurden Nitsch und Hostnig freigesprochen, denn die Zeugen hatten keine Beleidigungen der beiden Angeklagten wahrgenommen.

Bei der Hausherren Vereins Sitzung, die am 11. Jänner 1897 im Klubsaal der Restauration Leidinger, Kärntnerstraße 61, stattfand, bemühte sich der Verein bereits seit längerer Zeit bei der Baudirektion der Stadtbahn um die Herstellung einer Station an der Stephaniebrücke zu erwirken doch aus finanziellen Gründen musste dieses Vorhaben fallen gelassen werden.

Anschließend ging es um die Regulierung des Stock im Eisen Platzes, durch welche eine imposante Aussicht vom Graben auf den Stephansdom, dem schönsten und ältesten Wahrzeichen Wiens ermöglicht werde. Dafür hatte sich vor allem Hostnig eingesetzt.

Florian Hostnig sah sich 1909 gezwungen wegen seines erschütternden Gesundheitszustandes seine Stelle als Mitglied des Präsidiums und gleichzeitig auch als Obmann des Vereines im 1. Bezirk zurückzulegen.

Am 7. Dezember 1910: Um halb drei Uhr morgens ist in seiner Wohnung, 2. Bezirk, Darwingasse 33, der Vermögensverwalter der Metropolitankirche zu St. Stephan kaiserlicher Rat Florian Hostnig im Alter von 75 Jahren gestorben.

Er war Ehrenmitglied der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft, Offizier der Akademie der schönen Künste in Paris, Ritter des Franz Joseph-Ordens, Besitzer der Ehrenmedaille für vierzigjährige treue Dienste, Kommandeur des päpstlichen Ordens vom Heiligen Grab, Ritter des päpstlichen Gregorordens, und des serbischen Takovaordens, Besitzer des päpstlichen Ehrenkreuzes pro Ecclesia et Pontifice (für Kirche und Papst), und der großen goldenen Salvatormedaille.

Er war in Wien sehr bekannt, kein Wunder, hat er sich doch durch rege humanitäre Tätigkeit sehr große Verdienste erworben. Von großer Liebenswürdigkeit im Amt, hatte er stets ein warm fühlendes Herz für Unglückliche und hat viele Tränen gestillt. Seine Art war anspruchslos und gemütlich. Er hinterlässt zwei Söhne, deren einer der Industrielle kaiserlicher und Kommerzialrat Gustav Hostnig ist, und drei Töchter, von ihnen sind zwei verheiratet. Seiner Witwe kamen sogleich zahlreiche Trauerkundgebungen zu. Die Beisetzung erfolgt auf dem Zentralfriedhof.

QUELLEN: Zeitung für Landwirte, 1. Februar 1890, Der Hausbesitzer, 15, Juni 1902, 1. Februar 1901, 15. Jänner 1897, Wiener Montags Post, 13. März 1899, Kronen Zeitung, 2. Juni 1910, Neuigkeits Weltblatt, 12. Februar 1890, Vaterland, 7. Dezember 1910, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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