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RESTAURIERUNGEN#

1895: Nachdem das Innere der Pfarrkirche zu St. Rochus und Sebastian auf der Landstraße schon vor mehreren Jahren sehr glücklich erneuert wurde, soll nun mit der Fassade eine Fortsetzung folgen.

Die Dominikanerkirche wurde im Inneren wieder hergestellt, man kann damit zufrieden sein, der finstere Raum ist durch eine dementsprechende Einrichtung an den Fenstern bedeutend heller geworden, leider sind die Gewölbe Malereien von Carpoforo Tencala, welche große kunsthistorische Bedeutung haben, verständnislos behandelt worden. An Stelle des stillosen Hochaltares von Rösner wollte man einen neuen setzen, der dem Charakter der Kirche besser entsprechen würde, und Architekt Jordan hat dafür ein höchst gelungenes Objekt geliefert; man blieb leider doch beim alten Altar. Es ist nicht einzusehen, weshalb geistliche Kreise, Gelehrte und Künstler sinnlos Zeit und Arbeit einsetzen, wenn sie zuletzt doch nur nach eigener Weisheit handeln, und das Resultat dementsprechend ausfällt.

Die sehr eingehende und sorgfältige Renovierung des Inneren der Franziskanerkirche ist gut ausgefallen, dagegen verstummen alle Nachrichten von derjenigen der Universitätskirche, von der es hieß, dass die herrlichen Fresken Pozzos in größter Gefahr seien. Was ist damit?

Die Pfarrkirche in der Alserstraße, früher Ordenskirche der Weissspanier, geht auch einer dringenden Herstellung entgegen. Sie ist ein bedeutender, wenn auch einfacher Bau im reduzierten Typus von San Gesu und scheint in ihrem Wert ein wenig unterschätzt zu werden.

Eine weitere Restauration steht dem Gebäude der Staatsschulden Kassa (Zentralbesoldungsamt, ehem. Palais Rottal) bevor, sehr schwierig, denn einerseits genügt der alte, prachtvolle Palast gar nicht den heutigen Zwecken des Amtsbüros und andererseits dürfen doch die herrliche Treppe, die Kapelle und die Überreste der schönen Säle des einstigen Rottal'schen, später Stadtbaukalitätshauses modernen nüchternen Adaptierungen geopfert werden.

Glimpflich ist es mit dem Savoy'schen Damenstift abgegangen, dessen Demolierung bereits befürchtet wurde. Ein Glück, dass alles Historische erhalten geblieben ist, die Salons mit ihren schönen Stucco-Plafonds, und im Hof, der monumentale Brunnen von Messerschmidt und Martin Fischer; die großen Fresko an den Feuermauern werden durch Prof. A. Groll restauriert, der sich mit ähnlichen Arbeiten im Roßauer Liechtenstein Palais, sowie durch seine ausgezeichnete Erneuerung des Danhauser'schen Armenseelenbildes bei St. Stephan sehr bewährt hat. Die reizvollen Balustraden an der Ostseite des Hofes sind bei dieser Restaurierung leider verschwunden, schade darum.

Es gäbe noch zwei bedeutende Restaurationen in Wien, und zwar aus dem Mittelalter, die Maria Stiegen-Kirche, welcher ihrer Vollendung entgegen geht und dann noch die Minoritenkirche, zu der die Projekte eben fertig wurden. Beide sind Prof. Luntz, einem Schüler Schmidts übertragen und sind von meisterhafter Gediegenheit ausgefallen.

QUELLE: Wiener Geschichtsblätter, 1895 Nr. 2, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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