ZIGARETTENERZEUGUNG#
1928: Wenn man eine Zigarette zur Hand nimmt, denkt man weder daran, noch hat man eine Vorstellung wie dieses kleine Etwas entsteht.
Schon allein die Tabakgewinnung, ihre Verteilung und Auswahl der verschiedenen Tabaksorten ist eine Wissenschaft für sich. Ein Fachmann einer kleinen Fabrik gewährt einem Journalisten Einblick und führt ihn an den hoch aufgestapelten Ballen des Handlagers entlang. Da gab es Tabak aus Südbulgarien, Mazedonien, Smyrna...
Im Handlager erfolgt auch die eigentliche Zusammenstellung der einzelnen Mischungen, durch die sich dann die verschiedenen Zigarettensorten unterscheiden. Von dem Handlager gelangt der Tabak in die Skartierung, wo um große Trog artige Behälter Arbeiterinnen sitzen, die die in den Ballen säuberlich aufeinander gelegten Blätter Stück für Stück mit der Hand auflockern. Nach einer leichten Befeuchtung mit reinem Wasser, aus feinen Streugießern, bleibt der Tabak dann 24 Stunden liegen, damit er die nötige Elastizität für die Schneidemaschinen gewinnt. Tätig wird nun die Mischmaschine, in der der Tabak vollkommen entstaubt, der daraus gewonnene Staub, wird an chemische Fabriken zur Herstellung von Insektenvertilgungsmitteln weiter gereicht.
Die Hauptmaschine der Fabrik ist jene Maschine die die Zigaretten herstellt, neuester Konstruktion, ein wahres Wunder technischer Präzision, bei der der Tabak oben in einen Kasten hineingeworfen und die fertige Zigarette am anderen Ende herauskommt. Eine solche Maschine stellt pro Tag, wenigstens die größeren, 350.000 Stück her. Ihr Gegenteil ist die Aufreißmaschine, die die fehlerhaften Zigaretten einige Tage offen getrocknet, werden sie in die Schachteln gepackt. Jede der Maschine beschäftigt einen Staubsauger, da die Hauptsache eines solchen Betriebes die Sauberkeit ist. Nicht nur aus hygienischen Gründen für die Arbeiter, sondern auch, weil die Zigarette sonst schlecht schmeckt und schlecht zügig wird. Die Tagesproduktion einer solchen Fabrik beträgt nicht weniger als 2 Millionen Zigaretten.
Vor der Erfindung der Zigaretten und Hülsenmaschinen konnte eine flotte Arbeiterin nicht mehr als 2000 Stück Zigaretten im Tag erzeugen. Jetzt wird auch die gesamte Verpackung maschinell automatisch geleistet.
In Österreich erreicht deren Absatz beinahe 70 Prozent der ganzen Rauchmittelerzeugung der österreichischen Tabakregie. Es wurden über 4100 Millionen Zigaretten des allgemeinen Tarifes und 480 Millionen Zigaretten-Spezialitäten, außerdem über 15.000 Meterzentner Zigarettentabak.
QUELLE: Salzburger Chronik, 20. März 1928, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO
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