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Allgemeine Einführung#

Volkskultur und Kultur#

Das Ziel dieser Sammlung ist es, einige Bereiche vorzustellen in denen sich Kultur / Volkskultur über die Zeit und auch durch die Entwicklung der Technologie in den letzten 60 - 70 Jahren stark verändert haben. Diese letzten 70 Jahre umfassen also ca. die Zeit seit 1947, als die ersten Steyr Traktoren vom Werk ausgeliefert wurden und die Mechanisierung der Landwirtschaft bald darauf mit Wucht einsetzte.

Zehn Jahre später, in der zweiten Hälfte der 1950er, erlebte die Volksmotorisierung heftige Schübe, weil zunehmend allgemein leistbare Automobile auf den Markt kamen, die in den frühen 1970ern ganze Flotten von preiswerten Gebrauchtwagen verfügbar machten, mit denen eine komplette Generation in den Automobilismus einsteigen konnte.

In jenen Dekaden erhielten Popular- und Populärkultur von der Unterhaltungsindustrie völlig neue Dimensionen. Dieses Zeitfenster ist bewusst gewählt. (Siehe dazu Sascha Seiler: „Das einfache wahre Abschreiben der Welt. Pop-Diskurse in der deutschen Literatur nach 1960“.) Einerseits ist das markante volkskundliche Werk zu Aspekten der „Volkskukltur in der technischen Welt“ von Hermann Bausinger 1961 erschienen (die späteren Neuauflagen enthielten nur geringe Modifikationen); zweitens kann man 1957 als den Beginn des Fernsehzeitalters, und des insgesamt starken Eindringens der Technologie in das Leben der Allgemeinheit sehen.

Über die Zeit und durch diese und andere Entwicklungen haben sich Kultur allgemein und "Volkskultur" insbesondere stark geändert.

Volkskultur#

1986 bezogen sich Jeggle, Korff, Scharfe und Warnecken ausdrücklich auf Werk und Wirkung von Bausinger, als sie „Volksskultur in der Moderne. Probleme und Perspektiven empirischer Kulturforschung“ (Rowohlts Enzyklopädie) herausbrachten.

2012 zeigte Dieter Kramer, dass von seinem Fach her auch sehr relevante Anregungen zum aktuellen Kulturgeschehen kommen. Etwa mit dem Buch „Kulturpolitik neu erfinden“ (Klartext Verlag Essen). Anregungen, die etwa in der zeitgemäßen Wissens- und Kulturarbeit auf dem Lande sehr nützlich sind.

Das sind Zusammenhänge, die in der seit Ende der 1970er Jahre bestehenden kulturellen „Initiativenszene“ bis heute kaum rezipiert und debattiert wurden. Die Volkskunde hat nicht aufgehört, solche Inputs anzubieten. So erscheint zum Beispiel 2015 Hermann Bausingers „Ergebnisgesellschaft. Facettten der Alltagskultur“ (Tübinger Vereinigung für Volkskunde). Das sind vor allem wichtige Zusammenhänge, wo

a) Theorie-Arbeit mit praktische Kulturarbeit in der Region in Berührung, günstigstenfalls in Wechselwirkung kommt und
b) die wenigstens seit den 1980ern wachsende, aber abschnittweise schwächelnde Kulturarbeit im Sinne einer „Eigenständigen Regionalentwicklung“ neue Impulse bekommen kann, wo
c) vor allem die Konsequenzen einer Volkskultur in der technischen Welt von der Volkskunde begleitet und beschrieben, wie in der Region gelebt werden, aber in Feuilletons und Kulturreferaten bisher praktisch keine Beachtung fanden.

Austria-Forum live ist auch ein Versuch, Kulturveranstaltungen jeder Art im realen und virtuellen Raum zu unterstützen.

Anmerkungen zu schon vorhandenden Beiträgen#

Kochen, Essen, Trinken (G. Jontes)#

Die Darstellung auf fast 500 Seiten Historische Wege zur Nahrungskultur der GegenwartBand 2017Günther JontesAustria-Forum2017 zeigt die geschichtliche Entwicklung. Dazu gehören auch: (a) Durch Globalisierung sind neue und nicht saisonale Produkte ins Land gekommen oder wurden billiger (Bananen waren vor 60 Jahren sündteuer, heute sind sie billiger als Äpfel; Mangos und Litschi waren unbekannt; Erdbeeren oder Weintrauben gab es im Jänner nicht, die italienischen Eissalons hatten nur von Mai-September offen,…) ; (b) Durch die Internationalisierung sind neue Speisen in die Lokale gekommen (Vor 60 Jahren gab es in Ö noch keine Pizza, Spaghetti oder Pommes, Schnecken oder Meeresfrüchte, Kebabs oder Schaschliks,…, aber dafür als das Höchste vom Höchsten ein Holstein-Schnitzel, das junge Generationen gar nicht mehr kennen) ; (c) Die Zubereitung der Speisen hat sich grundlegend geändert (durch Fertiggerichte oder Halbfertigprodukte (wer stampft noch Kartoffel für Püree, wer legt selbst noch Sauerkraut ein,…), durch Gefrierangebote, reiches Angebot an Dosengerichten,…); (d) Die Speiselokale haben sich geändert (die Zahl der typischen österreichischen Gasthäuser ist rückläufig (Zahlen ausheben!), in Wien gab es 1957 ein einziges chinesisches Restaurant in der Porzellan-Gasse (für hochpreisige Feste!), Fast-Food a la Mac Donald war unbekannt, Vegetarier sehr selten, Veganer unbekannt), Hauben-Lokale mit preisgekrönten Spezialitäten unbekannt; (e) Das Konsumverhalten hat sich geändert (trotz Vegetarier und Veganer wird heute insgesamt viel mehr Fleisch gegessen als vor 60 Jahren); billige Fische wie eingelegte Heringe sind heute teure Leckerbissen; der Bierkonsum in Österreich ist pro Kopf der dritthöchste in Europa, die Flasche mit Maggi-Suppenwürze fehlt inzwischen auf den meisten Tischen in Gasthäusern, „Salz und Brot macht Wangen rot“ klingt heute nicht mehr als Werbung für Salz, sondern als Drohung!,…); (f) Die Essgewohnheiten haben sich geändert: statt eines gemeinsamen Familienessen wärmt sich jeder wie er Spaß hat (oder wenn das Kind von der Schule kommt) ein Essen in der Mikrowelle,… (g) Wieviele der Rezepte in der kurzen Rezeptliste im Kulinarischen Lexikon gab es vor 70 Jahren? Was blieb über von Rezepten im Admonter Klosterkochbuch, oder von den Rezepten aus dem berühmten Kochbuch von Prato: Die Süddeutsche Küche. Wie ist das mit der Allergenverordnung?

Gegenwartkunst (M. Krusche) #

Wir haben stets neu zu klären, worauf der Begriff Kunst angewandt werden möge. Womit haben wir es gerade zu tun, wenn wir auf ein irritierendes Werk stoßen?

Die Gleichzeitigkeit verschiedener Stile, das Ende aller Regeln in der Kunst und das Ringen um neue Regeln, die Vermischung von trivialen Stoffen mit anerkannten künstlerischen Qualitäten usw.. Das 20. Jahrhundert hat uns in Sachen Kunst erhebliche Irritationen hinterlassen.

Vom Philosoph Nelson Goodmann („Sprachen der Kunst“) stammt die Anregung, nicht mehr „Was ist Kunst?“, sondern „Wann ist Kunst?“ zu fragen. Diese Vorstellung ist vielen Menschen auffallend unerträglich, wo sie sich nach Klarheiten und „Ewigen Werten“ verzehren.

Solche enormen Kräftespiele einer Verunsicherung in Fragen der Kunst („Das kann doch jeder!“ „Das kann ich auch!“) werden heute außerdem davon verschärft, dass wir unsere Koexistenz mit Maschinen/Maschinensystemen neu klären müssen. Dieses Verhältnis Mensch-Maschine-Kunst ist aktuell durch die Medienkonvergenz über digital codierte Maschinen und durch vernetzte Systeme in radikal neue Verhältnisse gestellt. Dazu kommt, dass inzwischen zunehmend selbstlernende Systeme, wie wir sie bisher kaum kannten, in derlei Prozessen mitmischen.

Carroll Gantzt hat in seinem Buch „The Industralization of Design“ (A History from the Steam Age to Today) anschaulich beschrieben, wie vor allem im ersten Quartal des 20. Jahrhunderts alle verfügbaren Kompetenzen genutzt wurden, um für/mit uns eine völlig neue „Welt der Dinge“ zu erschaffen, die unter intensiver Nutzung künstlerischer Kompetenzen gebaut wurde. Das hatte eventuell eine vergleichbare Brisanz wie das aktuelle Werden eines „Internet der Dinge“.

All das ereignete sich vor dem Hintergrund einer stellenweisen Verzahnung von Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst, während wir nun gerade auf eine Vierte Industrielle Revolution zugehen, durch die noch weitgehend unklar ist, in welchem Ausmaß Maschinen (-systeme) etwas leisten können, was wir bisher nur Menschen zugetraut haben.

Kultur allgemeiner#

In diesem Projekt wird auch kurz behandelt werden, welche Aspekte der Kultur/Volkskultur erhalten wurden, erhalten bleiben sollen, wie man das unterstützen kann und ihre Umwandlung in „Kitschveranstaltungen“ für den Fremdenverkehr etc. hintangehalten werden kann; wenigstens im Sinn der Unterscheidung zwischen Folklore und Folklorismus, wie sie Volkskunder Hans Moser 1962 vorgenommen hat, obwohl auch schon Geramb einseitig funktionalisierte Erscheinungsformen in der Volkskultur streng kritisiert hat.

In der vorliegenden Sammlung ist die Betonung aber nicht auf Volkskultur: Dazu dienen die getrennte Sammlungen:

Vielmehr liegt die Betonung wie sich die Kultur, im Sinne "Verhalten der Gesellschaft", durch die geschichtliche Entwilung, aber auch duruch "neue" wie die Motorisierung, durch das Internet, in der Sprache, in der Musik, im Bereich Landwirtschaft, bei der Essenskultur, bei den Berufen (bei denen viele verschwunden oder marginalisert sind, aber andererseits auch neue hinzukamen), aber auch wie sich Kunst und Freizetigestaltung verändert haben. Viele der angesprochenen Punkte werden bereits in den fertigen Beiträgen behandelt(siehe die Liste von Links im übergeordneten Beitrag Kulturwandel durch Technik, Teil 1, weitere zur Vertiefung oder zur Ergänzung der Themen sind in Vorbereitung:

Beiträge in Vorbereitung#

Der neue Bauernhof (M. Krusche) (Skizze)#

Die fortschreitende Automatisierung bewirkt, dass eine Person bald die Nahrung für 100 liefern kann AEIOU/Automatisierung_in_der_Landwirtschaft. Der normale Bauernhof mit Knechten, Mägden und generationsüberlappender Zusammenarbeit verschwindet.

Eine Faustregel besagt, die Traktormasse steigt etwa mit der dritten Potenz des Radstandes. Das hat allgemein sichtbare Folgen, die uns anschaulich werden, wenn uns gelegentlich moderne Riesentraktoren um die Ohren fahren. Andere Mechanisierungsschritte und maschinengestützte Systeme in der Landwirtschaft sowie Entwicklungen bei Saatgut, Dünger und Futtermittel erkennen dann bloß noch Fachkräfte.

Die Mechanisierung und Modernisierung der Landwirtschaft setzte sich in der Steiermark auf breiterer Ebene erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch. Bis dahin hatte, zumal für Fuhrdienste im Kriegseinsatz, nach wie vor der „Kentaurische Pakt“ Geltung. Über Jahrtausende waren Pferde, die „Hafermotoren“, vorrangig. Aber genau das konnten sich im Steirischen nur die wenigsten Landwirte leisten. Sie blieben bezüglich Zugkraft auf Ochsen angewiesen, manche sogar auf Kühe. In Österreich gilt seit Jahren, daß die landwirtschaftlich genutzten Flächen etwa gleich bleiben, während die Zahl der Betriebe stetig abnimmt. Das bedeutet: Zusammenlegungen und Vergrößerung der Wirtschaften. Das verlangt die zunehmende Einsparung von Arbeitskräften.

Von weltweit rund 1,33 Milliarden in der Landwirtschaft tätigen Menschen arbeitet rund eine Milliarde von Hand, 300 Millionen mit Zugtieren und bloß 30 Millionen mit Maschinen. (Gérard Choplin et al.)

In Österreich ist der einstige Umbruch durch jene ersten Steyr-Traktoren markiert, welche 1947 ausgeliefert wurden, die Steyr 180. Schon 30 Jahre davor hatte Henry Ford im irischen Cork eine Fabrik für Kompakttraktoren (Fordson Model F) bauen lassen, dafür gab es bei uns noch keinen Markt.

Traktoren als Ersatz für Zugtiere repräsentieren die Erste Mechanisierungsstufe. Historiker Hans Seper sieht den Verlauf der Zweiten Mechanisierungsstufe ab dem Jahr 1963, da mit den Steyr Typen 188, 190 und 288 Traktoren als universelle Arbeitsmaschinen konzipiert wurden.

Die Einführung von Dreipunktaufhängung, Hydraulik und Zapfwelle werden dabei als Zweite technische Revolution betrachtet. Inzwischen sind wir beim Präzisionsackerbau angekommen, beim „Precision Farming“ und bei autonomen Feldrobotern: „Precision Farming ist die engl. Bezeichnung für Teilschlagbezogene Landwirtschaft, ein innovatives informationsgeleitetes Managementkonzept der Landbewirtschaftung, das auf modernster Sensorik und Geoinformationen und damit auch dem Einsatz von Fernerkundungsdaten basiert.“ Quelle: http://www.fe-lexikon.info/lexikon-p.htm#precision-farming.

Automatisierungstechnik ist heute ein zentrales Thema. Bezüglich Agrartechnik heißt es längst: „Vom Precision zum Smart Farming“. Roboter und autonome Maschinen werden als komplexe, intelligente und flexible Systeme eingesetzt, auch in der Viehzucht.

Der Verlauf von Mechanisiserung über Automation zur Robotik ist längst über das Scherzchen hinweggegangen, wonach ein smarter Verkäufer dem Bauern für die Anzahlung auf eine Melkmaschine die einzige Kuh abgenommen hat. Es fällt uns derzeit schwer, die Kategorien der bäuerlichen und industriellen Landwirtschaft zu unterscheiden, denn das ist nicht primär eine Frage der Technologie, sondern des Umganges mit dem Boden und dem Wasser. Es leben noch Menschen unter uns, die gesehen haben, wie einst am frühen Morgen eine Gruppe Mahder hinausging, um das Mähen großer Flächen zu bewältigen. Wo die Flächen ausreichen, machen das heute Maschinen ganz alleine…

Kann die Netzkultur das Stadt- Landgefälle verringern (M. Krusche) (Skizze)#

Die Zweite Industrielle Revolution hat im ersten Quartal des 20. Jahrhunderts die Grundlagen einer Volksmotorisierung geschaffen, in der individuelle Mobilität eine völlig neue Dimension erhielt. Das vollzog sich in Österreich erst nach dem Zweiten Weltkrieg, mit dem übrigens der Jahrtausende währende „Kentaurische Pakt“ endete, ein spezielles Verhältnis zwischen Mensch und Pferd, das sich in den neuen Technologien auflöste.

Diese Umbrüche all dessen, was wir bisher zur Raumüberwindung genutzt haben, war von der Verbreitung der Eisenbahn vorbereitet worden, einem Phänomen der Ersten Industriellen Revolution durch die Dampfmaschinen, welche Erzherzog Johann von Österreich sich vom Meister des Faches, James Watt, in England persönlich hatte zeigen lassen.

Nach Dampfmaschine und Serienfertigung finden wir die Motive der Dritten Industriellen Revolution, mit der eine Medienkonvergenz einherging, weil es nun digitale Codes erlaubten, die gleichen Maschinensysteme für verschiedene Medienformen zu verwenden.

Diese Digitale Revolution hat die Medienwelt gesamt verändert und damit neue Möglichkeiten der Raumüberwindung geschaffen. Menschen bemühen sich seit der Antike um Methoden der Telekommunikation. Was wir als Info-Sphäre kennen, lässt sich in einer vorindustriellen Form noch heute im öffentlichen Raum vorfinden: Ein verzweigtes Netzwerk von Klein- und Flurdenkmälern, wodurch wir Kultur- und Sozialgeschichte erzählt bekommen.

Dieses System entspricht aber noch dem Prinzip des Broadcasting: Ein Sender richtet sich an viele Empfänger. Aktuelle Netzkultur, wie wir sie nicht erst seit Österreichs Anbindung an das Internetprotokoll TCP/IP üben konnten, macht alte Muster im Verhältnis zwischen Zentrum und Provinz vielfach hinfällig.

Fernsehen, Kommunikation und Informationsbeschaffung (H. Maurer) (Skizze)#

Hat anfangs die Bier-Kartenspiel Tradition in Gasthäusern ersetzt, bis jeder Haushalt einen hatte. Gemeinsame Fernsehabende, solang es nur 1- 2 Programme gab waren vorstellbar, heute kaum noch. Der Gipfel der Fernsehwelle (man schaut an was gerade gesendet wird) ist aber wohl schon bald vorüber: durch Chanell-Hopping oder Streaming, auch auf Smartphones, wird der gesellschaftliche Zusammenhalt über gemeinsam Erleben immer mehr durchbrochen. „wir amüsieren uns nicht nur zu Tode“, wie Neil Postmann das schrieb, unsere Weltsicht, unsere Moral hat sich durch das Fernsehen und das Internet stark verändert.

Eine YouTube Video Gesellschaft, einen Menschheit, die hauptsächlich mit SMS und Bildern (Skype, Whatsapp, Snapchat) und über Social Networks kommuniziert, ist im Vormarsch. Kann ein Land und eine Wirtschaft wirklich a la Trump über Twitter gesteuert werden? Wie verlässlich sind die Informationen, die wir über die Medien bekommen oder die wir in Internetservern finden. Wieso gibt es ein Qualitätsranking von Restaurants und Hotels, aber keines für Internetquellen?

Beiträge, deren Ausarbeitung nach Beendigung des Projektes längerfristig geplant ist#

Fernsehen, Kommunikation und Informationsbeschaffung#

Hat anfangs die Bier-Kartenspiel Tradition in Gasthäusern ersetzt, bis jeder Haushalt einen hatte. Gemeinsame Fernsehabende, solang es nur 1- 2 Programme gab waren vorstellbar, heute kaum noch. Der Gipfel der Fernsehwelle (man schaut an was gerade gesendet wird) ist aber wohl schon bald vorüber: durch Chanell-Hopping oder Streaming, auch auf Smartphones, wird der gesellschaftliche Zusammenhalt über gemeinsam Erleben immer mehr durchbrochen. „wir amüsieren uns nicht nur zu Tode“, wie Neil Postmann das schrieb, unsere Weltsicht, unsere Moral hat sich durch das Fernsehen und das Internet stark verändert.

Eine YouTube Video Gesellschaft, einen Menschheit, die hauptsächlich mit SMS und Bildern (Skype, Whatsapp, Snapchat) und über Social Networks kommuniziert, ist im Vormarsch. Kann ein Land und eine Wirtschaft wirklich a la Trump über Twitter gesteuert werden? Wie verlässlich sind die Informationen, die wir über die Medien bekommen oder die wir in Internetservern finden. Wieso gibt es ein Qualitätsranking von Restaurants und Hotels, aber keines für Internetquellen?

Die Spaltung in Generationen #

Bauerlein in seinem Buch „The dumbest Generation“ argumentiert recht überzeugend, dass Computertechnologien Generationen immer mehr auseinander bringen, ja dass die Informationsweitergabe nicht mehr von der älteren Generation an die jüngere erfolgt, sondern die junge Generation immer mehr von Gleichaltrigen und durch YouTube Clips etc. lernt.

Die Kultur der Arbeitslosigkeit #

Es wird immer wieder von Politikern behauptet, dass die zunehmende Automatisierung zwar viele Tätigkeiten unnötig macht, aber andere schafft, d.h. die insgesamt notwendige Arbeit nicht geringer wird, also keine Massenarbeitslosigkeit droht. Das ist eine Lüge. Die Menge der Arbeit wird weiter zurückgehen. Man wird um eine Arbeits- und Vermögensumverteilung, um einen neuen Umgang mit Arbeitslosigkeit nicht herumkommen. Die Geschichte liefert den Beweis: Mein Großvater (Kärntner Bergbauer) arbeitete jeden Tag seine 10 Stunden, kannte keinen Urlaub, und wenige Feiertage. Nach meiner Schätzung arbeitete er über 3.000 Stunden pro Jahr. Bei 52 Arbeitswochen mit (wegen der Feiertage) nur 35 Stunden/ Woche und 5 Wochen Urlaub arbeitet man heute maximal 47 x 34 = 1.480 Stunden pro Jahr, also weniger als die Hälfte.

Änderungen in der Musikkultur#

Das Singen im Musikunterricht der Schulen ist genau so ausgestorben wie im Familienverband. Auf Berghütten, wenn sich wirklich noch jemand findet der mit der Gitarre ein Lied singt gibt es nur noch einige, die wenigstens mitsummen können. Das Erlernen eines Musikinstruments wird sehr viel weniger forciert als früher. Bei klassischen Konzerten überwiegen Menschen mit grauen Haaren. Nur bei Chormusik, die vorübergehend auch zurückgegangen ist, kann man eine Trendwende beobachten: Chöre werden wieder populärer.

Altern und Gesundheit#

Was bringt die neue Medizin? Was wird aus der Kultur der Alterspflege? Gibt es ernsthafte Belege dass Roboter- ähnliche Geräte nicht nur älteren Menschen helfen können (das ist kaum mehr zu bezweifeln) sondern auch als „Ersatzgesellschafter“ dienen können? Wann wird ein Mensch mit Herzschrittmacher, Hörgerät, künstlicher Hüfte, Herzklappe von einem Schwein, starker Brille usw. zu einem Cyborg?

Spiele#

Gesellschaftsspiele, die man in einer Familie oder mit einer zweiten in größerem Kreis gespielt hat ( „Stadt-Land“, „Teekessel erraten“, „Sprichwörter erraten“. (Ich seh‘ ich seh‘ was Du nicht siehst“ ) sind fast so vom Auststerben bedroht wie Denkspiele (wie Schach oder Go; werden anspruchsvollere Kartenspiele wie Tarock oder Bridge noch von der jungen Generation gespielt?). Vieles hat sich auf Spiele im Internet verlagert, wo oft tausende Menschen mitspielen, oft kombiniert mit „Geospielen“, usw. Die Unterhaltung bei den Treffen von Jugendlich sind oft um eine „Event“ oder einen DJ aufgebaut und sonst wenig strukturiert…

Weitere Themenvorschläge?#

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Zum Stil: Die Beiträge müssen für die Allgemeinheit verständlich sein, Fachausdrücke oder Anspielungen müssen erklärt werden. Literatursammlung eventuell in zwei Teilen: (a) Buch und Zeitschriftenpublikationen (b) URLs. So habe ich das in meinem Beitrag: Internet - ein kritischer Spaziergang (s.o.) gemacht. Bitte Beiträge als Word oder pdf mit einem Titel senden. Sie werden dann als Beiträge formatiert (dafür bitte auch an ein paar Bilder denken). Bitte Unterlagen schicken an:mailto: hmaurer@iicm.edu.

Siehe auch den Beitrag im Joannovum 2/2020#


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