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Immer der Nase nach#

Das Mikrobiom beeinflusst die Gesundheit - und auch den Geruchssinn.#


Mit freundlicher Genehmigung der Wiener Zeitung, 23. Jänner 2018


Symbolbild Geruchsinn
Geruchsinn
Foto: Fotolia/Ingo Bartussek

Graz/Wien. (gral) Billionen an Mikroorganismen bevölkern den menschlichen Körper: auf der Haut, im Darm, im Mund und ebenso in unserem Riechorgan. Dieses sogenannte Mikrobiom - die Summe aller Kleinstlebewesen wie Bakterien, Viren und Pilze - ist entscheidend für unsere Gesundheit. Gerät es aus dem Gleichgewicht, entstehen Krankheiten. Über das Mikrobiom der Nase ist noch wenig bekannt. Grazer Wissenschafter haben nun allerdings erforscht, dass dieses den Geruchssinn beeinflusst.

Nicht riechen zu können, bedeutet für betroffene Menschen eine Einschränkung im Alltag. Jeder, den schon einmal ein massiver Schnupfen geplagt hat, kann dies ansatzweise nachvollziehen. Ausprägungen gibt es unterschiedliche - von falschen Geruchswahrnehmungen über Verminderung bis zum totalen Verlust des Geruchssinns. Parallel dazu verschlechtert sich auch der Geschmackssinn, denn die Aromen im Essen werden vor allem über die Geruchsrezeptoren in der Nase wahrgenommen.

Unterschiedliches Mikrobiom#

Das Mikrobiom ist an der Entwicklung der Riechschleimhaut und damit an der Riechfunktion stark beteiligt, schreibt ein Forscherteam des Grazer BioTech-Med-Verbundes im Fachblatt "Scientific Reports". An 67 gesunden Probanden wurden die Zusammenhänge untersucht. 28 Teilnehmer hatten eine normale Riechfunktion, 29 einen "guten Geruchssinn" und zehn litten unter einem "eingeschränkten Geruchssinn". Innerhalb dieser drei Gruppen unterschied sich die mikrobielle Zusammensetzung signifikant, so die Wissenschafterinnen um Veronika Schöpf vom Institut für Psychologie der Uni Graz und Christine Moissl-Eichinger von der Medizinischen Uni Graz. "Insbesondere konnten wir feststellen, dass vor allem die buttersäureproduzierenden Mikroorganismen mit einer beeinträchtigen olfaktorischen Funktion in Zusammenhang gebracht werden können", so die Forscherinnen.

In dem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt "Von der Nase ins Gehirn" sollen in einem Zusammenspiel von Mikrobiomforschung und Neuroimaging die Grundlagen des Geruchssinns und die Rolle des bisher noch geheimen Lebens in der Nase weiter erforscht werden.

Geruchsstoffe in der Stadt#

An jedem Ort der Welt gibt es eine Menge Gerüche, die der Mensch einfangen kann. Das reicht vom Duft frischer Semmeln bis zum Verkehrsgestank. Innsbrucker Forscher haben sich in einer Studie allerdings nicht um die Riechfunktion Gedanken gemacht, sondern darüber, woraus diese Geruchsstoffe überhaupt bestehen. Die meisten davon seien "flüchtige organische Verbindungen", berichten Forscher um Thomas Karl vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck im Fachblatt "Pnas".

Sie haben diese mithilfe eines sogenannten Protonen-Transfer-Reaktions-Massenspektrometers in ihrer Stadt gemessen und so deren momentanes Gesamtbukett festgehalten. Der Mensch emittiert viel mehr solcher Stoffe als bisher angenommen, stellen die Forscher fest. Doch keines davon in gesundheitsschädlicher Menge, wie die Studie zeigt. Dennoch versucht man, diese Stoffe generell niedrig zu halten, denn flüchtige organische Verbindungen tragen zur Produktion des bodennahen Ozons bei. Deshalb sei es nicht gerade positiv zu beurteilen, dass die Gesamtmenge der städtischen Emissionen doch deutlich unterschätzt wurde.

Rechnet man die Messergebnisse von Innsbruck auf die ganze Welt um, wären die Emissionen in den Städten mindestens doppelt so hoch, als bisher geschätzt. Weil dadurch auch mehr Feinstaub in der Atmosphäre ist, was wiederum die Wolkenbildung beeinflusst, müssten auch die Klimamodelle angepasst werden.

Wiener Zeitung, 23. Jänner 2018

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