Notiz 079: Ditmar & Urban, das Buch#
von Martin KruscheIch hatte durch den langjährigen Kontakt mit Heinz und Lisl Mesicek die Annehmlichkeit, diese Geschichte als Zaungast verfolgen zu können. Ich wurde von den beiden laufend informiert. Das betraf die Anstrengungen, erst einmal zu klären, womit man es bei diesem Automobil überhaupt zu tun hat und woher welche Komponenten des Fahrzeugs stammen.
Dann die Bemühungen, technische Fragen zu klären, denn solche Fahrzeuge sind mit keiner Dokumentation versehen. Schließlich mußten die nötigen Mittel beschafft werden. Es ist nicht nur viel an Arbeitsleistung, sondern auch einiges an Geld nötig, um einen Fund wie diesen Wagen wieder in Fahrt zu bringen.
Das einzige erhaltene Exemplar dieser Art wurde in einen einigermaßen plausiblen Zustand versetzt und für eine Straßenzulassung fit gemacht. Das heißt, ein lebhaftes Team blieb mehrere Jahre dran. Bei der Löwenrallye 2019 konnten wir den D&U-Wagen dann am Start sehen. Und zwar im Set mit einem Ford Model T, einem Steyr IV und einem Steyr XII.
Das heißt, durch genau diese Fahrzeuge war jene Ära des Automobilismus vorzüglich abgebildet. Die Tin Lizzy als erstes Großserien-Auto der Geschichte steht für eine Entwicklung, unter der Österreichs Automobilindustrie noch nach dem Ersten Weltkrieg litt. Importe aus Amerika waren trotz der Transportkosten und Zölle noch vielfach günstiger als heimische Produkte.
Der Steyr IV hatte den Steyr II (das Steyr Waffenauto) abgelöst und war als dessen „Schrumpfversion“ ein Schritt Richtung kompakterer, preiswerterer Automobile. Der Steyr XII ist das erste Großserienfahrzeug aus heimischer Produktion und damit ein Monument der Zweiten Industriellen Revolution.
Ich zitiere einen gutgelaunten Zwölfer- Besitzer, nämlich Thomas Billicsich: „Ich halte den Steyr XII, den ich seit ca 32 Jahren habe, für ein qualitativ hervorragend konstruiertes und gebautes Auto. Österreichische Wertarbeit.“
Das bedeutet, der D&U-Wagen, etwa Mitte der 1920er Jahre gebaut, steht im Gegensatz dazu noch für die Erste Industrielle Revolution. Ein Beispiel für die Kleinserien, wie sie vor jener Automatisierungswelle, produziert wurden und ohne weitere Marktchancen blieben.
Heinz Mesicek war in der Dokumentation des Restaurierungsprozesses federführend. Dazu erschien eine Publikation in zwei Auflagen. Dieses Liebhaberwerk ist aber inzwischen vergriffen. Also ließen sich Heinz und Lisl Mesicek gewinnen, dem Austria-Forum eine digitalisierte Version zur Verfügung zu stellen, so daß Interessierte den Band online durchsehen können.
Eine weitere Schilderung dieses Projektes finden Sie hier: „Ditmar & Urban“ (Vergebliche Mühe und spätes Gelingen). Zum Hintergrund und zur Verbindung mit der Oststeiermark siehe: „Niemand ist alleine klug“.
- Das Buch: "Der D & U-Wagen" (Die Geschichte eines Grazer Automobils und dessen Hersteller)
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