Notiz 086: Reisch. Ein Rückblick.#
(Folge #2)#
von Peter Reisch
Dies führt zu Überlegungen zum Zeitenwandel: Gedanken zur “Gründerzeit“ (1970er Jahre)#
In den Anfangszeiten der österreichischen Sammlerszene gab es eine Handvoll „Infizierter“, welche sich dem Bewahren alter Vehikel verschrieben haben, zu denen seit den 1950er Jahren auch Max Reisch gehörte, welcher aufgrund seiner Weltgereistheit die englische, französische, auch amerikanische Sammlergemeinschaft bereits vor dem Weltkrieg 2 kennengelernt hat.
Diese Sache interessierte ihn primär, denn er konnte sich von seinen motorisierten Weggefährten aus sentimentalen Gründen nie trennen, so wurde er, wohl unbewusst, zum ersten österreichischen Sammler historischer Fahrzeuge. Seine 1933er „Indien-Puch“, sein 1934er „Asien-Steyr 100“ landeten noch vor dem 2.Weltkrieg kurzzeitig im Wiener Technischen Museum als Leihgabe.
Als es 1962 soweit war, dass der erste Club gegründet werden soll, der „ÖMVK“ (Österr. Motor Veteranen Klub) wurde aus der Taufe gehoben, wollte der Motorjournalist und Chefredakteur des ÖAMTC Erich Schmale auf „den größten Sammler Österreichs“ (Reisch) nicht verzichten.
Die Gründungsversammlung war am 6.April 1962 in Wien, Max Reisch, Henry Goldhann, als „zweitgrößter Sammler“ und eine Handvoll anderer Enthusiasten, waren mit von der Partie.
Auch heute „vergessene“ Protagonisten mit großem Namen, Museumsdirektor Hans Seper, Motorradpapst Helmut Krackowitzer, Bankier Herbert Schöller, der geachtete Prof. Robert Eberan-Eberhorst von der Lehrkanzel „Verbrennungsmotoren“ und Heinrich Nauheim, Shell-Pressereferent gehörten dazu.
Sie wurden von den, noch ahnungslosen Mitbürgern als „Spinner“ abgetan, kaum einer glaubte diesen voraussehenden Männern.
Das sollte sich aber bald ändern, die Veteranenszene wuchs anfangs langsam, jedoch begann eine Art Goldgräberstimmung um sich zu greifen, natürlich hatten damals die Protagonisten der 1950er Jahre die Nase vorn. Wohl dem, der Verbindungen außerhalb von Österreich hatte und aus den Aktivitäten in den Nachbarländern Frankreich und England Nutzen ziehen konnte. (diese Länder gelten als „Mutterländer“ der europäischen Veteranenszene)
Die alten Verkehrsmittel mit Motor wurden zunehmend begehrte Sammelobjekte, welche in jenen Anfangsjahren in den Annoncenrubriken noch unter „Antiquitäten“ zu finden waren. Das Suchen und Finden wirkte jedoch auch ansteckend, der „Jäger verlorener Schätze“ wurde nebenbei zum Sammler.
Die Liebhaberei wuchs, bald zum Hobby deklariert, weitere Clubs entstanden und die Spinner der ersten Stunde wurden plötzlich nicht mehr belächelt. Sie galten sogar als elitär und wurden mit dem „Neid der Besitzlosen“ bedacht, manch einer verbarg sogar seine Autos oder Motorräder, um nicht Missgunst zu erwecken. Es war eine verdrehte Zeit in der aufkommenden Oldtimerszene in den 1970er Jahren. (Wird fortgesetzt!)
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